Hamburger Hafenterminal als kritische Infrastruktur registriert

BERLIN/HAMBURG (dpa-AFX) – Der geplante Einstieg des chinesischen Staatskonzerns Cosco in einen Containerterminal in Hamburg könnte geprüft werden. Eine Sprecherin der Hamburger Hafen und Logistik AG sagte am Mittwoch in Hamburg, das Terminal in Tollerort (CTT) sei als kritische Infrastruktur registriert worden. Für das Unternehmen bedeutet die Eintragung jedoch keine wesentliche Änderung für die HHLA.

„Tatsächlich ist der HHLA-Konzern seit 2018 als kritische Infrastruktur eingestuft und hat sich entsprechend positioniert. Seitdem ist das Unternehmen seinen Verpflichtungen zur IT-Infrastruktursicherheit vollständig nachgekommen“, so der Sprecher weiter.

Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ nach gemeinsamen Ermittlungen mit NDR und WDR berichtet, dass das Bundesamt für Informationssicherheit (BSI) den Terminal Tollerort inzwischen als kritische Infrastruktur und damit als besonders schützenswert eingestuft habe. Dies könnte das chinesische Engagement erneut in Frage stellen.

Ob dies tatsächlich der Fall ist, war zunächst unklar. Eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Mittwoch in Berlin, das Ministerium prüfe die Auswirkungen des Deals, da sich die Voraussetzungen geändert hätten. BSI und Bundesinnenministerium wollten sich auf Nachfrage nicht äußern.

Cosco wollte ursprünglich 35 % der Betreibergesellschaft des Containerterminals Tollerort GmbH übernehmen und im Gegenzug den Terminal zu Europas bevorzugtem Umschlagplatz modernisieren. Allerdings war innerhalb der Bundesregierung ein heftiger politischer Streit darüber entbrannt, ob eine chinesische Beteiligung zugelassen werden sollte. Im vergangenen Oktober hatte das Kabinett ein sogenanntes Teilverbot beschlossen, wonach Cosco nur noch eine Beteiligung von weniger als 25 Prozent erwerben darf. Jede Neuanschaffung über diese Schwelle hinaus wurde untersagt.

Die Betriebsführung des Terminals, die gesamte Kundenbeziehung sowie die IT-Systeme werden nach Unternehmensangaben zentral vom HHLA-Konzern gesteuert. Als Betreibergesellschaft ist CTT in diesem Sinne Nutzer der HHLA-eigenen IT. „Cosco Shipping Ports Limited (CSPL) hätte daher hier – und in Bezug auf das Terminalgelände – keine Zugriffs- oder Entscheidungsrechte“, sagte die Sprecherin.

Laut Medien bedeutet die korrigierte Einstufung nicht, dass das Unternehmen nun automatisch verboten wird. Die Einstufung als kritische Infrastruktur nach der Außenwirtschaftsverordnung gibt dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie weitere Möglichkeiten, eine Übernahme durch Unternehmen aus Drittstaaten der EU im Rahmen einer Investitionsprüfung zu untersagen.

Was als kritische Infrastruktur gilt, bestimmt das Bundesministerium des Innern. Die Frage, ob eine Investition von Unternehmen aus Nicht-EU-Mitgliedstaaten in bestimmte Anlagen zulässig ist, wird dem Bundeswirtschaftsministerium vorgelegt. Es wird erwartet, dass die Regierung in diesem Herbst eine „Umbrella Critical Infrastructure“ einführen wird, um kritische Infrastrukturen besser zu schützen./hoe/DP/ngu

Helfried Beck

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