Der bayerische Pfarrer und Naturheilpraktiker Sebastian Anton Kneipp (1821-1897) gab der Kneipp-Kur seinen Namen. 1846 erkrankte er während seines Theologiestudiums an Tuberkulose, einer Krankheit, gegen die Ärzte damals nur Zuckerwasser und Bier verschrieben. Kneipp war überzeugt, dass er mehr tun musste, um sich von der Krankheit zu befreien. Er las ein Buch über Wassertherapie aus dem Jahr 1743, geschrieben von dem Arzt Johann Siegmund Hahn, und machte sich mit diesem Rat an die Arbeit.
Heilkraft der Natur
Der zukünftige Priester begann sich mit Kältetraining mit Wasser zu behandeln. Er begann mit viel Anstrengung, danach kühlte er sich kurz im Wasser ab, machte dann wieder etwas aktives körperliches Aufwärmen. Konkret bedeutete dies, dass Sebastian Kneipp zwei- bis dreimal in der Woche in flottem Tempo zur Donau lief, ein kleines Bad nahm und schnell wieder nach Hause zurückkehrte. Er versuchte auch andere Wasseranwendungen, wie Streams und Immersions. Sein Gesundheitszustand verbesserte sich allmählich, bis er vollständig geheilt war. Seither widmet sich Kneipp ganz der Heilkraft der Natur.
Sebastian Kneipp zog nach Wörishofen und verfasste 1886 ein Heft über seine Erlebnisse. In „Meine Wasserkur“ beschreibt er viele Wasserbehandlungen. Darüber hinaus enthält dieses Buch auch ein Kapitel über Kräutermedizin. Es wurde in 17 Sprachen übersetzt. 1889 veröffentlichte Kneipp ein zweites Buch: „So sollt Ihr leben“. Mit diesem Buch hat er seine Gesundheitsphilosophie zu Papier gebracht. 1894 folgte „Mein Testament“ mit einer Zusammenfassung aller seiner Erkenntnisse, einschließlich der berühmten fünf Säulen seiner Kneipp-Philosophie.
Kneipp-Espresso
Weil das Kältetraining für Kneipp erfolgreich war, machte er die Hydrotherapie zu einer der tragenden Säulen seiner Philosophie. Denken Sie an Wasserbäder für die Arme (auch „Kneipp-Espresso“ genannt, weil es tonisierend wirkt, ohne Einschlafstörungen zu verursachen) oder für den ganzen Körper, Wickel für die Knie und die Stirn sowie Wickel und Barfuß- und Wassergänge . Insgesamt gibt es etwa 120 Wasserbehandlungen nach der Lehre von Sebastian Kneipp. Neben der Wassertherapie (Hydros bedeutet Wasser) beriet er Menschen zu Ernährung, Bewegung, Kräuterheilkunde und innerer Balance. Ziel seiner Therapie war es, Menschen „in Körper und Geist“ zu stärken und damit ihre Widerstandskraft zu steigern. Die Kneipp-Philosophie ist ein reines Erbe in deutschen Kurstädten und ihre Prinzipien werden noch heute angewendet. 2015 erklärte die UNESCO die Kneipp-Therapie sogar zum immateriellen Kulturerbe.
Die fünf Säulen von Sebastian Kneipp
- Hydrotherapie
- Phytotherapie (Phytotherapie)
- Ernährung
- Bewegung
- inneres Gleichgewicht
Was ist Hydrotherapie?
Kneippkuren werden in Deutschland unter anderem zur Heilung von Beschwerden eingesetzt. Diese Behandlungen werden sogar von den Krankenkassen erstattet. Aber das Wasser wird zur Vorbeugung von Krankheiten verwendet. Denn auch ohne dabei umsonst zu sein, können Sie mit einer Kneipp-Kur Ihre Widerstandskraft verbessern und Stress abbauen. Hydrotherapie wird auch zur Vorbeugung und Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen eingesetzt. Bei kurzzeitigen Anwendungen (eine Sekunde bis eine Minute) entstehen Temperaturschwankungen auf der Haut, die sich positiv auf den Körper auswirken. Die vorübergehende Verengung der Blutgefäße und die anschließende Erweiterung der Blutgefäße fördern die Durchblutung des gesamten Körpers. Es stärkt das Immunsystem, regt die Durchblutung, das Nervensystem, den Stoffwechsel an und strafft den Körper. Und wo Kneipp die Hydrotherapie zum Kältetraining einsetzte, wird sie heute auch heiß bei Beschwerden des Bewegungsapparates, Durchblutungsstörungen und Magen- oder Darmbeschwerden eingesetzt. Hydrotherapie wird auch oft bei Schlafproblemen eingesetzt.
In der Hydrotherapie wird Wasser hauptsächlich als Temperaturreiz eingesetzt. Die Wärme wirkt entspannend und krampflösend. Die Verwendung von heißem Wasser ist daher besonders sinnvoll, wenn der Körper kalt ist, Sie Ihre Muskeln entspannen möchten oder Ihr Körper einfach nur Wärme braucht, beispielsweise durch ein heißes (Fuß-)Bad. Das kalte Wasser wird dann im Sinne von Kneipp verwendet: Es aktiviert die Durchblutung und den Lymphkreislauf, indem es den Körper erwärmt.
Warmwasserbetrieb:
- Die Blutgefäße erweitern sich, die Haut wird besser durchblutet
- Das Herz schlägt schneller
- Die Muskelspannung wird reduziert
- Die Bronchien weiten sich
- Die Schweißproduktion wird angeregt
Kaltwasserbetrieb:
- Die Gefäße der Haut ziehen sich zusammen
- Deine Muskeln werden stärker durchblutet
- Die Muskelspannung wird erhöht
- Dein Stoffwechsel beschleunigt sich
Die zweite Säule: Kräuter
Auch die Phytotherapie, die Behandlung mit Heilkräutern, ist eine wichtige Säule der Kneipp-Philosophie. Die Natur ist laut Sebastian Kneipp die beste Apotheke. Über sechzig Pflanzen studierte er jahrzehntelang auf ihre heilende Wirkung und vervollständigte nach vielen persönlichen Erfahrungen schließlich seine Hydrotherapie mit dem Zusatz von rein pflanzlichen Arzneimitteln. Er stützte sich dabei unter anderem auf die gut dokumentierte pharmakologische Wirkung von Kräutern aus europäischen Klostergärten. Kneippkräuter werden unter anderem in Tees, Säften, Salben, Ölen und Badezusätzen verwendet. All dies zu einem Zweck: „ungesunde und kranke Stoffe im Körper aufzulösen, dann den Organismus zu stärken“. Kräuterheilkunde wird in vielen deutschen Heilbädern angeboten.
Essen nach Kneipp
Eine Ernährung aus Vollkornprodukten, Gemüse und einem begrenzten Fleischverzehr: Das ist gute Ernährung nach der Kneipp-Philosophie. Er setzte auf Regionales, Nachhaltiges und Selbstgemachtes, am liebsten drei- bis viermal täglich in kleinen Portionen. Laut Kneipp sind Nicht-Eiweiß-Nährstoffe – wie Fette – für einen ordnungsgemäßen Stoffwechsel notwendig, sollten aber in Maßen konsumiert werden. Als Getränk passt natürlich Wasser am besten zu dieser Diät, obwohl Kneipp auch einem sporadischen Glas Bier oder Kräuterwein nicht abgeneigt war. Auch Kartoffeln passen gut in seinen Speiseplan.
Bewegung in Kombination mit Ruhe
Bewegung sei gut für Körper und Geist, sagte Kneipp. Die dritte Säule ist daher die Bewegung, bei der eine Kombination aus aktiven Phasen und Erholung am besten funktioniert. Ob Wandern, Radfahren, Schwimmen oder Tennis, all diese Sportarten können Teil der Kneipp-Therapie sein. Ziel ist es, die Durchblutung anzuregen und die körperliche Kraft zu erhalten und zu steigern. Um die wohltuende Wirkung auf die Gesundheit zu verstärken, empfahl er die Ergänzung durch Atemübungen. Zumal Kneipp wusste, dass das Atmen von Sauerstoff für die Bildung und Reinigung von Blut unerlässlich ist.
inneres Gleichgewicht
Kneipp glaubte, dass ein gesunder Geist zu einem gesunden Menschen führt. Balance oder „die Ordnung des Lebens“, wie er es nannte, war ihm daher wichtig. Er war überzeugt, dass ein gesundes körperliches und seelisches Gleichgewicht nur durch einen ausgewogenen Lebensstil, mit einer guten Work-Life-Balance und festen Strukturen im Leben erreicht werden kann. Tatsächlich war er damit seiner Zeit weit voraus, aber heute nennen wir diese bewussten Phasen der achtsamen Ruhe.
Wo macht man eine Kneipp-Kur?
In Deutschland bieten mehr als 80 der 350 anerkannten Heilbäder Kneippkuren an. Am bekanntesten ist vielleicht Bad Wörishofen im Allgäu, das auch das Kneipp-Museum im Dominikanerkloster beherbergt, in dem Kneipp wirkte. In dieser Stadt finden Sie auch die KurOase, das ursprüngliche Kneipp-Hotel. Weitere coole Orte: Bad Schmiedeberg (im Bundesland Sachsen-Anhalt), Überlingen (Baden-Württemberg), Prien am Chiemsee (Bayern) und Göhren, auf der Insel Rügen. Du willst also auch mal eine Kur bei den Nachbarn machen? Weitere Informationen zu Spa-Touren in Deutschland finden Sie unter: germany.voyage/spa-en†
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