Dies geht aus Dokumenten hervor, die das Ministerium Anfang dieses Monats veröffentlicht hat.
Das Ministerium für Wirtschaft und Klima zwang Kommunen und andere öffentliche Institutionen, ihre Gasverträge mit Gazprom zu kündigen, da dies aufgrund der europäischen Sanktionen gegen Russland erforderlich war. Bei diesen Verträgen handelte es sich um eine niederländische Tochtergesellschaft der deutschen Gazprom-Tochtergesellschaft, deren Kontrolle der deutsche Staat im Frühjahr übernommen hatte.
Die Deutschen versprachen, kein Geld mehr an Russland zu zahlen und glaubten daher – wie viele öffentliche Institutionen –, dass diese Verträge fortbestehen könnten, doch die EZK blieb standhaft. Formal befanden sich die Anteile weiterhin in russischer Hand.
Diplomatischer Aufruhr
Den Unterlagen zufolge kam es in diesem Sommer zu einem diplomatischen Streit zwischen den Nachbarländern. Die niederländische Niederlassung von Gazprom, die von den Deutschen inzwischen in SEFE (Securing Energy for Europe) umbenannt wurde, hat es nicht akzeptiert, dass Kommunen ihre Verträge kündigen. Das Unternehmen hat bei Vertragsbruch mit sehr hohen Bußgeldern gedroht, was die Kommunen zusätzlich in eine schwierige Situation bringen würde.
Gazprom Niederlande in deutscher Hand
Niederländische Unternehmen und Regierungen, die in den letzten Jahren Gasverträge mit Gazprom abgeschlossen haben, taten dies über eine niederländische Tochtergesellschaft des Unternehmens. Die niederländische Niederlassung war wiederum eine Tochtergesellschaft der deutschen Niederlassung Gazprom Germania.
Im April dieses Jahres übernahm die Bundesregierung die Kontrolle über Gazprom Germania. Von diesem Zeitpunkt an war die Bundesregierung sowohl für Gazprom Germania als auch für die niederländische Niederlassung verantwortlich.
Inakzeptabel
„Die Tatsache, dass Gazprom NL sich an niederländische Regierungen wendet, ist für EZK nicht akzeptabel“, schrieben Beamte Anfang August in einem Memo an den Minister. Es wurde beschlossen, mit den Deutschen Kontakt aufzunehmen, um das Problem zu lösen, allerdings so, dass weder Deutschland noch die Niederlande ihre Innenpolitik anpassen mussten.
Das bedeutete Ärger, da die Niederlande davon überzeugt waren, dass Geldtransfers an Gazprom einen Verstoß gegen die Sanktionen darstellten, während die Deutschen 10 Milliarden in Gazprom Deutschland pumpten, um das Zelt über Wasser zu halten.
Erster Versuch mit sanfter Hand
Am 2. August wurde ein Schreiben an das Bundeswirtschaftsministerium geschickt, in dem es darum gebeten wurde, gemeinsam eine Lösung zu finden. Die Niederlande versuchten sogar, Deutschland davon zu überzeugen, dass eine Kündigung der Verträge auch Gazprom Germania und damit dem deutschen Staat zugute kommen würde.
Nach der Machtübernahme durch Deutschland wurde Gazprom Germania selbst von Russland sanktioniert, sodass dem Unternehmen keine Kubikmeter russisches Gas mehr geliefert wurden.
Gazprom Germania musste daher extrem teures Gas (auf Kosten des deutschen Steuerzahlers) woanders einkaufen und es dann zu deutlich niedrigeren Preisen liefern, insbesondere an niederländische Kommunen. In gewisser Weise war ein Vertrag mit Gazprom damals die beste Garantie dafür, dass kein russisches Gas gekauft wurde und dass es auch noch günstig war. Dennoch hielt EZK durch.
Am 8. August wurde eine weitere E-Mail nach Deutschland geschickt, da noch keine Antwort eintraf. 10. August: eine weitere „sanfte Erinnerung“, dass die Niederlande ungeduldig auf eine Antwort warteten.
Unheimlicher Brief
Einen Tag später war das Format komplett ausgebucht. Das Ministerium schickte am 9. August einen düsteren Brief nach Deutschland, der eine eindeutige Drohung enthielt. Er sagt, die „starke Präferenz“ bestehe darin, eine gemeinsame Lösung zu finden, aber die Zeit dränge.
Das Ministerium drohte daraufhin, es prüfe Optionen, um die niederländische Niederlassung von Gazprom zur Einhaltung der EU-Sanktionen zu zwingen, wobei eine strafrechtliche Verfolgung eine der Optionen sei.
Zweitens drohte das Ministerium damit, öffentlich bekannt zu geben, dass alle niederländischen Regierungen von jeglichen Ansprüchen der SEFE schadlos gehalten würden. „Bevor wir es jedoch veröffentlichen, hoffen wir wirklich, eine mögliche Lösung zwischen unseren Ministerien zu finden.“
Schließlich gaben die östlichen Nachbarn nach. Am 18. August stellte sich heraus, dass SEFE nach weiteren Gesprächen bei der Kündigung der Verträge kooperieren würde.
Das alles umsonst
Noch schmerzlicher ist, dass dieses Argument letztlich umsonst war. Anfang September, als Dutzende öffentliche Einrichtungen unter Druck ihre Verträge gekündigt hatten, nahm das Ministerium seine Arbeit auf. Auf jeden Fall konnten die Institutionen von einigen Monaten Atempause profitieren, während das Ministerium versuchte, zusätzliche Informationen aus Brüssel einzuholen, um herauszufinden, ob es die Sanktionsbestimmungen richtig interpretierte.
Das Außenministerium sieht darin kein Problem
Bemerkenswert ist auch, dass die Anwälte des Außenministeriums im Wettbewerb eine ganz andere Rolle spielten als EZK. Ende Juli kam die Rechtsabteilung dieses Ministeriums zu dem Ergebnis, dass Verträge mit Gazprom Germania aufgrund der formalen Eigentümerverhältnisse zwar nach dem Wortlaut des Gesetzes ausgeschlossen sein könnten, diese Auslegung jedoch nicht gerecht werde. darauf, dass die Bundesregierung nun ein Mitspracherecht hat.
„Solange die Bundesnetzagentur de facto kontrolliert Gazprom Germania und nicht russische Staatsangehörige/Unternehmen, Körperschaften oder Organisationen mit Sitz in Russland. Gegen die Vergabe von öffentlichen Aufträgen bzw. Konzessionsverträgen an Gazprom Germania bestehen jedoch unseres Erachtens keine Einwände.“
„Der Zweck der in dieser Bestimmung festgelegten Eigentumskriterien besteht schließlich darin, zu verhindern, dass russische Personen/Organisationen durch die mit diesem Eigentum verbundenen Kontrollrechte von einer Ausschreibung profitieren.“
Lieber Witz
Letztendlich beschließt die Bundesregierung, SEFE vollständig zu verstaatlichen, wodurch die Aktien nicht mehr in russischer Hand sind und daher keine Sanktionen mehr gelten.
Dies führt zu enormen Kosten für die niederländische Regierung. Aus einer offiziellen Mitteilung geht hervor, dass die Entschädigung öffentlicher Institutionen, weil sie zu Unrecht einen viel teureren Vertrag abschließen mussten, für die Monate Oktober bis Dezember zweistellige Millionenbeträge kosten wird.
Die Kosten könnten noch weiter steigen, da viele Kommunen über günstige Verträge verfügten, die auch nach dem 1. Januar weiterliefen.
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