Die linken Wurzeln des Judenhasses sind in Deutschland sichtbarer denn je

von Dirk Rochtus*

Die pro-palästinensischen Proteste haben auch den Antisemitismus der Linken in Deutschland deutlich gemacht. Eine bittere Beobachtung für ein Land mit einer solchen Geschichte, meint Dirk Rochtus.

In den letzten Jahren wurden Juden in Deutschland zunehmend Opfer antisemitischer Vorfälle, die auch auf Menschen mit Migrationshintergrund zurückzuführen sind. Das Phänomen findet kaum mediale Beachtung und ist kaum Gegenstand politischer Debatten.

Rechtsextreme Angriffe wie der Angriff auf eine Synagoge in Halle (Sachsen-Anhalt) im Herbst 2019, bei dem zwei Menschen starben, stellen die zahlreichen Schikanen, denen deutsche Juden seit Jahren ausgesetzt sind, in den Schatten. Rechtsextreme Gewalt scheint die Behauptung zu bestätigen, dass Antisemitismus nur von dort kommt.

Während der jährlichen Gedenkfeier am 9. November Kristallnacht des ReichesDer nationalsozialistische Pogrom von 1938 war erneut eine Warnung vor rechtem Antisemitismus.

Es gibt auch linken Antisemitismus

Doch die massiven pro-palästinensischen Proteste gegen die israelische Armee in den letzten Wochen haben gezeigt, dass es auch in westlichen Ländern linken Antisemitismus gibt. Für die Linke ist Kritik an Israel kein Antisemitismus. Wie in erwähnt Der Tagesspiegel Kritik an Israel bietet linken Aktivisten die Möglichkeit, „antisemitischen Institutionen eine vermeintlich politisch legitime Form zu geben“. Während und am Rande dieser Demonstrationen wurden Juden häufig besucht, angegriffen oder verspottet.

Und das in einem Land, das die Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes pflegt. ‚Die Sicherheit Israels ist deutscher Staatsräson „Die Sicherheit Israels ist der Grund für die Existenz des deutschen Staates“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2008 in der Knesset. Ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) bestätigte dies kürzlich bei einem Besuch in Israel.

Dass linke Demonstranten kürzlich in Berlin vor dem Auswärtigen Amt den Slogan „Befreie Palästina von der deutschen Schuld gesungen, kann als Aufruf an das offizielle Deutschland verstanden werden, sich dieser historischen Verantwortung zu entledigen. Indem sie das Existenzrecht Israels leugnen, gehen diese Aktivisten weit über die Kritik der israelischen Politik hinaus. Tatsächlich verweigern sie Juden das von der Bundesrepublik garantierte Recht auf ein sicheres Zuhause.

Wer über Antisemitismus spricht, denkt unweigerlich an die Judenverfolgung im Dritten Reich sowie an die schweren Übergriffe und Verstöße von Neonazis. Die Geschichte zeigt, dass die deutsche Linke bereits Antisemitismus betrieben hat, auch wenn dieser nicht zu Massenmorden oder Totschlägen geführt hat.

Die Worte der KPD-Vorsitzenden Ruth Fischer aus dem Jahr 1923 sind berüchtigt: „Tretet die Judenkapitalisten nieder, hängt sie an die Laterne, zertrampelt sie» („Stürze die jüdischen Kapitalisten, hänge sie an den Laternenpfahl, zertrampele sie“). Diese Aussage sagt viel darüber aus, warum es linken Antisemitismus gibt: Er gehört zum selben Kontext wie Antikapitalismus und Antiimperialismus.

Da europäische Juden im Laufe der Geschichte vom Produktionsprozess ausgeschlossen waren, wandten sie sich dem Finanzsektor zu. Deshalb wurden sie Kommunisten genannt.„Unterdrücker der Arbeiterklasse“. Aus diesem Grund betrachteten viele linke Deutsche Israel als einen Auswuchs des Imperialismus, einen Staat, der eine „Politik der kolonialen Expansion“ verfolge. Anschließend reduzierten sie den Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt auf einen Kampf der „militärisch überlegenen Israelis gegen die unterdrückten Palästinenser“. Antizionismus war auch in der DDR Teil der Staatsdoktrin.

Der Hamas-Terrorismus wird von Trotzkisten als „Gegenangriff“ dargestellt

Diese antikapitalistische Haltung führte auch zu Aktionen gegen die Juden selbst. Ulrike Meinhof, Mitbegründerin der linken Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF), hat das Attentat auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele 1972 in München gelobt. Diese waren ‚antiimperialistisch, antifaschistisch und internationalistisch ». Die linke Aktionsgruppe Tupamaros-West-Berlin legte am 9. (!) November 1969 eine Bombe im Jüdischen Gemeindehaus. Glücklicherweise kam es nicht zu der Explosion, sonst wären Dutzende deutsche Juden gestorben. Der für den Anschlag verantwortliche Dieter Kunzelmann saß anschließend stillschweigend für die Grünen im Berliner Landtag.

Ende Juni 1976 entführten palästinensische und deutsche Terroristen ein Flugzeug der Air France am Flughafen Entebbe. Unter den Entführern war auch Wilfried Böse von der Zeitung Revolutionäre Zellen. Böse trennte bei der Entführung jüdische Passagiere von nichtjüdischen Passagieren. Als einer dieser Juden ihm sein Tattoo als ehemaliger Häftling eines Nazi-Konzentrationslagers zeigte, antwortete Böse kühl, dass er zum Guerilla geworden sei, weil das westdeutsche System von ehemaligen Nazis durchsetzt sei und dass er nun den unterdrückten Palästinensern helfe.

Dieses Argument findet heute in den Erklärungen des trotzkistischen Marx21-Netzwerks innerhalb der linken Oppositionspartei im Bundestag, Die Linke, Widerhall. Die Hamas-Morde vom 7. Oktober seien ein „Gegenangriff“ gewesen und Teil des palästinensischen „Rechts auf Widerstand“.

Völlig verrückt und moralisch bankrott

Von diesem Vorwurf will die deutsche Linke natürlich nichts wissen. Schließlich ist Antisemitismus in Deutschland tabu. Viele Linke schweigen, wenn es um Judenhass geht.

Der säkulare Jude Igor Levit ist ein bekannter Pianist. Er sah die Proteste in Berlin, wo Judenhass weit verbreitet war. In Der Tagesspiegel (25. November) lehnt er die „Ja, aber“-Haltung gegenüber den Ermordungen eines „völlig geistesgestörten und moralisch bankrotten Teils der progressiven Linken“ durch die Hamas ab. Am 28. November organisierte er ein Solidaritätskonzert.Gegen das Schweigen. „Gegen Antisemitismus“.

*Dirk Rochtus veröffentlichte diesen Artikel am 29. November am www.doorbraak.be.

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Poldie Hall

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