Fußball-Porno bei der WM: Westdeutschland und Österreich schummeln

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Wenige WM-Spiele sind auf so viel Missfallen gestoßen wie das zwischen Westdeutschland und Österreich in Gijon während der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien. Es hieß Pornofußball.

Plakat der Copa del Mundo de Futbol Zaragoza España 82 aus der Sammlung von Sportimonium – CC BY-NC-SA – durch Europäische

Von Volkskrant-Journalist Frans Ensink prägte den Begriff, als er diese Show sah Fußball-Porno und diese Beschreibung wurde auf der ganzen Welt angenommen. „Was ich gesehen habe, war so obszön, dass ich den Begriff für angemessen hielt“, erklärte der 1989 verstorbene Ensink später Algerien fiel diesem Nichtangriffspakt zum Opfer Alte Kameraden marschierten gemeinsam bis zur zweiten Runde unter einem permanenten Flötenkonzert. Die ganze Welt war empört und besonders die Algerier auf den Tribünen, die Papiergeld schwenkten, fühlten sich betrogen.

Viele werden vergessen haben, dass sich die Algerier am Vortag ganz schön geschnitten haben. Sie hatten bei ihrem Turnierdebüt gegen die Bundesrepublik Deutschland (2:1-Sieg) nach Aufstellung mit 0:2 gegen Österreich verloren und mussten daher Chile mit drei Toren schlagen, um sich den Einzug in die zweite Runde absolut sicher zu machen. Algerien schien diese Mission gegen die erschöpften (und ausgeschiedenen) Chilenen erfolgreich zu sein, da sie zur Halbzeit mit 3: 0 führten. Assad traf zweimal und Bensaoula einmal.

Dem ZDF-Analysten Franz Beckenbauer gingen die Worte für ein Lob des Nordafrikaners aus. „Sie spielen sehr guten Fußball und sind nicht umsonst die Offenbarung dieses Turniers. Wir müssen einfach davon ausgehen, dass wir morgen unser erstes Endspiel gegen Österreich spielen werden. Die WM könnte morgen für Deutschland vorbei sein.

In den Wolken

Die Algerier gingen nach der Pause in den Wolken und gaben ihre Disziplin auf. Die Chilenen kamen dank Toren von Neira und Letelier auf 3:2 zurück. Auch Chile glich beinahe aus, aber Algerien behielt seine Führung und unterzeichnete damit seinen zweiten Sieg bei dieser Weltmeisterschaft.

Afrikanische Fans jubelten, aber neutrale Fans bezweifelten sofort, dass dieses Ergebnis ausreichte. Am Vortag war Kamerun, obwohl seit drei Spielen ungeschlagen, nach Tordurchschnitt gegen Italien ausgeschieden. Algerien hatte unnötigerweise seine sichere Qualifikation (eine Premiere im afrikanischen Fußball) aufgegeben und war nun auf die sportliche Pflicht Österreichs und Westdeutschlands angewiesen.

Die Rangliste der Gruppe II lautete:

1. Österreich 2 2 0 0 4 3:0
2. Algerien 3 2 0 1 4 5-5
3. Westdeutschland 2 1 0 1 2 5-3
4. Chile 3 0 0 3 0 3-8

Sollte Österreich gegen Westdeutschland gewinnen oder unentschieden spielen (wie vier Jahre zuvor in Cordoba-Arg), war Algerien der Aufstieg mit Österreich garantiert. Aber als Westdeutschland gewann (wie in den beiden Vorrundenspielen dieser WM), musste Algerien auf drei Tore hoffen. In diesem Fall würde Österreich verlieren.

Aber eigentlich war allen sofort klar, dass die beiden Tore von Chile vor allem das Spiel eines „großdeutschen“ Paktes gespielt hatten. Die 35.000 Zuschauer im Molinon-Stadion in Gijon und die Millionen vor den Fernsehern saßen gut, denn keiner wollte so eine kühne Karte wirklich glauben. In elf Minuten eröffnete Horst Hrubesch mit einem Kopfball von Littbarski den Torschützenkönig. Danach wollten die beiden Teams kein Risiko mehr eingehen, um sich gegenseitig noch mehr zu verletzen. Als Zeichen dafür, dass der Schnurrbart da war, entfernte Bundestrainer Derwall seinen Star Karl-Heinz Rummenigge vom Platz, um Youngster Lothar Matthäus sein WM-Debüt geben zu lassen.

Auch die Österreicher griffen nicht an und der Ball ging über die Mittellinie. Die Menschen auf der Tribüne fühlten sich betrogen, vor allem die neutralen Fußballtouristen und algerischen Fans. Die letzten fünfzehn Minuten wurden unter einem schrillen Flötenkonzert gespielt, aber an der Partitur änderte sich überhaupt nichts. Und das war die Hauptsache. Es war alles sehr obszön, kurz Fußballporno. Der ganzen Welt tat Algerien leid und die Deutschen und Österreicher mussten sich im weiteren Turnierverlauf nicht mehr auf die Sympathie des neutralen WM-Publikums verlassen.

Adelhard Simon

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