ASML scheint voller Überraschungen zu sein

Vom Reinraum bis zum Besprechungsraum und von den neuesten Entwicklungen auf dem Chipmarkt bis zum Scheitern einer ERP-Implementierung: Im Buch „Focus, The world of ASML“ blickt der Journalist Marc Hijink hinter die Kulissen des Chipmaschinenherstellers ASML Veldhoven. Es beschreibt die Geschichte des Unternehmens, porträtiert die Hauptfiguren und analysiert, wie ASML Teil eines geopolitischen Machtspiels zwischen den Vereinigten Staaten und China wurde.

Als technischer Journalist für das NRC verfolgt Hijink ASML seit rund 15 Jahren. Nachdem er für die Zeitung eine Geschichte über das Unternehmen geschrieben hatte, wurde die Idee für ein Buch geboren. In der Welt von Um ASML zu beschreiben: Er hat das Unternehmen seit 2021 von innen verfolgt und sich 2023 eine Schreibpause genommen, um seine Forschung fortzusetzen und das Buch zu entwickeln. Er bereiste die Welt, besuchte Standorte und sprach mit Interessenvertretern, Politikern und Schlüsselfiguren der Chipindustrie. Ein Stück des Schleiers: Politiker aus Den Haag fahren regelmäßig nach Veldhoven und greifen sogar in die Übernahmepolitik von ASML ein.

Das Buch konzentriert sich auf die Technologie hinter „der komplexesten Maschine“ der Welt. Hijink schafft es, technisch sehr komplizierte Vorgänge mit klaren Illustrationen und einfacher Sprache anschaulich zu erklären. Wie zum Beispiel die Beleuchtung von Silizium mit ultraviolettem Licht in den EUV-Maschinen des Chipmaschinenherstellers Veldhoven. Das komplexe Gerät zur Herstellung von Smartphone-Chips. Es unterstreicht auch die unberechenbare Entwicklung des ASML-Unternehmens, das sich von einem Spin-off von Philips zu einem Monopolisten entwickelte. Es konzentriert sich auch auf die politischen Spannungen, in denen ASML agiert, da technologische Fortschritte die geopolitische Agenda der Vereinigten Staaten und Chinas verschärft haben.

ERP-Debakel

In „Focus, The World of ASML“ wird „das Machtspiel um die komplexeste Maschine der Welt“ in einer verständlichen Geschichte dargestellt. Es bietet IT-Fachleuten einen klaren Überblick über Innovationen und technologische Fortschritte im Bereich der Lithographie oder dem Ätzen von Transistorzeilen in Silizium zur Herstellung von Chips. Das Buch ist auch für Wirtschaftsexperten, Unternehmer und Führungskräfte interessant, da es die Entwicklungen und Wachstumsschwierigkeiten beschreibt, die für die Entwicklung eines Startups zu einem Milliardenunternehmen geeignet sind. Beharrlichkeit, Fokus auf Innovation, Investitionen und Beziehungen zu Lieferanten scheinen entscheidend für den Erfolg zu sein.

Hinter den Kulissen herrscht nicht immer Hightech. ASML beispielsweise scheiterte 2021 an einer ERP-Implementierung. Hijink weist darauf hin, dass das Unternehmen mit den besten Köpfen in den Niederlanden und auf der ganzen Welt es versäumt habe, ein neues Vertriebszentrum und ein neues ERP-System zu implementieren. Große Probleme zwangen ihn, sich auf Stift und Papier sowie auf die Bereitschaft der Mitarbeiter zu verlassen, bei der termingerechten Einrichtung zu helfen.

Gemessen an seinem Börsenwert ist ASML das wertvollste Unternehmen in Europa, aber das war nicht einfach zu erreichen. Die Techniker und Partner des Unternehmens scheinen regelmäßig anderer Meinung zu sein. Auch die Bindung zu Zulieferern wie dem Objektivhersteller Zeiss ist stärker als eine Ehe. Die Unternehmen gewähren sich gegenseitig vertraulichen Zugang zu ihrer Technologie und Strategie und sind technisch, strategisch und finanziell eng miteinander verbunden. Auch wenn mitunter erhebliche Unterschiede in der Unternehmenskultur, etwa deutsche Anspruchslosigkeit und holländische Sturheit, erheblich aufeinander prallen könnten, habe dies auch bei den in Veldhoven hergestellten Chipsmaschinen beigetragen, beschreibt Hijink.

Wennink und Van den Brink

Letztlich geht es bei einem High-Tech-Unternehmen einfach um die Menschen, die dort arbeiten, und die Entscheidungen, die sie treffen. Porträts der aktuellen Top-Führungskräfte von ASML, die das Unternehmen gemeinsam und aktuell leiten die ihren Rücktritt angekündigt haben, sind auffällig. CEO und Vorstandsvorsitzender (Chairman) Peter Wennink ist ein Diplomat, der geschickt die Interessen von Chipdesignern und -lieferanten vertritt und Gespräche mit den Amerikanern und Chinesen im internationalen Chipsektor führt, was heute Teil geopolitischer Sensibilitäten ist.

CTO und Chairman (President) Martin van den Brink, dessen hochtechnische Vision fünfzehn Jahre in die Zukunft reicht und auf der Milliardeninvestitionen basieren, erweist sich als ungeeigneter Techniker, der mit seiner brutalen niederländischen Rede Kunden, Partner und Kollegen mitunter beleidigt . – bodenständiges und asozial erwünschtes Verhalten. Meist kommt er dank seines hervorragenden und unverzichtbaren Wissens zurecht.

„Focus, The world of ASML“ vom Balans-Verlag wird jedem empfohlen, der mehr über Chipmaschinen, technisches Unternehmertum und Geschäfte in einer internationalen Technologiewelt mit geopolitischen Spannungen erfahren möchte.

Helfried Beck

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