Polen verpasst Frist der Europäischen Kommission im Visa-Skandal

Brüssel bittet die polnische Regierung um Aufklärung zu den Vorwürfen eines weit verbreiteten Visabetrugs, an dem hochrangige polnische Politiker beteiligt sind. Das Land hatte zwei Wochen Zeit, detaillierte Fragen zu beantworten.

Frist abgelaufen

Die Frist ist vorgestern abgelaufen, doch bis heute hat die Europäische Kommission keine Antwort aus Warschau erhalten. „Wir verstehen, dass die Antworten der polnischen Behörden in Vorbereitung sind, aber wir haben sie noch nicht gesehen“, bestätigte ein Sprecher der Europäischen Kommission gegenüber RTL News.

Polen wird am Vorabend der Wahlen von einem Korruptionsskandal um Arbeitsvisa erfasst. Polens Regierungspartei PiS („Recht und Gerechtigkeit“) steht unter Beschuss, weil Konsulate in mehreren asiatischen und afrikanischen Ländern Bestechungsgelder als Gegenleistung für die Ausstellung von Visa angenommen haben. Die Spinne im Netz war Piotr Wawrzyk, PiS-Mitglied und stellvertretender Außenminister, zuständig für konsularische Angelegenheiten.

Schätzungen zufolge wurden seit 2021 in Ländern wie Indien und Nigeria mindestens Zehntausende Visa illegal gegen Bestechung ausgestellt. Nach Angaben von Oppositionsparteien handelt es sich dabei sogar um 250.000 Visa. Die polnische Regierung hat den Skandal eingeräumt, sagt jedoch, dass es sich um Hunderte Fälle handele.

Noch angespanntere Beziehungen

Die Frage ist nun, wie die Europäische Union auf diese Angelegenheit reagieren wird. Der Mangel an Antworten bringt die zuständige EU-Kommissarin Ylva Johansson (Innenministerium) öffentlich in Verlegenheit. Dies verschlechtert die Beziehungen zwischen Polen und Brüssel, die aufgrund eines anhaltenden Rechtsstaatskonflikts ohnehin schon schlecht waren, weiter.

Deutschland verlangt von Polen Angaben zur Zahl der ausgestellten Arbeitsvisa und zur Nationalität der Personen, die sie erhalten haben. Bei den polnischen Arbeitsvisa handelt es sich um sogenannte Schengen-Visa. Sie können mit ihnen in Polen arbeiten, sie ermöglichen Ihnen aber auch den Zugang zu den 27 europäischen Ländern, die dem Schengen-Raum angehören, einschließlich der Niederlande.

Poldie Hall

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