Rutte war die Vakuumpumpe der Demokratie. Er hielt sich fälschlicherweise für die Personifikation der Nation | Notiz

Aufgrund seiner Ideologielosigkeit und extremen Kompromissbereitschaft sei Mark Rutte die Personifikation der Antipolitik gewesen, sagt Marc Reugebrink. So wie Angela Merkel in Deutschland war.

Mit wachsendem Erstaunen habe ich das Lob gelesen, das Mark Rutte erhält. Die größte Errungenschaft der von ihm geführten aufeinanderfolgenden Regierungen bestand darin, dass er selbst Premierminister blieb. Er selbst prahlte oft damit, dass die Niederlande für ihn an erster Stelle standen, was bedeutete, dass sie sogar noch wichtiger seien als die Tagesordnungspunkte seiner eigenen liberalen VVD. Aber jemand, der schon so lange an der Macht ist, kann auch den Fehler machen, den undemokratische gewählte Führer ausnahmslos machen: dass sie sich als Personifikation der Nation sehen.

Rutte hinterlässt ein völlig verstörtes Land. Dies hat es gemeinsam mit Mutty Merkel Dienst bis zum 16. Lebensjahr (2005–2021) Bundeskanzlerin Deutschlands und dessen endlose Wiederwahl auch immer als eine Entscheidung der Gewissheit erklärt wurde.

Jetzt, wo sie weg ist, fällt auf, wie schlecht das Straßennetz ist, wie die Eisenbahnen in Deutschland eine völlige Katastrophe sind, wie das Internet noch in der Jahrtausendwende ist, während man beim Telefonieren mit dem Mobiltelefon plötzlich in einer Krise steckt Funklock könnte in einem Gebiet landen, in dem es keine Abdeckung gibt. Es ist nicht einmal das schlimmste Problem. Dass es ihr nicht gelang, „die neuen Bundesländer“ (die ehemalige DDR) mit dem übrigen Deutschland zu assoziieren, gab der AfD Auftrieb.

Aufstieg der extremen Rechten

Kochen und Nasshalten konnten den Vormarsch der extremen Rechten in den Niederlanden, in Deutschland oder anderswo nicht aufhalten. Im Gegenteil: Die oft als Kompromisswille interpretierte Lauheit ist selbst das Ergebnis einer tiefgreifenden Entideologisierung der Politik. Die Demokratie kommt ohne Kompromisse nicht aus, doch Rutte ging immer wieder so weit, dass sogar seine eigene Position (VVD) aus dem Kompromiss verschwand.

Merkel auch. Es geht also nicht mehr um Kompromisse, sondern um Politik vor dem Kunden . Dies half den beiden, lange im Sattel zu bleiben.

In diesem Sinne war Rutte die Personifizierung der Antipolitik, die, grob gesagt, die westlichen Gesellschaften seit Thatcher und Reagan plagt. Politik als „Kunst des Möglichen“. In einer Realität, die nicht mehr das ist, was sie ist, besteht dann allenfalls ein enger Handlungsspielraum.

Schuld

Sozialdemokraten in allen Ländern folgten ihm mit Begeisterung: In der Geschichte seien wir alle Individuen und jeder sei für sein eigenes Schicksal verantwortlich. Damit hörten sie auf, das Sprachrohr der Arbeiterklasse zu sein, die ihre benachteiligte Lage nun als selbstverschuldet begreifen musste.

Politik sollte die Kunst des Unmöglichen sein. Eine politische Partei muss ideologisch sein. Sie hebt sich von anderen Parteien und Ideologien ab. Sie sieht die Welt, wie sie dargestellt wird (wirtschaftlich, sozial, kulturell), anders als damals üblich. Das ist das Herzstück der Demokratie: die Fähigkeit, etwas anderes zu wählen.

Rutte war eine Vakuumpumpe, die auf kindliche Weise den Eindruck erweckte, dass es nur eine Realität gäbe, nämlich seine eigene. Er nannte es „die Niederlande“. Dafür verdient er kein Lob. Er ist mitverantwortlich für den bevorstehenden Aufstand der Horden.

Marc Reugebrink ist Schriftsteller und Querido wird im Oktober seinen neuen Gedichtband veröffentlichen Es geht nicht um Honig .

Adelbert Eichel

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