Weniger „ich“ und mehr „wir“, die angemessen betreut werden

Jan Kremer ist Professor an der Radboudumc. VWS forderte Kremer auf, besonders auf die richtige Pflege zu achten. Er will Politik und Praxis besser koordinieren. Er wird VWS auch bei der Umsetzung angemessener Pflege in der Praxis beraten. Wir fragen Jan Kremer, was richtige Pflege ist.

Kremer erklärt: „Angemessene Pflege ist Pflege, die zur Lebensqualität der Menschen beiträgt.“ Dafür bedarf es einer Zusammenarbeit, die sicherstellt, dass alle, die sie benötigen, auch in Zukunft diese Versorgung erhalten können. Im Jahr 2040 wird es in den Niederlanden sehr viele ältere Menschen geben. Das bedeutet, dass wir bis dahin nie genug Menschen haben werden, um die Pflege in der gleichen Weise wie jetzt zu leisten. Kremer sieht in der „richtigen Pflege“ die Lösung dieses Problems, nicht eine Reduzierung. Er hält es für wichtig, dass die Menschen die Gesundheitsversorgung anders sehen.

Kümmert euch anders umeinander

Jan Kremer überprüfte die Ergebnisse der internationalen Studie International Health Study. Er sagte: „Auf die Frage ‚Möchten Sie sich um Ihre Eltern kümmern?‘“ In den Niederlanden antworteten nur 16 % der Umfrageteilnehmer mit „Ja“ auf diese Frage. Dies ist der niedrigste Prozentsatz in Europa. Direkt hinter der Grenze in Deutschland lautet die Antwort auf diese Frage bereits 47 % „Ja“. Das sagt viel über uns aus. Nämlich, dass wir von einer professionellen Betreuung viel erwarten und denken, dass wir selbst nichts tun müssen. Und auch von einer professionellen Betreuung können Sie einiges erwarten. Ich möchte nicht in den Vereinigten Staaten leben, wo man keine medizinische Versorgung erhält, wenn man es sich nicht leisten kann. Aber vielleicht sollten wir uns in vielen Dingen weniger auf das Gesundheitssystem verlassen und uns auf andere Weise mehr umeinander kümmern. Es bedeutet, Pflege anders zu betrachten und mit vielen Menschen darüber zu diskutieren.

„Für einen 90-Jährigen kann beispielsweise die Beilegung eines langjährigen Familienstreits weitaus wertvoller sein als mehr Stunden medizinische Versorgung.“

Angemessene Pflege in der Langzeitpflege

Ein anderer Blick auf die Pflege könne laut Kremer auch dazu führen, dass sich Klienten besser unterstützt fühlen als bisher. Wie? Kremer: „Wenn man ehrlicher zu sich selbst ist als am Ende seines Lebens, gibt es keine Pille für alles und keine technische Lösung. Für einen 90-Jährigen kann beispielsweise die Beilegung eines langjährigen Familienstreits weitaus wertvoller sein als mehr Stunden medizinischer Versorgung. In dieser Hinsicht ähnelt die angemessene Pflege der personenzentrierten Pflege, es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied. Bei dieser personenzentrierten Betreuung steht nämlich in erster Linie das Wohl des einzelnen Klienten im Mittelpunkt. Bei der richtigen Pflege geht es aber auch um eine gesunde Gesellschaft. Wo es mehr um „uns“ und weniger um „mich“ geht.

Erfahren Sie mehr?

Möchten Sie das vollständige Interview mit Jan Kremer lesen? Dann geh zu das Interview auf Vilans.nl.

Poldie Hall

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