„Ein Gruppenverbot ist wie ein Wahlverbot“, schrieb der Deutsche Fußball-Bund (DFB). auf Twitter. Mit dieser Geste brachten die Deutschen ihre Unzufriedenheit über die Entscheidung der FIFA zum Ausdruck, die Inhaber der OneLove-Gruppe mit einer gelben Karte zu bestrafen. Sieben Mannschaften, darunter auch aus Deutschland und den Niederlanden, verzichteten deshalb auf den Plan, ihren Kapitän mit der bunten Kapitänsbinde aufs Spielfeld zu schicken. Die Gruppe sollte eine Erklärung zur Unterstützung der Inklusivität und gegen Menschenrechtsverletzungen im Gastland Katar sein, wo Homosexualität verboten ist.
Die zuständigen Fußballverbände reagierten fassungslos auf die Nachricht einer Gelben Karte. Der DFB gab am Dienstag bekannt, dass er den Gang zum CAS-Sportgericht erwäge. Ein Sprecher sprach von „extremer Erpressung“ seitens des Weltfußballverbandes.
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser nannte die Androhung einer Gelben Karte einen „schwerwiegenden Fehler der Fifa“. Faeser selbst trug das OneLove-Band während des Deutschland-Japan-Spiels am Mittwoch auf der Tribüne und saß neben Fifa-Boss Gianni Infantino. Am Abend folgte die belgische Außenministerin Hadja Lahbib ihrem Beispiel: Sie trug das beleidigende Stirnband auch auf der Tribüne während des Spiels zwischen ihrem Heimatland und Kanada.
Nach ihren Ministerkollegen plant auch Sportministerin Conny Helder (VVD), bei ihrem Besuch in Katar nächste Woche ein OneLove-Band zu tragen. Trotz heftigen Widerstands der Regierungsparteien D66 und Christliche Union wird der Minister am Dienstag beim Spiel der niederländischen Nationalmannschaft gegen das Gastgeberland anwesend sein. Helder wird auch über Menschenrechte und Arbeitsbedingungen in Katar sprechen.
Darüber hinaus äußerten sich die deutschen Medien kaum positiv zur Protestaktion der Spieler. Das lag vor allem an der schmerzhaften Niederlage dass die Mannschaft erlitt gegen die Japaner (1-2). Entsprechend Frankfurter Allgemeine Zeitung Die Spieler waren nicht bereit, für ihre Prinzipien etwas zu riskieren. „Mit ihrer hilflosen Geste haben sie nur gezeigt, dass sie am Ende schweigen würden.“ sagte die Zeitung. Die Spieler standen da „wie gehorsame kleine Kinder“.
Die Berliner Zeitung Der Tagesspiegel vermutete sogar, dass die Geste hauptsächlich auf die Heimatfront abzielte. „Vielleicht sollte die Hand vor dem Mund eine Art Warnung sein“, hieß es in einem ironischen Kommentar in der Zeitung, „so etwas wie: Über das Spiel sollte man lieber nicht reden.“ Am Mittwochabend berichtete die deutsche Nachrichtenagentur DPA, dass die Disziplinarkommission der Fifa das deutsche Team wegen der Aktion nicht strafrechtlich verfolgen werde.
KNVB nicht in CAS
Am Mittwoch zuvor schien es für einen Moment so, als würden die sieben Verbände, die die OneLove-Gruppe unterstützen wollten, aufgrund ihrer gemeinsamen Unzufriedenheit gemeinsam an den CAS herantreten. Mehrere Medien berichteten, dass der KNVB und andere Verbände die Entscheidung der FIFA tatsächlich anfechten würden, doch es stellte sich schnell heraus, dass dies auf einem Missverständnis beruhte.
Ein Vorgehen beim TAS ist eine wichtige rechtliche Möglichkeit, das Recht zum Tragen der OneLove-Gruppe während des Fußballturniers durchzusetzen. Dank eines speziell für diese WM geschaffenen Notfallverfahrens innerhalb von 48 Stunden kann eine solche Entscheidung schnell getroffen werden. Einige Mannschaften könnten dann im zweiten Spiel noch mit der Gruppe spielen. Ob der deutsche Verband dennoch vorhat, vor Gericht zu ziehen, ist noch nicht bekannt.
Es besteht immer die Chance, dass der Fußballverband Recht hat, sagt Sportanwalt Dolf Segaar. „Die FIFA gibt in ihren Reglementen an, dass es verbindliche Kleidervorschriften gibt, aber nirgendwo steht, dass ein Verstoß eine Gelbe Karte nach sich zieht. Normalerweise handelt es sich dabei um eine Geldstrafe, eine Strafe, die viele Gewerkschaften gerne in Kauf nehmen, um eine Stellungnahme abzugeben. Darüber hinaus.“ , CAS kann die Entscheidung der Fifa bis zur Anhörung in diesem Fall vorübergehend aussetzen. Segaar: „Teams können die Gruppe dann ohne Strafe tragen.“
Der KNVB kann nicht erklären, warum beschlossen wurde, sich nicht (gemeinsam) an den CAS zu wenden. Segaar glaubt, dass die Verbände nach rechtlicher Prüfung nicht das Gefühl hatten, dass ihre Argumente stark genug waren oder dass sie das Turnier einfach nicht stören wollten. „Abgesehen davon sehe ich keinen wirklich guten Grund. Mit einem Fall vor dem TAS ist kein sportliches Risiko verbunden. Gelbe Karten können nachträglich nicht mehr verteilt werden. Darüber hinaus wäre dies an sich schon eine bedeutsame Aussage gegen die Fifa, unabhängig vom Ergebnis. Insofern ist es eine verpasste Chance.
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