Der Befehlshaber der deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz, versammelte seinen Stab letzten Monat zu einem geheimen Treffen. Dazu gehörte auch die mögliche und umstrittene Lieferung von Lenkraketen an die Ukraine. Der sogenannte „Stier“ ist der stärkste in Deutschland erhältliche Marschflugkörper. Was die höheren Offiziere nicht wussten: Russische Spione zeichneten ihr Gespräch auf. Besonders schmerzhaft, weil bei dem Treffen auch geheime Details über andere westliche Beteiligungen am Krieg in der Ukraine besprochen wurden.
Laut der deutschen Zeitschrift Der Spiegel Die durchgesickerte Videokonferenz fand auf der WebEx-Plattform statt und nicht in einem geheimen und sicheren internen Netzwerk der Armee. In dieser 38-minütigen Aufzeichnung diskutieren Offiziere der deutschen Luftwaffe die theoretischen Einsatzmöglichkeiten der Taurus-Raketen, unter anderem für einen möglichen Angriff auf die Krimbrücke oder die Kertsch-Brücke. Diese beiden Male schon mal angegriffen – aber nicht zerstört – die Flussüberquerung zwischen dem russischen Festland und der Krim ist viel mehr als das; Für den Kreml ist die „Putin-Brücke“ ein Symbol für die russische Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014. Sie ist auch ein persönliches Prunkstück von Wladimir Putin, der die fast 3 Milliarden Euro teure Verbindung im Jahr 2018 eröffnete. Mit einer Länge von fast 17 Kilometern ist sie zudem die längste Brücke Europas mit zwei parallelen Anschlüssen für Autos und Züge über die Straße von Kertsch.
Diskussion
In Deutschland gibt es seit langem Diskussionen über die Lieferung von Marschflugkörpern. Bundeskanzler Scholz zögert laut deutschen Quellen noch, weil er bezweifelt, dass die Ukraine die Taurus wie vereinbart nur zur Verteidigung ihres eigenen Territoriums einsetzen wird. Militärexperten weisen darauf hin, dass die Taurus-Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern Moskau durchaus auch von der Ukraine aus erreichen könnten. Bisher blieb Scholz gegenüber den wiederholten und dringenden Anfragen Kiews nach Waffenlieferungen taub.
Das deutsche Verteidigungsministerium bestätigte gestern die Echtheit der Aufzeichnung. „Unserer Analyse zufolge wurde ein Gespräch innerhalb der Luftwaffe abgehört. „Im Moment können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob an der aufgezeichneten oder transkribierten Version, die in den sozialen Medien kursiert, Änderungen vorgenommen wurden“, sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Das von Russland durchgesickerte Gespräch deutscher Luftwaffenführer soll der Vorbereitung eines Briefings durch Verteidigungsminister Boris Pistorius gedient haben. Einige andere Minister haben nicht nur Angst vor der Reichweite der Waffe, sondern würden wie Scholz auf keinen Fall deutsche Experten in die Ukraine schicken wollen, um das Taurus-System zu betreiben. Dies könnte eine „rote Linie“ für Wladimir Putin sein. Insofern ist die durchgesickerte Aufzeichnung für den vorsichtigen Kanzler schmerzhaft, denn deutsche Offiziere behaupten, dass deutsche Ausbilder überhaupt nicht nötig seien und die ukrainischen Streitkräfte bei entsprechender technischer Ausbildung diese Marschflugkörper völlig selbstständig abfeuern könnten.
Das Gespräch der deutschen Offiziere enthält auch einen politisch heiklen Hinweis auf das Vereinigte Königreich, das im Rahmen der erfolgreichen Stationierung seiner Sturmschatten-Marschflugkörper in der Ukraine „eine Reihe von Menschen am Boden“ haben soll. Hochrangige deutsche Beamte behaupten in ihrem Gespräch auch, dass Frankreich und die Vereinigten Staaten „Spezialisten“ vor Ort in der Ukraine hätten, um den örtlichen Streitkräften beim Betrieb ihrer komplexen Waffensysteme zu helfen. Die genannten Länder haben dies stets bestritten.
Propaganda
Diese hochkarätige Spionageoperation ist ein Geschenk an Präsident Putin, der ein Interesse daran hat, die Menschen in der Stier-Frage zu spalten. Die Aufzeichnung wurde daher am vergangenen Freitag vom russischen Propagandasender Russia Today (RT) in voller Länge in den sozialen Netzwerken ausgestrahlt, was in Deutschland und anderswo für politische Empörung sorgte. RT-Chefredakteurin Margarita Simonian gab an, die Aufnahme von russischen Sicherheitskräften erhalten zu haben.
In Deutschland nimmt der Aufruhr um diese Affäre immer mehr zu. Jeder, der in der Bundeswehr arbeitet, muss laut SPD-Politikerin Eva Högl sofort einen Kurs in „sicherer Kommunikation“ absolvieren. Darüber hinaus sollten alle Kommunikationssysteme gründlich auf mögliche Lecks getestet werden. Auch das bei dem durchgesickerten Gespräch anwesende Militärpersonal verdient einen Verweis.
Es besteht die Befürchtung, dass noch schmerzhaftere Aufnahmen entstehen werden. Roderich Kiesewetter, konservativer Abgeordneter (CDU), vermutet, dass sie später „zu Gunsten Russlands“ eingesetzt werden. Ihm zufolge unternimmt Moskau derzeit alles, um die Lieferung von Taurus-Raketen aus Deutschland zu verhindern. „Russland wird Spionage und Sabotage als Teil der hybriden Kriegsführung einsetzen. Es wird erwartet, dass noch viel mehr Daten abgefangen und durchgesickert sind, um Entscheidungen zu beeinflussen, Menschen zu diskreditieren und zu manipulieren. »
Laut der amerikanischen Zeitung Wallstreet Journal All dies zeigt die Verwundbarkeit Deutschlands gegenüber russischer Spionage. Ein hochrangiger deutscher Auslandsgeheimdienstler wurde kürzlich wegen Spionage für Moskau festgenommen.
Der frühere russische Präsident und Premierminister Dmitri Medwedew kritisierte nach dieser Enthüllung die russischen Propagandakanäle und behauptet nun, dass „deutsche Generäle Angriffe auf die Krim vorbereiten“, als würden sich deutsche Generäle erneut auf Karten stützen, um Russland anzugreifen, wie im Zweiten Weltkrieg . .
Was kann Stier tun?
Die Taurus (KEPD 350) ist eine deutsch-schwedische Marschflugkörper des Herstellers Taurus Systems, an der der schwedische Konzern Saab beteiligt ist. Mithilfe der Stealth-Technologie hat die Rakete eine offizielle Reichweite von mehr als 500 Kilometern. Der Taurus verfügt über einen „Anfangsdurchdringungssprengkopf“, der es ihm ermöglicht, tief vergrabene Ziele wie befestigte unterirdische Bunker zu durchdringen, gefolgt von einer zweiten Explosion. Zu den Hauptzielen gehören befestigte Bunker, Kommando-, Kontroll- und Kommunikationseinrichtungen, Munitionsdepots und Brücken. Diese intelligente Rakete ist mit elektronischen Selbstverteidigungsmechanismen ausgestattet und daher schwer zu deaktivieren. Diese Waffe wird derzeit von der deutschen, spanischen und südkoreanischen Armee eingesetzt. Deutschland weigert sich derzeit, den Taurus an die Ukraine zu liefern.
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