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Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Verschwinden des deutschen Fintechs Wirecard beginnt nächste Woche der Strafprozess gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem österreichischen Staatschef und zwei Mitangeklagten, ehemaligen Wirecard-Managern, Banken und Kreditgebern unter Verwendung gefälschter Bilanzen insgesamt 3,1 Milliarden Euro gestohlen zu haben.
Wirecard galt als deutsche Erfolgsgeschichte. Das Zahlungsunternehmen räumte im Jahr 2020 ein, dass fast 2 Milliarden Euro an Vermögenswerten in seiner Bilanz wahrscheinlich nicht existierten. Drei Tage später war das Finanzunternehmen bankrott. Einige Handelserlöse Dritter wurden angeblich auf Treuhandkonten in Südostasien eingezahlt. Dieses Geld fehlt noch. Braun argumentiert, dass das Geld von den Treuhandkonten existierte, aber unterschlagen wurde. Er klagt seinen Mitangeklagten an, den ehemaligen Manager in Dubai.
Obwohl es bereits Anzeichen dafür gab, dass es bei Wirecard nicht rund lief, reagierten Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsbehörden kaum oder gar nicht. Seit der Insolvenz ist deutlich geworden, dass auch Regierungskreisen die Probleme im Unternehmen schon viel früher bewusst waren. Das Thema führte auch zu einer parlamentarischen Kommission zur Untersuchung der Skandale. Zumal die Regierung das Unternehmen auch auf Auslandsdienstreisen aktiv beworben hat. Das mussten unter anderem Altkanzlerin Angela Merkel und ihr Nachfolger Olaf Scholz, ehemaliger Finanzminister, selbst verantworten.
Sperrig und kompliziert
Braun wird des Betrugs, der Marktmanipulation und der Unterschlagung verdächtigt. Durch seine Anwälte bestreitet Braun die Vorwürfe, heißt es in einer kürzlich veröffentlichten Erklärung. Er wirft den Ermittlern indirekt mangelnde Wachsamkeit vor. Der ehemalige Leiter der Abteilung Dubai, den er für das böse Genie hält, ist der Kronzeuge der deutschen Anklage.
Die Beweise werden zahlreich und komplex sein. Bis 2024 sind 100 Verhandlungstage geplant. Der Prozess findet in einem unterirdischen bunkerartigen Gerichtssaal neben der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim statt.
Quelle: ANP
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