Deutschland will die Wohnungen abgelehnter Asylbewerber nachts durchsuchen können

Die deutsche Menschenrechtsorganisation Pro Asyl kritisiert scharf ein neues deutsches Gesetz, das dafür sorgen soll, dass abgelehnte Asylbewerber schneller und häufiger in ihr Herkunftsland zurückgeschickt werden. Der Gesetzentwurf, den das Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz am Mittwoch verabschiedete, würde die Grundrechte von Asylbewerbern verletzen.

Wenn es nach der Bundesregierung ginge, dürften Beamte, die einen abgelehnten Asylbewerber festnehmen wollen, jedes Zimmer einer Wohngemeinschaft betreten. Bei Bedarf auch nachts. Das sei für Kinder schockierend, sagt Sprecherin Wiebke Judith von Pro Asyl. Diese Flüchtlingsorganisation bezeichnet es weiter als Verstoß gegen das deutsche Grundgesetz, das in Artikel 13 die Unverletzlichkeit der Wohnung festschreibt. Das gelte auch für Asylbewerber, erklärt Judith.

Darüber hinaus können Beamte nach dem neuen Gesetz zu Hause Dokumente und Datenträger durchsuchen, um die Identität einer Person festzustellen. Dazu gehören auch Daten auf Mobiltelefonen und in der Cloud, etwa Google Drive, gespeicherte Informationen. Dies verletze das Recht auf Privatsphäre, so Pro Asyl.

Noch mehr Maßnahmen gibt es im Gesetz von SPD-Ministerin Nancy Faeser. Um den Behörden mehr Zeit zu geben, sich auf ihre Ausreise vorzubereiten, kann ein abgelehnter Asylbewerber nun 28 Tage lang inhaftiert werden. Bisher sind es zehn Tage.

Schutz vor Krieg und Terrorismus

Faeser betont, dass das deutsche Asylsystem unter Druck stehe. „Um das Grundrecht auf Asyl zu schützen, müssen wir die irreguläre Migration deutlich reduzieren“, sagte die Innenministerin zu ihrem Gesetzentwurf. „Das ist notwendig … für die Menschen, die wir vor Krieg und Terrorismus schützen müssen – wie die 1,1 Millionen ukrainischen Flüchtlinge.“

Auch Bundeskanzler Scholz hält es für notwendig, abgelehnte Asylbewerber in großem Umfang zurückzuschicken. Pro Asyl stellt jedoch fest, dass strengere Gesetze in der Vergangenheit nicht zu einem spürbaren Anstieg der Räumungen geführt haben.

Deutschland hat rund 280.000 abgelehnte Asylbewerber. Unter ihnen sind rund 225.000 „geduldet“, sie können wegen gesundheitlicher Probleme, fehlender Papiere, weil das Herkunftsland sie nicht aufnimmt oder weil eine Rückkehr wie nach Afghanistan gefährlich ist, nicht ausreisen. Deutschland arbeitet an Migrationsabkommen mit dem Irak und anderen Ländern, um mehr Menschen zurückzuschicken.

Mehr Asylanträge als letztes Jahr

Im ersten Halbjahr dieses Jahres stieg die Zahl der abgeschobenen Asylbewerber um 27 Prozent auf fast 8.000. Die meisten kehrten in ihre Herkunftsländer zurück: Georgien, Nordmazedonien, Albanien, Moldawien und Serbien. Aber auch der Zustrom neuer Asylbewerber nimmt zu. In den ersten acht Monaten des Jahres 2023 wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund 77 % mehr Asylanträge gestellt.

„Es ist zu spät und zu wenig“, sagte CDU-Politiker Thorsten Frei über den Gesetzentwurf. Er glaubt, dass der Zustrom begrenzt werden sollte. Denn selbst wenn sich der Flüchtlingsstrom verdoppeln würde, stünde er in keinem Verhältnis zur Zahl der ankommenden Asylbewerber, sagte er. Die Welt. Der Gesetzentwurf muss noch vom Deutschen Bundestag verabschiedet werden.

Viele Abschiebungen per Flugzeug scheitern in der Praxis, hieß es aus dem Innenministerium. Zum Beispiel, wenn abgelehnte Asylbewerber Widerstand leisten oder Piloten oder Fluggesellschaften den Flug verweigern.

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Poldie Hall

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