Mit Guernica hat Picasso ein Sinnbild für all das Elend des 20. Jahrhunderts gemalt

Das Gemälde ist riesig: dreieinhalb Meter hoch und fast acht Meter breit. Auf schwarzem Hintergrund sehen wir viele ausgestreckte Arme und aufgerissene Münder. Oben links ist deutlich ein Stierkopf, in der Mitte ein Pferd. Die Charaktere sind flach, fast kindisch.

Es werden nur Schwarz-, Weiß- und Grautöne verwendet. Auch die Maltechnik ist einfach. Wenn Sie sich das Gemälde genauer ansehen – das können Sie im Museo Reina Sofia in Madrid tun – werden Sie feststellen, dass es noch viele Skizzenlinien gibt.

Bombenangriffe während des Bürgerkriegs

Diese rohe Wirkung ist vor allem auf die Zeit zurückzuführen, die Picasso zur Verfügung stand: Als er schließlich wusste, was er für den spanischen Pavillon auf der Weltausstellung 1937 in Paris malen würde, musste es in fünf Wochen fertig sein. Er hatte überlegt, ein Gemälde zum klassischen Thema des Künstlers und seines Modells zu malen.

Der Bürgerkrieg in Spanien war für Picasso kein selbstverständliches Thema, er hatte sich bis dahin wenig politisch engagiert.

Dies änderte sich, als die deutsche Luftwaffe am 26. April 1937 im Auftrag des spanischen Generals Franco das baskische Dorf Guernica bombardierte. Picasso sah die Fotos der Zerstörung und der Opfer. Es gab noch keine Farbfotografien, daher wählte Picasso die Schwarz-Weiß-Palette.

Universelles Bild des Kriegselends

Weltberühmt war das Werk bereits im Zweiten Weltkrieg, als es in den USA hing. Nach dem Krieg reiste das Werk durch Europa, wurde in Sao Paulo und ab 1958 im MoMA Museum in New York ausgestellt. Dort versammelten sich Befürworter und Gegner des Vietnamkriegs vor der Leinwand, die inzwischen zu einem universellen Bild des Elends des Krieges geworden ist.

Picasso entschied, dass er erst nach Francos Tod nach Spanien gehen würde, seit 1981 hängt er in Madrid. Ein Wandteppich mit einer Kopie von Guernica hängt im Gebäude der Vereinten Nationen in New York. Als US-Außenminister Colin Powell 2003 die Kriegserklärung an den Irak erklärte, war der Wandteppich mit einem blauen Stoff überzogen. Seine Worte konnten nicht mit der ultimativen Vorstellung von dem Elend konkurrieren, das der Mensch seinem Volk immer noch zufügt.

Was ist das Besondere an Picassos Werken? Und wie soll man das sehen? Anlässlich des 50. Geburtstags von Picasso spricht die Kunstkritikerin Joke de Wolf über einige seiner Gemälde. Hier können Sie frühere Folgen lesen.

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Poldie Hall

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