Mittwoch [28 juni 2023] Das Repräsentantenhaus wird einen Runden Tisch zur Widerstandsfähigkeit unserer Demokratie veranstalten. Die wachsende Sorge um den demokratischen Rechtsstaat ist berechtigt. Die Bedrohung kommt sowohl von außen als auch von innen: Autokratische Länder und Herrscher sind auf dem Vormarsch, und westliche Demokratien stehen zunehmend unter dem Druck wachsender Polarisierung und Unzufriedenheit. Natürlich müssen Regierung und Politiker besser gegen Misstrauen und Unterstützungsverlust vorgehen. Aber wir müssen unsere Demokratie auch widerstandsfähiger gegen die Kräfte machen, die sie stürzen wollen.
„Wir kommen nicht als Freunde oder in neutraler Funktion. Wir kommen als Feinde. So wie ein Wolf ein Schaf angreift, kommen auch wir. Mit diesen Worten zog Joseph Goebbels 1928 als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein. Schamlos beschwört er die Naivität, Gegnern der Demokratie alle Mittel zu geben, sie zu zerstören. Damit stellt sich auch die Frage, wie demokratisch es ist, Demokratiegegnern die Möglichkeit zu bieten, den demokratischen Rechtsstaat abzulehnen.
Was können wir gegen Politiker tun, die die Rechte und Freiheiten der Demokratie nutzen, um sie zu untergraben und zu zerstören? Oder gegen Politiker, die selbst keine Gewalt anwenden, diese aber offen dulden oder fördern? Die Beantwortung dieser Fragen erfordert große Vorsicht. Ein Verbot von Parteien verstößt gegen grundlegende demokratische Rechte wie die Meinungs- oder Vereinigungsfreiheit. Aber auch demokratische Freiheiten haben eine Obergrenze, die wir nicht tolerieren können. Aus diesem Grund hat das Bundesverfassungsgericht die Befugnis, Organisationen und Parteien aufzulösen, die den Sturz der Demokratie anstreben.
Als ich 2014 in einem Antrag eine Gesetzesänderung forderte, die es auch in unserem Land ermöglichen würde, undemokratische Parteien zu verbieten, gab es großen Widerstand dagegen von überwiegend linken Parteien. Sie sahen damals in unserem Parlament keine Partei, die die Demokratie abschaffen wollte. Dieses Argument war eher kurzsichtig als stichhaltig. Sie sollten diese Diskussion nie mit einer bestimmten Partei im Hinterkopf führen, sondern mit dem übergeordneten Ziel, unsere Demokratie zu schützen.
Mein Antrag erhielt eine Mehrheit, auch dank der damaligen Unterstützung von Minister Asscher. Als Reaktion auf den Vorschlag wies er darauf hin, dass es in einer widerstandsfähigen Demokratie keinen Raum für Gruppen gibt, die die demokratische Rechtsordnung missbrauchen, um diese Rechtsordnung zu stürzen und abzuschaffen.
Die Idee einer resilienten Demokratie geht auf die Antrittsvorlesung des sozialdemokratischen Professors George van den Bergh im Jahr 1936 zurück. Im Kontext des Aufstiegs Nazi-Deutschlands warnte er vor „Parteien, die die Demokratie nicht nur auf legalem Weg beenden wollen.“ bedeutet“. … also die Parteien, die durch Propaganda und Wahlbeteiligung versuchen, eine Mehrheit im Parlament zu erringen, um dann durch Gesetzes- und Verfassungsänderungen unseren demokratischen Staat in einen diktatorischen Staat umzuwandeln.“
Van den Bergh wies auf die widersprüchlichen Ansichten antidemokratischer Politiker hin. Sie fordern Respekt für ihre Meinung, verweigern dieses Recht aber anderen, sobald sie selbst in der Mehrheit sind. Seiner Meinung nach liegt die Rechtfertigung eines Verbots darin, dass es das Merkmal einer Demokratie sei, dass jede Entscheidung widerrufbar sein müsse. Nach den Wahlen kann eine neue Mehrheit eine andere Entscheidung treffen. Dies macht die Entscheidung, den demokratischen Rechtsstaat abzuschaffen und eine Diktatur zu errichten, grundsätzlich undemokratisch.
Für Van den Bergh liegt das tiefste Wesen der Demokratie nicht in der Mehrheitsherrschaft, sondern in der Achtung der Menschenwürde jedes Bürgers. Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz machen die Demokratie zu mehr als einem neutralen System. Um diese Werte zu verteidigen, möchte die CDA gesetzlich oder sogar verfassungsrechtlich verankern, dass die Demokratie niemals dazu missbraucht werden darf, sie zu untergraben oder abzuschaffen. Deshalb muss es gesetzlich möglich werden, demokratiefeindliche Parteien zu verbieten.
Pierre Heerma
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