„Die angekündigten Hilfen reichen für deutsche Unternehmer nicht aus“

International09.09.22 09:22Aktualisiert am 16. September 22 12:12Autor: Rémy Kock

Die deutsche Wirtschaft hat wenig Vertrauen in den Plan von Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, einige Unternehmen vorübergehend stillzulegen, um nicht pleite zu gehen. Trotz Rettungsschirm rechnet der sogenannte Mittelstand im kommenden Winter mit einer Pleitewelle, wenn die Energiepreise explodieren.

Laut dem deutschen Korrespondenten Derk Marseille ist das Unterstützungspaket noch nicht abgeschlossen. „Es wird ein Sicherheitsnetz geben, aber konkrete Hände und Füße hat er noch nicht“, sagt er. „Er hat im TV-Interview den Fehler gemacht, dass Unternehmen nicht immer pleite gehen müssen, wenn sie die Produktion schließen.“ Laut Marseille wurde Habeck am Tag nach dem Interview vorgeworfen, nicht verstanden zu haben, wie die Wirtschaft funktioniert. „Also gab es Druck auf seine Abteilung, einen Plan zu entwickeln.“

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Der Plan sieht daher ein zusätzliches Sicherheitsnetz für kleine und mittelständische Unternehmen vor, das angesichts steigender Preise bereits im kommenden Herbst ausgerollt werden soll. „Konkret könnte er sagen, dass es mehrere Tausend pro Unternehmen und Jahr sein könnten“, fährt Marseille fort. „Aber es wird speziell auf die gestiegenen Kosten pro Unternehmen eingegangen. Also kein „Geld für alle“, sondern gezielt auf die Wünsche einzelner Unternehmer eingehen.“

Nicht genug

Die Oppositionspartei CDU ist unzufrieden mit den Plänen, die sie als „ungenügend“ bezeichnet. Parteichef Friedrich Merz sagte, es sei „Wahnsinn“, dass Deutschland die Atomkraftwerke nicht bis Ende des Jahres offen halte. sagte Marseille. „Diese Kraftwerke bleiben nun schwebend auf der Reserveliste, werden aber nicht wieder hochgefahren. Habeck verdrängte dies jedoch umgehend mit der Aussage, die CDU/CSU habe sechzehn Jahre regiert und sei daher auch in der Energiepolitik engagiert: „und das ist gescheitert“.

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Allerdings wird Merz von vielen Unternehmern in Deutschland unterstützt, die ebenfalls nicht beruhigt wirken. Marseille hat dafür Verständnis, denn über das Ausmaß einer möglichen Pleitewelle – falls sie denn eintritt – ist nichts zu sagen. „Es regnet diese Woche Pressemitteilungen von Berufsverbänden, die besagen, dass der angekündigte Plan niemals ausreichen wird“, sagte Marseille. Dort wird auch das Wort „dramatisch“ verwendet. Und er schaut nicht nur auf die kalten Zahlen, sondern auch auf die Stimmung in den deutschen Branchen. Sie haben keine Perspektive.

Zahlen

Laut Marseille hat jedes zehnte Unternehmen seine Produktion bereits reduziert oder sogar eingestellt, und jedes vierte Unternehmen verlagert Geschäftseinheiten oder Teile der Produktion ins Ausland. „Nach Angaben des Branchenverbands Familienunternehmen stehen Zehntausende Arbeitsplätze auf dem Spiel“, schließt er. „Auch wenn die Regierung noch mehr Hilfe überweisen wird.“

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Mariele Geissler

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