Deutschlands Autopartei FDP hofft auf CO2-neutralen Kraftstoff gegen EU-Verbot für benzinbetriebene Autos

Im Selbstverständnis der FDP gibt es nichts Wichtigeres, als jeden Anschein von Dogmatismus zu vermeiden. Deshalb plädiert die FDP dafür, den Verbrennungsmotor unter dem Deckmantel der „Technologieoffenheit“ in Brüssel zu belassen: Nach Ansicht der Liberalen solle die Autoindustrie frei entscheiden können, wie sie künftig klimaneutrale Fahrzeuge produzieren werde, und das theoretisch auch es ist so? Benzinmotoren können auch mit CO betrieben werden2– neutraler Kraftstoff („E-Fuels“, beispielsweise aus Wasserstoff und Ökostrom). Nur ist diese theoretische Option, die Experten für wenig erfolgsversprechend halten, zu einem Glaubensbekenntnis verkommen, mit dem die Berliner Regierung nun die Brüsseler Klimaagenda torpediert.

Für die FDP ist Freiheit traditionell die Freiheit, laut und deutlich zu sprechen Autobahn fahren. A „Freie Fahrt für freie Bürger„Freifahrt für freie Bürger“ ist eine Art Grundsatz der FDP. Parteichef und Finanzminister Christian Lindner ist ein großer Porsche-Enthusiast und fährt einen 911. Tatsächlich liebt er Porsche so sehr, dass er während der Koalitionsverhandlungen im Herbst 2021 per SMS mit Porsche-Chef Oliver Blume in Kontakt gehalten hat – heißt es an Blume selbst, der andeutete, dass er den Koalitionsvertrag beeinflusst habe. Laut Lindner gab es nur einen Anruf. Auch später kam es zu Kontakten zwischen Lindner und Blume, der Finanzminister bat den Porsche-Chef um gute Argumente für E-Fuels.

Nach einer Reihe von Niederlagen bei Landtagswahlen gewann Lindners FDP als Wahlkampfthema umso mehr an Bedeutung. Die Partei, traditionell für Juristen und Unternehmer, findet zwischen SPD und Grünen zu wenig Beachtung und will sich stärker auf bekannte Positionen wie Haushaltsdisziplin und Führung profilieren.

Oppositionspartei innerhalb der Koalition

Das bedeutet in Berlin, dass sich die FDP als eine Art Oppositionspartei innerhalb der Koalition präsentiert. Vor allem zwischen Grünen und FDP knistert es: Die Grünen wollen eine ambitioniertere Klimapolitik, zum Beispiel durch ein Verbot neuer Heizkessel, die mit Gas oder Öl betrieben werden, ab 2024, die FDP ist dagegen, weil die Partei kein „Verbot“ will. Prominenz und FDP-Vize Wolfgang Kubicki verglich den Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck, der den Heizplan fortsetzen will, mit Wladimir Putin, weil „beide so tun, als wüssten sie besser als die Menschen selbst, was für sie gut ist“. . Kubicki entschuldigte sich später.

Habeck wiederum warf der FDP vor, den Heizplan in unvollendeter Form an die Presse weitergegeben zu haben, um den Vorschlag zu sabotieren. Am kommenden Sonntag treffen sich die Koalitionspartner und Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird versuchen, einige Fältchen auszubügeln.

Bisher stand Scholz beim Thema E-Fuels auf der Seite der FDP und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Auch Scholz hat keine Wahl: Er kann die ohnehin verärgerte Koalitionspartei nicht in die Defensive drängen. Am Donnerstag sagte Scholz, es gebe in Europa einen „Konsens“, dass Gasmotoren für elektrische Kraftstoffe auch nach 2035 zugelassen werden könnten, ein Konsens, der eher ein Traum als eine Realität sei.

Laut der Wochenzeitung Der Spiegel Wissing ist nun zu Zugeständnissen bereit: Er möchte, dass die EU später prüft, ob in der europäischen Autoflotte Platz für Benzinmotoren mit E-Fuels ist. Die Vorgabe, dass europäische Autos ab 2035 CO2-frei sein müssen2 mehr ausstoßen, will Wissing nicht mehr herumtasten.

grüner Deal

Für die EU ist das Verbot neuer benzinbetriebener Pkw ab 2035 ein wichtiger Teil des Green Deals. E-Fuel-Befürworter wie Christian Lindner und Porsche-Chef Oliver Blume glauben, dass CO2-Neutral hergestellter Kraftstoff ist zudem eine klimafreundliche Alternative, die es auch ermöglicht, Autos weiterhin mit einem Kraftstoffmotor zu fahren, inklusive gewohntem Sound. Dennoch entsteht bei der Verbrennung von E-Fuels CO2frei.

Experten weisen darauf hin, dass E-Fuels absolut nicht energieeffizient und zudem teuer in der Herstellung seien. Darüber hinaus sagte der Forscher Ferdinand Dudenhoffer kürzlich In Die Zeit, Wäre es für die Branche nicht klug, ihre Aufmerksamkeit und Investitionen für die kommenden Jahre zwischen E-Fuels einerseits und Elektroautos andererseits aufzuteilen, wenn sich das Elektroauto bereits bewährt hat? Deutschland könnte dann langfristig seine Wettbewerbsposition auf dem Weltmarkt verlieren.

Helfried Beck

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