Reicht der PSV aus, um Schmidts anspruchsvollem deutschen Ansatz gerecht zu werden?

Eine Szene, die wir in Eindhoven schon lange nicht mehr gesehen haben. Unmittelbar nach dem Anpfiff von Vitesse stürmten sechs PSV-Spieler herbei, um dem Ball nachzujagen. Vitesse fand jedoch eine Chance und schaffte es sofort, in der Hälfte des PSV ein gefährliches Bully zu schaffen. Die erste Minute verrät sofort viel über den PSV in dieser Saison. Es wird spektakulärer und riskanter als in den vergangenen Jahren.

Den Gegner energisch verfolgen, sofort Druck ausüben und beim Ballfang schnell den Weg zum Tor finden. Das will Roger Schmidt als neuer Trainer. „Vollgassfußball“, mit Spitzenspielern mit tollen Laufkünsten.

Schmidt (53) ist ein Vertreter der deutschen Schule, die in den letzten Jahren im internationalen Fußball den Ton angegeben hat, allen voran Liverpools Jürgen Klopp. Die diesjährige Champions League bestätigt dies. Im Halbfinale nächste Woche werden zwei der vier Vereine aus Deutschland sein und drei der vier werden einen deutschen Trainer haben. Erstmals seit 1992 sind die großen Traditionsländer Italien, England und Spanien nicht im Halbfinale vertreten.

Multifunktionale Laufwunder

Die Bayern demonstrierten am Freitag gegen Barcelona (8:2) einen modernen Fußball, der Technik, Schnelligkeit, Kraft und Laufvermögen vereint. Der Gegner wird keine Sekunde alleine gelassen und dank der multifunktionalen Laufwunder Kimmich und Davies geht viel Gefahr von den Außenbahnen aus. “ Mehr mehr ! » ertönte es regelmäßig im leeren Stadion von Lissabon, als Thomas Müller meinte, es müsse aufgerüttelt werden. Barcelona hat völlig die Orientierung verloren. Rasenballsport Leipzig gewann am Donnerstag das Halbfinale gegen Atlético Madrid dank intelligenter und solider Kombinationsspielweise.

Die Trainer Hans-Dieter Flick (Bayern) und Julian Nagelsmann (Leipzig) gehören zu einer Generation, deren Ansatz harte Arbeit mit der Bedeutung von Teamgeist und modernem Coaching in Bereichen wie körperlicher und geistiger Anstrengung verbindet. Dieser Erfolg macht deutsche Trainer inzwischen heiß begehrt. Das Neue Deutsche Welle erreichte auch die Niederlande. Nach Héraclès (Frank Wormuth) ernannte Vitesse neben dem PSV auch einen deutschen Trainer: Frank Letsch (51). Er arbeitete als Assistent von Schmidt bei RB Salzburg.

Slutskys zynisches konservatives Fußballjoch

Diese eloquenten Herren, die oft die gleiche Philosophie teilen, standen sich am Samstag in Eindhoven gegenüber. Es wurde schnell klar, dass Vitesse das etwas zynische Joch des russischen Sluzki abgeworfen hatte. Offen und frei, mit viel Druck nach vorne, trat der PSV an. In seinem Vorgespräch nannte Letsch ein weiteres Beispiel Bayern-Barcelona. Wie sich Stürmer Lewandowski weiterhin für den Ball anbietet. Letsch: „Ich wollte zeigen, was er als Star auf so hohem Niveau geleistet hat.“

Als Fußballfan hatte Letsch auch die Bayern geschätzt. „Es war beeindruckend, genau wie Leipzig. So wie Ajax vor nicht allzu langer Zeit Eindruck gemacht hat. Im Fußball verändert sich ständig etwas, das macht Spaß. Aus diesem Grund wollte Schmidt die aktuelle Dominanz der deutschen Kultur relativieren. „Ich weiß nicht, ob es einen deutschen Ansatz gibt. Ich sehe es auch als Zufall an, dass drei der letzten vier Vereine in der Champions League mittlerweile einen deutschen Trainer haben. Fußball ist nicht so einfach.

Laut Schmidt wäre es opportunistisch, Deutschland jetzt für heilig zu erklären. PSV ist nicht mit Bayern zu vergleichen und jeder deutsche Trainer hat seine eigene Methode. In der Verteidigung hat sich Schmidt vorerst für vier Verteidiger in Folge entschieden, was eher einer „holländischen Schule“ entspricht. Aber abgesehen davon weht im gesamten PSV unter seinem Kommando ein ganz anderer Wind. Ein Großteil seines Teams ist neu und deutsch – vom Physiotherapeuten über den Videoanalytiker bis hin zum Fitnesstrainer. Seine Trainingseinheiten sind lang und intensiv.

Ein „Säule-an-Wand“-Gefühl

Dass sie auch in der vergangenen Woche hart trainiert und dabei nicht nachgelassen haben, erklärt laut Schmidt, warum seine Spieler den geplanten Power-Fußball am Samstag nur bedingt umsetzen konnten. Angesichts eines strukturierten Vitesse mussten die PSV-Spieler das Gefühl gehabt haben, sie würden von der Säule zum Pfosten wechseln, da sie manchmal versuchten, ihnen hinterherzujagen. „Man sieht, dass es noch viel zu verbessern gibt. Unsere Absichten, wie zum Beispiel Druck auszuüben, sind nicht immer in Erfüllung gegangen. „Wir waren zu weit voneinander entfernt“, sagte Denzell Dumfries.

Es ist auch eine große Veränderung, nach den Jahren unter Cocu und Van Bommel. Die große Frage ist jedoch, ob Schmidts Auswahl gut genug ist, um seinen anspruchsvollen Ansatz umzusetzen. Es gibt immer noch viele praktische Einwände zwischen Theorie und Praxis, wie sich auch gegen Vitesse zeigte (Ergebnis 1-1). Es gibt keine Qualität in der Verteidigung und Individualisten wie Ihattaren und Gakpo müssen beweisen, dass sie sich an das Teamkonzept anpassen können. Technisch lief noch einiges schief. Auch bei Donyell Malen, der nach einem Torschuss den Ball von der Seitenlinie rollen sah. Für eine halbe Stunde kehrte er nach acht Monaten Rehabilitation zurück.

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Adelhard Simon

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