Asylunterkünfte knarren und knarren auch in den Ländern um uns herum | JETZT

Aufgrund der vielen Berichte über die Asylkrise in den Niederlanden haben sich viele Besucher unserer Reaktionsplattform NUjij gefragt: Haben andere Länder auch eine Asylkrise? Und ja, das stellt sich heraus: In vielen Ländern um uns herum knarren und knarren Asylaufnahmezentren. Ein Überblick.

Zunächst einmal ist es gut zu wissen, dass der Zustrom von Flüchtlingen in viele europäische Länder nicht absurd hoch ist. Die aktuellen Zahlen kommen nicht an die Krise von 2015 heran.

Auf dem Höhepunkt dieser Krise gingen jeden Monat mehr als 160.000 Anträge in der gesamten Europäischen Union ein. Heute bewegt sich diese Zahl laut Eurostat-Zahlen zwischen 50.000 und 70.000.

Dennoch tun sich viele Länder schwer damit, Asylanträge richtig zu handhaben. Das führt zu schmerzhaften Situationen.



Belgien

In Belgien wie in den Niederlanden melden sich Asylsuchende bei einem zentralen Aufnahmezentrum an. Dies geschieht in Brüssel bei der Ausländerbehörde. Solange ihr Asylantrag bearbeitet wird, haben Asylsuchende Anspruch auf Aufnahme.

Doch auch die Belgier kämpfen mit einem überfüllten Empfang. Seit Herbst 2020 sind fast alle der 30.000 Aufnahmeplätze belegt. Dies ist zum Teil auf einen ziemlich großen Zustrom zurückzuführen. Aber der Hauptgrund – genau wie in den Niederlanden – ist der geringe Durchsatz. Asylverfahren dauern lange, bis zu zwei Jahre.

Es beschäftigt die Menschen lange, während sie auf Klarheit warten. Auch der Zustrom von Wohneigentum ist aufgrund der Wohnungsnot gering.

Und das führt zu Unruhe. Unter Asylbewerbern, die die Nacht auf der Straße verbringen müssen, kommt es oft zu Unruhen. Am Morgen ist die Polizei in großer Zahl anwesend, um einen reibungslosen Ablauf der Eröffnung des Aufnahmezentrums zu gewährleisten.

Auch belgische Gerichte werden mit Klagen überschwemmt. Allein in diesem Jahr wurden 1400 Klagen gegen Fedasil, die für die Aufnahme zuständige Organisation, eingereicht. Asylsuchende fordern Aufnahme, weil Fedasil dazu verpflichtet ist. Asylsuchende haben oft recht.

Hunderte Asylbewerber warten vor dem Antragszentrum in Brüssel.


Hunderte Asylbewerber warten vor dem Antragszentrum in Brüssel.

Hunderte Asylbewerber warten vor dem Antragszentrum in Brüssel.

Foto: Belgien

Deutschland

Unsere östlichen Nachbarn beherbergen mit Abstand die meisten Flüchtlinge in Europa. In absoluten Zahlen, aber auch pro Kopf. Deutschland arbeitet mit einem nationalen System, das Flüchtlinge nach Bundesländern, nach Bevölkerungszahl und Steuereinnahmen zuweist.

In Deutschland gibt es achtzehn Vollstreckungszentren (achtzehn „Ter Apels“). Dadurch ist der Druck pro Applikationszentrum viel geringer und die Zentren sind daher viel weniger gefüllt.

Allerdings hat Deutschland auch Probleme mit der Aufnahme von Asylbewerbern. Allerdings sind seit Beginn des Zustroms ukrainischer Flüchtlinge manche Aufnahmeeinrichtungen für deutsche Asylsuchende überfüllt. Obwohl in kurzer Zeit viele zusätzliche Unterbringungsplätze gefunden wurden, sind es immer noch zu wenige.

Das zeigt sich zum Beispiel in Berlin, das laut nationaler Quote mehr als 5 % aller „deutschen“ Asylbewerber aufnehmen muss. Die überfüllte Hauptstadt arbeitet jetzt mit einem Notfallplan und beherbergt Asylbewerber in Schiffscontainern, Hotels und Herbergen.

Vereinigtes Königreich

Als das Vereinigte Königreich die EU am 31. Dezember 2020 offiziell verließ, war noch kein Migrationsabkommen zustande gekommen. Das Vereinigte Königreich und die EU haben lediglich eine Erklärung veröffentlicht, in der sie „die Bedeutung einer angemessenen Steuerung der Migrationsströme“ befürworten. Eine konkrete Vereinbarung wurde nicht getroffen.

Inzwischen hat Großbritannien fast alle bestehenden Abkommen zurückgezogen, darunter auch das Dubliner Übereinkommen. Dieses Abkommen sieht vor, dass der Staat, in dem ein Flüchtling zuerst Asyl sucht, für die Bearbeitung des Asylantrags zuständig ist.

Nach Angaben der Vereinten Nationen warten fast 80 % der Asylbewerber auf die Bearbeitung ihres Antrags in einem anderen Land als Großbritannien. Dies kann das Heimatland des Asylbewerbers sein, aber auch ein anderes Land, das Asylbewerber vorübergehend aufnimmt. Die Folge: Großbritannien muss selbst kaum noch Menschen aufnehmen.

Doch die wachsende Zahl von Migranten bereitet Großbritannien Sorgen. Im Jahr 2021 gingen die meisten Asylanträge seit fünfzehn Jahren ein.

Die Asylkrise in den Niederlanden erklärt

Frankreich

Frankreichs Flüchtlingspolitik wird seit Jahren von Menschenrechtsgruppen kritisiert. Obwohl relativ wenige Flüchtlinge ins Land kommen, gibt es zu wenige Aufnahmeplätze.

Infolgedessen werden an mehreren Orten in Frankreich Zeltlager errichtet, in denen Asylsuchende untergebracht sind, die nirgendwo hingehen können. Tausende Migranten beispielsweise leben seit Jahren unter ärmlichen Bedingungen in Lagern entlang der Nordküste Frankreichs um Calais und Dünkirchen. In den Camps gibt es oft kein Trinkwasser und wenig Hygiene. In Paris finden sich viele Asylsuchende auf der Straße wieder.

Manchmal werden diese Zeltlager von der französischen Polizei abgerissen. Doch wenn Asylbewerber erneut einen Antrag stellen, geht es oft wieder schief. Dadurch landen sie wieder in einem Zeltlager.

Darüber hinaus stellen viele französische Migranten gar keinen Asylantrag, weil sie ihre Reise ins Vereinigte Königreich fortsetzen möchten. Da die Grenzkontrollen streng sind, ist dies normalerweise nicht möglich. Infolgedessen bleiben sie in französischen Zeltlagern gefangen.

Den Zeltlagern in der Nähe von Calais (Frankreich) mangelt es an sanitären Anlagen und Trinkwasser.


Den Zeltlagern in der Nähe von Calais (Frankreich) mangelt es an sanitären Anlagen und Trinkwasser.

Den Zeltlagern in der Nähe von Calais (Frankreich) mangelt es an sanitären Anlagen und Trinkwasser.

Foto: Getty Images

Dänemark

In Dänemark funktioniert die Asylpolitik etwas anders als in vielen anderen europäischen Ländern. Traditionell war das skandinavische Land offen für den Zustrom von Asylsuchenden. Doch das änderte sich, als 2015 die Zahl der Anträge im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise stark anstieg.

2019 entschied die Regierung beispielsweise, dass die Lage in Teilen Syriens, darunter auch in der Hauptstadt Damaskus, sicher sei. Mindestens zweihundert Syrer aus Dänemark wurden daraufhin des Landes verwiesen. Auch für Asylsuchende ist es schwieriger geworden, ihre Familien nachzuholen. Darüber hinaus wurden sogar persönliche Gegenstände (z. B. Eheringe) beschlagnahmt, um den Lebensunterhalt von Asylsuchenden zu bestreiten.

So begrenzt Dänemark die Zahl der zu bearbeitenden Asylbewerber. Vor einigen Jahren hat die Regierung beschlossen, die Politik so zu organisieren, dass überhaupt keine Asylsuchenden einreisen. Plötzlich haben die Dänen kein Problem mehr mit der Aufnahmekapazität.

Human Rights Watch und andere Menschenrechtsorganisationen sind völlig unzufrieden mit der dänischen Asylpolitik. HRW kritisiert, dass Kopenhagen Syrer kaum zulasse, während Ukrainern die Tür weit offen stehe. Die Organisation prangert die „verabscheuungswürdigen Gesetze zur Abschreckung von Asylsuchenden“ an.

Aber auch von der EU und den Vereinten Nationen wird das dänische Vorgehen kritisiert. Mit ihrer unattraktiven Politik würden die Dänen Asylsuchende indirekt in andere Länder zurückschicken.

Poldie Hall

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