Deutschland zittert nach der Rede von Bundeskanzler Scholz am vergangenen Sonntag noch immer in seinen Grundfesten. Diese Rede beendete die seit dem Zweiten Weltkrieg geltende pazifistische Außenpolitik. Für ein aktiveres Handeln der Bundeswehr werden 100 Milliarden Euro bereitgestellt.
Probleme innerhalb der deutschen Abwehr
„Die Entscheidung, die 100 Milliarden Euro für die Verteidigung auszugeben, ist in Deutschland immer noch ein heißes Thema“, sagt Deutschland-Korrespondent Derk Marseille. „Das Ziel, wie es Bundesfinanzminister Christian Lindner formulierte, ist es, die Bundeswehr zu einer der modernsten und schlagkräftigsten in Europa zu machen.“
Das ist zwar ein gutes Ziel, aber die Bundesregierung hat mehrere Probleme, so Marseille. Zum Beispiel gibt es eine schlechte Einkaufspolitik und eine schlechte Organisation. Die Bürokratie hilft nicht und auch die fehlende Erfahrung der neuen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht in Verteidigungsfragen ist ein Knackpunkt. „Und selbst wenn die Bundesregierung beim deutschen Rüstungshersteller Soltz Rheinmetall einen Auftrag erteilt, kann das Unternehmen nicht einfach weitere hundert Panzer produzieren. Auch die Produktionskapazität ist ein Problem. Die Aussichten basierend auf der Erfolgsbilanz sehen also nicht sehr gut aus.
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Die unabhängige Energieversorgung Deutschlands ist moderat
Das hindert deutsche Hersteller aber nicht daran, bereits jetzt ein Angebot an die Regierung zu schicken. „Wenn man davon spricht, gut auf Nachrichten zu reagieren, geht es Rheinmetall gut. Sie unterbreiteten der Bundesregierung ein Angebot über 42 Milliarden Euro für die Waffenproduktion. Damit kann man viel Munition kaufen. Die gesamte Rüstungsindustrie entwerfe jetzt Angebote, erklärt Marseille, doch die Bundesregierung stehe vor einem anderen Problem: der Energieversorgung. „Ein sehr großes Problem ist dann: Wird es genug Gas geben, um das Metall zu schmelzen und alle Waffen daraus herzustellen?“
Mögliche Energieversorgungslösungen
Marseille beantwortet seine eigene Frage, dass die Energie nicht da ist. Deutschland ist immer noch sehr abhängig von russischem Gas. Nur wenige Prozent der gesamten Energieversorgung stammen aus eigener erneuerbarer Energie. „In Deutschland hieß es immer: ‚Die beste Waffe gegen die russische Aggression ist der Bau von Wind- und Sonnenkraft.‘ Atomkraftwerke sollen länger offen bleiben, während sie ab diesem Jahr geschlossen werden sollen“, so Marseille, das Start-up von Kernkraftwerken dauert auch lange und deshalb können wir dieses Jahr wegen der Anlagen nicht mit einem warmen Winter rechnen, das Interesse ist groß.
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Ermessen von Bundeskanzler Scholz
Die Süddeutsche Zeitung schreibt, nur Scholz und Lindner hätten von der Kehrtwende in Deutschland gewusst, dass das 100-Milliarden-Budget ausschließlich in die Verteidigung gehe. Die Grünen wussten laut der Zeitung nichts davon, Marseille reagierte: „Diese Situation ist vergleichbar mit der Entscheidung Merkels, die Atomkraft zu stoppen. Oder den Dublin-Vertrag kippen, damit fast eine Million Flüchtlinge aus Syrien und vom Balkan nach Deutschland kommen können.
Dieser Ermessensspielraum sei in Deutschland laut Marseille selbstverständlich und erlaube der Kanzlerin, eine solche Entscheidung zu treffen. „Ich glaube, Scholz hat die Karte bis zum letzten Moment an die Brust gehalten, aber in Deutschland wird so eine Entscheidung nie ohne Unterstützung getroffen. Die Grünen unterstützen diese langfristige Politik. Und der Applaus nach der Verkündung ist auch ein Beweis dafür.
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