Die deutsche Filmwelt reagiert ungläubig auf den MeToo-Skandal um den Inglourious Basterds-Darsteller

Deutschland steht im Bann seines „eigenen“ MeToo-Skandals. Dem berühmten Schauspieler und Regisseur Til Schweiger werden Einschüchterung, Belästigung, Gewaltausbrüche und verbale Angriffe vorgeworfen. Jetzt greift der deutsche Kultusminister ein. Es zahlt Der Wächter.

Leitartikel

Die MeToo-Welle, die Ende 2017 mit Harvey Weinstein in den USA begann und sich über die ganze Welt ausgebreitet hat, scheint Deutschland längst überwunden zu haben. Also bis jetzt.

Die Vorwürfe gegen Til Schweiger beziehen sich auf Vorfälle am Set seines neuesten Films „Manta Manta – Zwoter Teil“. Schweiger führte Regie bei dem Film, der seit seiner Veröffentlichung im März ein Kassenschlager war, und war Hauptdarsteller und Co-Autor des Drehbuchs.

Schweiger (59), einer der größten deutschen Film- und Fernsehstars, ist dem internationalen Publikum vor allem durch seine Rolle als Sergeant Hugo Stiglitz in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ im Jahr 2009 bekannt.

Fünfzig Menschen lehnten das Magazin ab Der Spiegel gesondert über sein mutmaßliches Fehlverhalten berichtet. Es enthält Berichte über ihren sehr betrunkenen Auftritt am Set. Mehrere Mitarbeiter schildern, wie Schweiger einem Kollegen ins Gesicht schlug, als dieser versuchte, ihn vom Filmset wegzuziehen, weil er offensichtlich arbeitsunfähig war. Den ungenannten Quellen zufolge wäre dies nicht das einzige Mal gewesen, dass Schweiger körperlich anwesend war. Er soll die Mitarbeiter wie „Leibeigen“ behandelt und sie wiederholt körperlich belästigt haben.

Entsprechend Der Spiegel Die Arbeitszeiten wurden regelmäßig überschritten. Berichten zufolge kam es am Set zu einigen Unfällen, die auf Übermüdung zurückzuführen sein könnten. Die Zusammenarbeit mit Schweiger soll einige Kollaborateure an einen „psychischen und physischen Bruchpunkt“ gebracht haben.

Der Tropfen, der vor der Presse das Fass zum Überlaufen brachte, war für viele ein Zwischenfall mit einem jungen Statisten in „Manta Manta“. Berichten zufolge wurde sie von Schweiger gezwungen, für eine Szene, auf die sie unvorbereitet war, spontan ihren BH auszuziehen.

„Niemand steht über dem Gesetz“

Schweiger bestreitet die Vorwürfe. Das gilt auch für die Produktionsfirma Constantin Film aus München, mit der er „Manta Manta“ drehte, die mehr als 2,1 Millionen Euro staatliche Zuschüsse erhielt.

Kulturministerin Claudia Roth forderte eine „gründliche Untersuchung“ der Berichte und drohte mit der Kürzung der staatlichen Subventionen für Filmproduktionen, die gegen Arbeitnehmerschutzbestimmungen verstoßen. Ihrer Meinung nach sei es fünf Jahre nach Beginn der #MeToo-Bewegung endlich an der Zeit, dass die deutsche Kulturwelt Bilanz zieht und den Missbrauchsvorwürfen im Kreativ- und Kulturbereich mehr Aufmerksamkeit schenkt.

„Selbst sogenannte künstlerische Genies stehen nicht über dem Gesetz. Die Zeiten, in denen patriarchalische Männer ihre Machtposition auf schlimmste Weise missbrauchten, sollten wirklich vorbei sein.“

Giftige Atmosphäre

Seit dem Bericht von Der Spiegel Mehrere andere Mitarbeiter der Filmindustrie meldeten sich und sagten, dass die giftige Atmosphäre am Set nicht nur auf Schweiger-Filme beschränkt sei, sondern weitaus häufiger vorkomme.

„Ich bin froh, dass es jetzt öffentlich diskutiert wird“, sagte Caroline Peters, eine bekannte Film- und Theaterschauspielerin, die sagt, dass es am Filmset oft schwierig sei, zwischen Willkür und Durchsetzungsvermögen zu unterscheiden. „Der Einzelne wird dies nicht mehr isoliert ertragen müssen. »

Laut Schauspielerin Nora Tschirner waren diese Vorwürfe „über viele Jahre hinweg ein offenes Geheimnis“. Sie fordert die Verantwortlichen zum Handeln auf und fügt hinzu: „Ich möchte nicht mehr dabei sein.“

Mariele Geissler

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