Am vergangenen Dienstag strahlte das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen, vergleichbar mit NPO 2, also der öffentlich-rechtliche Sender) eine Sendung aus, in der es „allerlei Praktiken“ von Lidl aufdecken oder anprangern würde. Es wurde mit so viel Fanfare angekündigt. Aber die Kritik war oberflächlich und oft bedeutungslos. Zum Beispiel? Denn andere Supermärkte machen das auch. Oder weil sich der deutsche Kunde schon lange daran gewöhnt hat (Foto: Lidl Zero in Woerden; Fotoquelle: Archiv FoodPersonality).
Das ZDF sagte, es hätte vier Lidl-„Insider“ zusammengebracht, die alle vier etwas darüber sagen würden, was Lidl macht. Zwei von ihnen wären langjährige Agenturleiter gewesen, einer hätte eine Position im „internationalen Marketing“ bekleidet und der vierte wäre jahrelang bei einem Lidl-Lieferanten tätig gewesen. Vielleicht sehen Sie diese vier Personen auch in der Sendung. Sie redeten und erklärten. Aber: mit Maske und der Sender meldete, dass ihre Stimmen verzerrt seien.
Klingt nach … großen Offenbarungen. Aber für diejenigen, die in der Branche selbst arbeiten, wird es nur ein Witz sein. Zum Beispiel; Lidl hat extra breite Einkaufswagen. Aufgrund dieser großen Körbe füllen Sie als Kunde diese eher. „Da sind nur wenige Sachen drin“, ist das optische Signal dieses Korbes an den Kunden selbst beim Einkaufen. Es wäre „ein Trick“, um mehr Umsatz zu generieren.
Warum berichtet das deutsche öffentlich-rechtliche Programm als Vorwurf gegen Lidl, während Aldi dasselbe tut? Außerdem, wenn wir uns die Caddies von AH, Jumbo, Plus usw. ansehen, sind sie so viel kleiner?
Übrigens: Der Korb hat einen schrägen Metallboden. Alle Gegenstände gehen dann automatisch auf die Rückseite des Autos, also nach unten. Und der Kunde würde dann weniger wahrscheinlich sehen, was er bereits in diesem Einkaufswagen hat. Wäre ein Kunde auf diese Weise betroffen? Übrigens, legen viele Kunden nicht oft eine Einkaufstasche auf die Rückseite eines solchen Korbes? Und nochmal: Lidl macht das alleine und nicht die Konkurrenz? Absurdität.
Ein anderes Beispiel; Lidl platziert das Preisschild eines Produkts über dem Produkt, nicht darunter, im Regal. Also: Als Kunde sieht man ein Stück Schokolade zum Preis von einem Euro, weil es unten im Regal steht. Aber: Als Kunde muss man nach oben schauen, denn dort ist der Preis für das Stück Schokolade, und der Preis ist höher. Dieser Preis von einem Euro gilt für das darunter liegende Produkt, also zum Beispiel ein kleines Stück Schokolade. Und so würden Lidl laut diesem Programm höhere Mehrkosten bescheren.
Offenlegung? Als ob das nicht schon halb Deutschland wüsste. Denn gerade in einen Supermarkt kommen Sie als Kunde sehr oft, um sich immer wieder einzudecken. Weiß dieser Kunde also bei jedem Produkt, bei jedem Kauf nicht schon, wo er suchen muss? Usw.
Hat das alles damals nicht Holz geschnitten? Ja. Deutsche Supermärkte verwenden das „BioLand“-Gütesiegel für Bio, das viel teurer ist als die Norm, aber Sie kaufen es, weil … (sättigend, gesund, bodenschonend, tierfreundlicher usw.). Auch Lidl bietet Produkte mit „BioLand“ an, allerdings nur wenige. Aber noch viel mehr mit dem ‚Bio Organic‘ Label. Aber: Es ist ein eigenes Lidl-Label, mit einem deutlich geringeren Bio-Anspruch. Und die Preise sind viel günstiger als bei BioLand.
Ein fairer Kommentar, aber auch hier gilt: Lidl steht damit nicht allein, oder? Tatsächlich hat auch die Bio-Branche hierzulande häufiger berichtet, dass Supermärkte auf Bio umgestiegen sind, allerdings als „Vorwand“, da der Bio-Grad deutlich geringer wäre als in Bio-Supermarktketten und Bioläden.
Haben Sie etwas vermisst – angenommen, Sie beherrschen die deutsche Sprache? Nein. oder doch: Sie haben übersehen, dass selbst ein öffentlich-rechtlicher Sender aus einem Land, dessen Nationalcharakter sich rühmt, „korrekt“ zu sein, nicht immer solide ist. Das sollte uns klar sein, wenn man bedenkt, dass die größte Zeitung hierzulande die Bild ist, eine Sensations-Zeitung, die immer mit der Wahrheit ringt, nicht Trumpianisch, aber immerhin.
Aber gerade dann… Sie würden nicht erwarten, dass ein bestimmter öffentlich-rechtlicher Sender aus einer Zusammenfassung allgemeiner Supermarkt-Geschäftspraktiken eine Kritik am einzigen Marktteilnehmer Lidl macht.
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