Der deutsche Verteidigungsminister muss zu einem unglücklichen Zeitpunkt abreisen

Nach mehr als einem Jahr an der Macht ist die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Montagmorgen zurückgetreten. Lambrechts Amtszeit, kaum dreizehn Monate, war eine Reihe von Fehlern. Lambrecht selbst schrieb in einer Stellungnahme, dass „die monatelange Medienaufmerksamkeit auf mich als Person“ eine sachliche Diskussion über die Bundeswehr unmöglich gemacht habe.

Die letzte Ministerperiode von Lambrecht, der zuvor Justizminister (2019–2021) und Familienminister (2021) war, begann unglücklich. Lambrecht kandidierte nicht mehr für den Bundestag, weil es der SPD schlecht ging, und Lambrecht sagte, er wolle sich auf etwas anderes im Leben konzentrieren. Als die SPD überraschend gewann, schien Lambrecht besonders an einem Kabinettssitz interessiert zu sein. Die Anwältin war überzeugt, dass sie das Innenministerium bekommen würde – daraus wurde Verteidigung.

Kein Sens

In einem fiesen Profil Der Spiegel Titel „Dieses Null-Bock-Ministerium“ (‚Der Null-Sinn-Minister‚) vom Mai 2022 beschreiben die Autoren, wie Lambrecht, dem zufolge Der Spiegel Ich hatte noch nie zuvor das Innere einer Kaserne gesehen und machte mir keine Mühe, es zu lesen. Erste Treffen mit hochrangigen Militärangehörigen oder mit ausländischen Kollegen hatten keine Priorität. Lambrecht sagte seinen traditionellen Besuch bei einer Auslandsvertretung rund um Weihnachten für einen Wintersporturlaub in einem Luxusresort ab.

Auch andere seriöse Medien schrieben, Lambrecht sei kurz nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine in einem Nagelstudio gesehen worden oder sie sei zum Friseur gegangen, anstatt mit ihrem britischen Amtskollegen zu sprechen. Auch Lambrechts High Heels bei Truppenbesuchen in Mali und Niger sorgten für Spott. Frauenfeindlichkeit spielte in diesen Beiträgen zweifellos eine Rolle, aber Lambrecht schaffte es nicht, mit anderen Heldentaten davon abzulenken.

Lambrechts High Heels während Truppenbesuchs in Mali und Niger wurden lächerlich gemacht

Lambrechts erste große Tat war die Zusage von 5.000 Helmen für die Ukraine Ende Januar letzten Jahres. Sie überreichte das Geschenk mit großer Souveränität. Die Helme befanden sich noch irgendwo auf halber Strecke zwischen Berlin und Kiew, als am 24. Februar die Ukraine angegriffen wurde. Andrej Melnyk, der damalige ukrainische Botschafter in Berlin, nannte es eine „rein symbolische Geste“.

Im Frühjahr 2022 musste sich Lambrecht wochenlang rechtfertigen, weil sie mit ihrem Sohn mit einem Bundeswehrhubschrauber in den Urlaub auf die Insel Sylt geflogen war. Ihr Sohn postete auf Instagram ein Foto von ihr, das Lambrecht offenbar selbst aufgenommen hatte. Schon damals, im Mai, » fragten Kommentatoren mehrerer Zeitungen seinen Rücktritt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte mit der Ernennung Lambrechts im Dezember 2021 zunächst Kurzsichtigkeit. Es war auch absehbar, dass der Verteidigungsminister Ende 2021, wenn sich die russischen Truppen an der ukrainischen Grenze neu formieren, vor einer schwierigen Aufgabe stehen wird. Als Scholz in den darauffolgenden Monaten 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr freigab und die Diskussion um Rüstungslieferungen an die Ukraine die Debatte in Deutschland dominierte, hätte er sich erneut für einen motivierteren Minister entscheiden können. Doch Scholz, der sich nicht gerne von der öffentlichen Meinung leiten lässt, hält an seinem ehemaligen Finanzstaatssekretär (2018-2019) fest.

Jetzt hat Lambrecht selbst ihren Rücktritt eingereicht, nachdem die Publizität erneut nachgelassen hat. Am Silvesterabend veröffentlichte sie auf ihrem privaten Instagram-Kanal ein Video, in dem sie unter lautem Feuerwerk sagte, dass das vergangene Jahr und der Krieg in der Ukraine ihr so ​​viele interessante neue Erkenntnisse gebracht hätten. Das Ministerium distanzierte sich schnell von der Neujahrsbotschaft und erklärte, sie gehe ausschließlich auf Kosten Lambrechts.

Ramstein

Scholz wird voraussichtlich an diesem Dienstag einen Nachfolger für Lambrecht benennen. Für Freitag ist auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein ein Gipfeltreffen westlicher Verteidigungsminister geplant. Dabei geht es um Militärhilfe für die Ukraine und um die Frage, ob Deutschland Leopard-Panzer bereitstellen oder zumindest Polen und Finnland erlauben wird, in Deutschland hergestellte Panzer in die Ukraine zu schicken.

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Als Nachfolgekandidaten wird Eva Högl genannt, die seit 2020 „Wehrbeauftragte“ der Bundeswehr und Vermittlerin zwischen Bundeswehr und Parlament ist. Weitere Kandidaten sind der aktuelle Arbeitsminister Hubertus Heil, der aktuelle SPD-Co-Vorsitzende Lars Klingbeil sowie Scholz‘ rechte Hand und Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt. Klingbeil und Högl verfügen über umfassende Aktenkenntnis, aber keine fundierte Führungserfahrung, was für ein Ministerium, das 265.000 Menschen verwaltet, zum Problem werden könnte. Darüber hinaus besteht eine der größten Herausforderungen für die Verteidigung heute in der Ausrüstung der Armee. Erfahrungen mit komplexen Einkaufsabläufen wären daher hilfreich.



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Poldie Hall

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