Deutschland altert schneller als die meisten anderen europäischen Länder. Die Bevölkerung im Alter von 20 bis 66 Jahren wird von heute knapp 52 Millionen auf rund 45 Millionen im Jahr 2050 ansteigen. Diesen Prognosen zufolge werden Frankreich und das Vereinigte Königreich in 27 Jahren eine größere Bevölkerung haben als Deutschland. Die wirtschaftlichen Folgen sind erheblich: Das Wachstum geht zurück, die Finanzierung von Renten und Gesundheitsfürsorge explodiert.
In der öffentlichen und politischen Debatte wird oft behauptet, dass den Folgen der Bevölkerungsalterung nur durch eine zunehmend selektive Zuwanderung begegnet werden könne. Im vergangenen Jahr kamen rund 1,5 Millionen Menschen nach Deutschland. Allerdings bleiben die meisten Einwanderer lange Zeit für den Arbeitsmarkt unerreichbar. Beispielsweise hat nur noch ein Drittel aller syrischen Flüchtlinge Arbeit. Der Mangel an (sprachlichen) Qualifikationen, aber auch an Arbeitserlaubnissen bremst die Integration von Einwanderern in den Arbeitsmarkt. Derzeit sind es vor allem Einwanderer aus osteuropäischen Ländern, die zum Wirtschaftswachstum Deutschlands beitragen.
Einwanderung allein ist daher keine Lösung. Dies ist ein gezielter und qualifizierter Einwanderungsantrag. In der Gruppe der 20- bis 34-Jährigen, die nicht in Deutschland geboren sind, haben immer noch 20 Prozent keine formale Ausbildung. Bei in Deutschland geborenen Gleichaltrigen sind es nur 10 Prozent. Natürlich wird die Einwanderung aus nichtwirtschaftlichen Gründen weitergehen, aber um die Folgen der Bevölkerungsalterung aufzufangen, ist ein strategischeres Management erforderlich.
Wenn Einwanderung kein Allheilmittel ist, welches dann? Aktuelle Statistiken zeigen, dass die Deutschen deutlich weniger arbeiten als Menschen in anderen OECD-Ländern. Im Durchschnitt arbeiteten die Deutschen vor weniger als dreißig Jahren vier Stunden pro Woche. Eine einfache Lösung lautet also: härter und länger arbeiten.
Das Problem der Bevölkerungsalterung wird durch ein Phänomen verstärkt, das Deutschland eigentlich nur in südeuropäischen Ländern erlebt: Braindrain. In den letzten zehn Jahren haben mehr Deutsche das Land verlassen als zurückgekehrt. Derzeit leben mehr als 5 Prozent der deutschen Passinhaber nicht mehr in Deutschland. Nur Polen und das Vereinigte Königreich haben prozentual mehr Landsleute, die nicht im eigenen Land leben. Es sind vor allem die Menschen mit der höchsten Bildung, also Menschen in der Mitte des Lebens, die Deutschland verlassen. Wie kann Deutschland für qualifizierte Ausländer attraktiv werden, wenn die eigene Bevölkerung ihm den Rücken kehrt?
Wie bei vielen aktuellen Problemen der deutschen Wirtschaft gibt es auch im Kampf gegen die Alterung kein Allheilmittel. Es braucht eine ganze Reihe von Maßnahmen: eine Anhebung des Rentenalters, längere Arbeitszeiten, niedrigere Arbeitssteuern und auch eine bessere und zertifizierte Ausbildung für Migranten.
Ein altes deutsches Sprichwort sagt: Arbeit ist eine Halbwertszeit. Ein längeres Leben bedeutet auch ein längeres Arbeitsleben. Eine Arbeit!
Diese Kolumne wurde mit Genehmigung der belgischen Tageszeitung De Tijd reproduziert
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