Das Verhalten von Verteidiger Antonio Rüdiger beim dritten japanischen Tor war Ausdruck der Unruhe, die am Samstagabend in der Volkswagen Arena in Wolfsburg herrschte. Er wartet ein paar Sekunden, bevor er seinen Sprint startet, um die japanischen Angreifer einzuholen. Es war, als hätte er seine Niederlage bereits akzeptiert und es störte ihn nicht.
Es war „nur“ ein Freundschaftsspiel für die Mannschaft, aber das 1:4-Ergebnis war ein schwerer Schlag für Deutschland. Diese Demütigung durch Japan vor heimischem Publikum, weniger als ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land, musste zwangsläufig zu einer Krise führen. Bundestrainer Hansi Flick stand schon länger unter großem Druck, wurde am Sonntag aber entlassen. Er wird nicht nur wegen der Niederlage gegen Japan beurteilt. Es passte zu einem Muster.
Flick übernahm im Mai 2021 die Nachfolge von Joachim Löw. Auf dem Papier keine leichte Aufgabe, denn Löw bescherte den Deutschen mit dem WM-Sieg 2014 den ultimativen Triumph. Es war Flick, der Löw als Assistent flankierte. Nach einer erfolgreichen Zeit an der Spitze des FC Bayern München – Flick gewann unter anderem die Champions League und die Deutsche Meisterschaft – sah der Verband in ihm den idealen Nachfolger.
Niedrige Serie
Dies war nach 25 Länderspielen unter Flick nicht mehr der Fall. Bei der WM in Katar im vergangenen Winter konnten die Deutschen schnell ihre Koffer packen, denn vier Punkte reichten nicht für den Einzug in die K.-o.-Runde. Schon damals musste die deutsche Mannschaft ihre Überlegenheit gegenüber Japan (1:2) erkennen. Nach diesem Scheitern in der letzten Runde wurde es immer schlimmer. Vier der letzten fünf Spiele gingen verloren; Einmal gab es ein Unentschieden. Die einzige Chance für die Deutschen besteht darin, dass sie sich nicht mehr für die Europameisterschaft im nächsten Sommer qualifizieren müssen, da sie Gastgeberland sind.
War die Niederlage gegen die Japaner der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Flick selbst glaubte das am Sonntagmorgen nicht. Am Tag nach dem Vorfall stand er wieder „normal“ mit seiner Mannschaft auf dem Trainingsgelände und bekundete seine Absicht, als Bundestrainer weiterzumachen. „Auf dem Platz war es vielleicht nicht zu sehen, aber ich glaube immer noch, dass ich der richtige Mann für diesen Job bin“, sagte er. Auch Rudi Völler, Geschäftsführer des deutschen Verbandes, ließ sich nicht von Texten zu einer möglichen Entlassung verführen. „Wir müssen uns auf das Spiel am Dienstag vorbereiten“, sagte die Fußball-Ikone.
Die Entlassung erfolgte wenige Stunden später. Flicks Kredit war bei den deutschen Fans bereits verblasst, die am Samstag skandierten, er müsse gehen. Auch die deutschen Medien reagierten brutal. Seit Samstagabend weist der Trainer auch ins Ausland. Der Österreicher Kronen-Zeitung sprach von einer „Megakrise“.
Dokumentarfilm
Noch ärgerlicher für Flick war, dass am Freitag auf Amazon Prime eine Dokumentation über das deutsche Drama in Katar erschien. Es zeigt die gegenseitigen Spannungen innerhalb der Auswahl und diskutiert die Diskussionen über den deutschen Protest während der Endrunde. Die FIFA hatte als Strafe für das Tragen der OneLove-Kapitänsbinde eine gelbe Karte ausgesprochen, weshalb die Spieler dieser Mannschaft vor dem ersten Spiel mit einer Hand vor dem Mund auf dem Mannschaftsfoto posierten.
Am Sonntag gab es in Deutschland viele Spekulationen über Flicks Nachfolge. Auch der Name Louis van Gaal wird erwähnt. Völler selbst wurde vom Deutschen Fußball-Bund für das Spiel am Dienstag zum Interimstrainer ernannt. Dann empfängt die Dortmunder Mannschaft den Vize-Weltmeister Frankreich. Dies ist kein idealer Gegner für eine Mannschaft, die sich bereits in großen Schwierigkeiten befindet.
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