Bemerkenswerte Gerichtsfälle in Deutschland: Ein ungeduldiger Anwalt übernimmt die Rolle des Richters

Wer hat Recht? Eine Frau, die aufgrund ihres sächsischen Dialekts das falsche Flugticket bekommt, oder das Reisebüro, das es falsch verstanden hat? Und was passiert mit dem frustrierten Anwalt, der selbst eine Entscheidung verfasst hat? Zweiter Teil bemerkenswerter Gerichtsverfahren in Deutschland.

Foto: Von Chris Potter (Flickr: 3D Judges Gavel) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)]über Wikimedia Commons

In Deutschland gibt es 1.109 Gerichte, die die deutsche Bevölkerung das ganze Jahr über mit Gerichtsentscheidungen versorgen. Normalerweise ist ein Prozess eine ernste Angelegenheit, aber manchmal gibt es bemerkenswerte Fälle.

Teil 2 Bemerkenswerte Rechtsfälle in Deutschland.

1. Gotteslästerliche Aufkleber

Pensionierter Lehrer wegen Blasphemie verurteilt im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Der Mann hatte sein Auto mit Aufklebern beklebt mit der Aufschrift „Jesus, es gibt ihn schon seit 2.000 Jahren und er verkrampft immer noch nicht“ und „Wir pilgern mit Martin Luther; Richtung Rom! Töte das Wildschwein Papst Franz! Reform ist cool!‘. Darüber hinaus betrieb ein Mann eine Website mit ähnlichen Texten.

Mehrere Passanten empfanden die Aufkleber als anstößig und beleidigend und zeigten den Mann an. Der Richter in Lüdinghausen verurteilte den Mann zu einer Geldstrafe von 100 Euro pro Tag, wenn die Aufkleber an seinem Auto verblieben. Der Mann musste daraufhin 500 Euro zahlen, um eine Wiederholung der Straftat zu verhindern.

2. Camgirl möchte ihren Beruf weiterhin zu Hause ausüben

Wenn sich eine Frau für Geld zu Hause vor der Webcam auszieht, hat sie zu Hause ein Büro? Dies ist die Frage, die dem bayerischen Gericht vorgelegt wurde. Nachbarn hatten sich über diese Frau bei der Gemeinde beschwert, woraufhin der Gemeinderat ihr die Ausübung ihres Berufes verbot. Der Grund war, dass die Frau in einem ausschließlich als Wohngebiet vorgesehenen Gebiet lebte. Nach Ansicht des Richters darf sie hier daher kein Gewerbe betreiben.

Gegen dieses Urteil klagen die Frau und ihr Mann, der zugleich ihr Manager ist, nun vor dem Landgericht München. Demnach fällt sie in die Kategorie „Freelancer“ und kann ihr Homeoffice behalten. Gelingt ihnen das nicht, plant das Paar einen Umzug nach Mallorca.

3. Eine ältere Frau vernichtet 18.500 Euro

Eine 89-jährige Bayerin hat Dutzende Geldscheine im Gesamtwert von 18.500 Euro zerrissen. Die Bank weigerte sich, die Scheine zu ersetzen, weil die Frau sie absichtlich zerrissen hatte. Das Gericht entschied jedoch anders.

Der hessische Richter entschied, dass die Bank die 37.500-Euro-Scheine ersetzen muss, da die genauen Umstände der Aktion nicht geklärt werden konnten. Darüber hinaus hätte die Frau aufgrund ihres Alters und ihrer psychischen Verfassung die Konsequenzen ihres Handelns nicht vollständig erkannt. Wahrscheinlich hat die Frau aus Angst vor Einbrechern das Geld in ihrem Gefrierschrank zerrissen.

4. Der Anwalt verfasst das Urteil selbst

Es kann einige Zeit dauern, einen Fall zu entscheiden. Ein Rechtsanwalt aus Nordrhein-Westfalen war über die anhaltenden E-Mails und Telefonanrufe seines Mandanten bezüglich des Verfahrensausgangs so frustriert, dass er beschloss, das Urteil selbst zu verfassen. Darüber hinaus stand ihm auch sein Chef im Nacken, um die Anwaltskosten vom Mandanten einzutreiben.

Er wartete das Urteil daher nicht ab, sondern verfasste es selbst und übermittelte es dem betroffenen Mandanten. Nach dem falschen Urteil hätte der Mandant den Prozess gewonnen. Der Richter verurteilte den Anwalt wegen Urkundenfälschung bis zu einer Geldstrafe von 3.900 Euro. Der „echte“ Ausgang des Prozesses ist noch unbekannt.

5. Sächsischer Dialekt kann Sie kosten

Eine Frau aus Sachsen wollte telefonisch ein Flugticket in die portugiesische Stadt Porto buchen. Allerdings konnte die Reisebüromitarbeiterin die Frau aufgrund ihres starken sächsischen Dialekts nicht richtig verstehen.. Die sächsische Aussprache von „Porto“ (Booadeu) ist der der französischen Küstenstadt „Bordeaux“ sehr ähnlich. Die Mitarbeiterin fragte zweimal auf Hochdeutsch (allgemeines Zivildeutsch), ob die Frau tatsächlich ein Flugticket nach Bordeaux wollte, was die Frau bestätigte.

Als die Frau das Ticket nicht bezahlen wollte, reichte das Reisebüro Klage beim Gericht ein. Dieses entschied zugunsten des Reisebüros. Auch die Gerichtskosten wurden der Frau zugesprochen. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein teures Flugticket handelte.


Artikel von: Sanne van Hoek
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Poldie Hall

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