Tinus Osendarp war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in NSB-Kreisen tätig

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Mehr als drei Jahre vor dem deutschen Einmarsch sprach der niederländische Sportler Tinus Osendarp zum ersten Mal bei einem Treffen des Nationalen Jugendsturms. Während des Zweiten Weltkriegs engagierte er sich weiterhin intensiv in dieser NSB-Jugendorganisation.

Das Commando Leerhuis mit Tinus Osendarp oben rechts. Foto aus der NIOD-Sammlung durch Wikicommons

Das Radioprogramm Dijkstra & Evenblij vor Ort lud mich zum Sonntagabend ein sagen über den Sportler Tinus Osendarp. 1936 gewann er bei den Olympischen Spielen in Berlin zwei Bronzemedaillen, über 100 und 200 Meter. Einzigartig für die Niederlande, da Osendarp der einzige männliche Athlet ist, der bei einem olympischen Sprintwettbewerb eine Einzelmedaille gewann – und zwar zwei.

Im Zweiten Weltkrieg stellte er sich auf die Seite der Deutschen ein bekannter Mitarbeiter wurde. Dafür wurde er hart bestraft und verbrachte schließlich den Rest seines Lebens schweigend in Süd-Limburg.

Nationaler Jugendsturm

Während der Recherche für mein Buch Sieg durch Willen zum Thema Sport während des Zweiten Weltkriegs war die Zeitschrift Gemeine Möwe des Nationaler Jugendsturm eine meiner Quellen. Diese inoffizielle Jugendorganisation der NSB legte großen Wert auf den Sport und vertrat damit die gleichen Ansichten wie die Nationalsozialisten in Deutschland. Zur Vorbereitung meines Interviews habe ich es noch einmal zur Hand genommen, um zu sehen, was in diesen Kreisen über Osendarp geschrieben wurde.

Nur sechs Monate nach den Olympischen Spielen war er bereits als Redner für ein Treffen der Stormers in Den Haag engagiert. 28. Januar 1937, schreibt Gemeine Möwe seines Vortrags, der hauptsächlich eine Berlin-Retrospektive war. „Tinus sprach immer wieder über die wunderbare Organisation der letzten Olympischen Spiele, insbesondere die Eröffnung, mit der Ankunft von der letzte Fackelträgerhinterließ bei ihm einen unvergesslichen Eindruck.

Am Ende seiner Rede versprach Osendarp, bald zu einem weiteren Vortrag zurückzukehren.

Uniformverbot

Der National Youth Storm war eine uniformierte Jugendorganisation, die 1934 in Velp in Gelderland von Cornelis van Geelkerken, dem Sekretär des NSB, gegründet wurde. Dies geschah auf persönlichen Befehl von Anton Mussert selbst, dem Chef des NSB.

Die Mitglieder waren zwischen zwölf und achtzehn Jahre alt und engagierten sich unter anderem im Pfadfinder-, Marsch- und Sportbereich. „Die Organisation wird stärker sein als jeder bestehende Jugendverband. Mitglieder des Vereins müssen eine Uniform bestehend aus einem blauen Hemd und einer schwarzen Satinkrawatte tragen; schwarze Shorts und Strümpfe und ein orange-schwarzer Hut.

Unter dem Kommando eines Truppenführers wurden Truppen von zwölf Mann in sehr hierarchischer Form gebildet. Oberhalb des Dienstgrades standen die Kommandeure der Kompanien mit 32 Soldaten. Anfang 1936 entschied der Oberste Gerichtshof daher, dass der Youth Storm unter das Uniformverbot fiel. Mussert und Geelkerken lösten daraufhin die Organisation auf. An ihre Stelle trat die National Youth Storm Association, die als eine Art Pfadfinderverband fungierte.

Daher war es zu dieser Zeit, dass Osendarp dort zum ersten Mal sprach. Er löste sein Versprechen ein, bald drei Monate später mit einer Konferenz in Arnheim zurückzukehren. Es war der 14. April 1937, der im Nazi-Jargon als der 14. Monat des Unkrauts beschrieben wurde. „Die Verteidigung der Ehre Ihrer Flagge ist der Grund, warum Sie zu den Olympischen Spielen gehen. Und dann zu sehen, wie diese Flagge dort im fremden Land gehisst wird. Das lässt sich nicht in Worte fassen.“

Breslau

Nach dem deutschen Einmarsch wurde Osendarp Mitglied der NSB. Im Oktober 1943 trat er der deutschen SS bei. Während der letzten sechs Monate der Besatzung war er Mitglied des SD-Kommandos Leemhuis, das aktiv nach Widerstandskämpfern suchte.

Während der Besatzungsjahre pflegte er seine Vorkriegskontakte zum Jugendsturm. Im Jahr 1941 war Osendarp als Sportleiter im Namen dieser Organisation bei einer internationalen Sportveranstaltung europäischer faschistischer und nationalsozialistischer Jugendorganisationen wie der Hitlerjugend und des Jugendsturms anwesend. Es handelte sich um eine Art Olympische Spiele für die Nazis, die ein Jahr später in Mailand stattfanden.

Als er nach Hause kam, wurde er begrüßt Das Heimatland. „Nachdem ich nach einem sechstägigen Aufenthalt in Deutschland zurück in meiner Heimat bin, richten sich meine Gedanken nach Breslau, der Stadt, in der die ersten internationalen Jugendwettbewerbe stattfanden. Für mich ist das alles immer noch wie ein Traum. Ich sehe immer noch diesen großen Platz mit einem weißen Schloss, umgeben von einem Meer aus Licht, aus Scheinwerfern. Auf dieser Schleuse schwebte das Hakenkreuz und daneben stand ein Hitlerjunge mit Hunderten brennender Fackeln. Tausende Jungen und Mädchen aus vierzehn Ländern Europas standen um sie herum.

Wer nicht selbst dort war, kann es kaum glauben, ich sehe sie noch immer dort stehen Vertreter des Reichsjungendführers, der sich an die Jugendlichen und alle richtete, die diese Feier unvergesslich gemacht haben. Als wir Niederländer nach Hause kamen, dachten wir, dass wir dort viel gelernt haben, dass es noch viel zu tun gibt und dass es eine glänzende Zukunft für Jugendleiter gibt. Schließlich fragen wir uns, wie so etwas in einem Land im Krieg möglich ist, und wenn wir noch nicht überzeugt genug sind, dann müssen wir es sehen. Denn wer solche Jugend hat, der wird in der Zukunft sein.

In den folgenden Jahren blieb Osendarp am Judensturm beteiligt, sodass ein direkter Zusammenhang zwischen seinem ersten Auftritt im Jahr 1937 und seinem Verhalten während des Krieges besteht. Dafür wurde er in der Sonderjustiz schwer bestraft und nachweislich für 26 Festnahmen von Widerstandskämpfern verantwortlich gemacht, von denen zehn ermordet wurden. Nach dreijähriger Haft wurde Osendarp 1948 zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.

Adelhard Simon

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