In Deutschland verwandelten sich die katastrophalen Kommentare zur Nationalmannschaft wie ein Blatt am Baum in Euphorie. Plötzlich ist es soweit „Die Mannschaft“, eine Mannschaft mit dürftigen Leistungen in den letzten Jahren, ist in diesem Sommer erneut Favorit auf die Europameisterschaft im eigenen Land. Julian Nagelsmann, seit Oktober Bundestrainer, nimmt die „Hysterie“ im Land mit Vorsicht.
Das machte der 36-jährige einzige Bundestrainer am Montag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt deutlich. Er verstehe „Schwarz-Weiß-Denken“ in allen möglichen Extremen, aber es liege an ihm und seinen Spielern, einen kühlen Kopf zu bewahren, sagte Nagelsmann. „Es gibt auch Dinge, die wir am Samstag in unserem Spiel verbessern können.“
Deutschland setzte sich am Samstag in einem Trainingsspiel teilweise gegen Frankreich durch (0:2-Sieg). Es dauerte nur sieben Sekunden, bis der deutsche Verein Lyon davon überzeugt war, dass die fußballerische Intelligenz wieder im Team war. Danke an Toni Kroos. Er war maßgeblich an der wiederholten Aktion beteiligt, die nach dem Anpfiff zum 0:1 führte. Kroos erhielt den Ball, köpfte auf den eigenen Torwart zu, überraschte dann aber alle Franzosen, indem er sich plötzlich umdrehte und einen Pass nach vorne schickte. Florian Wirtz, ein junger Stürmer aus Leverkusen, erzielte gnadenlos das schnellste Tor in der Geschichte der deutschen Nationalmannschaft.
Nur drei von elf Spielen gewonnen
Kroos zeigte hervorragende Leistungen und erhielt bei seiner Auswechslung sogar Applaus vom französischen Publikum. Der 34-jährige Mittelfeldspieler verabschiedete sich 2021 nach der EM-Pleite aus der Nationalmannschaft. Ohne ihn wäre es sicherlich nicht besser gelaufen. Die Weltmeisterschaft in Katar wurde unter Hansi Flick zum Debakel. Da Deutschland bereits Gastgeberland der Europameisterschaft 2024 war, traten sie im vergangenen Jahr nur in Freundschaftsspielen auf. Nur drei der elf Spiele wurden gewonnen. Nach den Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (2:0) im November schien Nagelsmann (36) nicht der Mann zu sein, der den deutschen Fußball aus einer tiefen Krise führen würde.
Doch er entschied sich für Kroos, den 106-fachen Nationalspieler, der 2014 bereits bei der Weltmeisterschaft in Brasilien dabei war. Er spielt immer noch für Real Madrid. Zu Beginn der Saison dachte Trainer Carlos Ancelotti, er könnte Kroos auf die Bank setzen, um zu versuchen, sich zu erneuern. Es dauerte nicht lange. Der Deutsche kehrte in die Startelf zurück und wurde erneut zum Kompass von Real. Mitte Februar teilte Kroos Nagelsmann mit, dass er zurückkehren wolle. Letzte Woche hat er uns erzählt, warum. Er sei in guter körperlicher Verfassung, freue sich auf die Europameisterschaft im eigenen Land, wolle großen Talenten wie Wirtz und Musiala helfen und dank Nagelsmann habe das heilige Feuer der Nationalmannschaft wieder zu brennen begonnen, sagte Kroos.
Drei Spieler vom Spitzenreiter
Nagelsmann hat ein völlig neues Team um sich zusammengestellt. Mit derselben Mannschaft wird er am Dienstagabend auch gegen die Niederlande starten. Es ist eine bunte Mischung. Mit dabei sind erfahrene Spieler von großen Vereinen wie Real Madrid (Rüdiger und Kroos), Arsenal (Havertz), Barcelona (Gündogan) und Bayern München (Kimmich). Nagelsmann setzt aber auch auf einen 26 Jahre alten Debütanten vom VFB Stuttgart in der Startelf – Maximilian Mittelstädt – und drei Spieler des stolzen Bundesliga-Spitzenreiters Bayer Leverkusen: den vielversprechenden Wirtz (20), den Rückkehrer Jonathan Tah (28). ) und der spätblühende Robert Andrich (28). .
Letzterer übernahm die Defensivarbeit, so dass Kroos der Verbindungsspieler sein konnte, der Deutschland so lange gefehlt hatte. Zusätzlich zu seinem entscheidenden Pass in den ersten Sekunden hatte Kroos am Samstag 142 Ballkontakte. Alle Bälle kamen mit der richtigen Geschwindigkeit an ihrem Ziel an. Kroos gab Deutschland erneut den Rhythmus und tat, was er bei Real oft tut: die Lösung anbieten, wenn es kompliziert wird.
Jetzt gelte es, das Niveau vom Samstag zu festigen und zu verbessern, sagte Nagelsmann gleich zu Beginn des „großen Spiels“ gegen die Niederländer. „Ein eintägiges Wunder nützt dir nichts. Beim Fußball geht es darum, Dinge viel häufiger zu tun.
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