Genau sechzig Jahre nachdem sich der französische Präsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenaur geküsst hatten, taten ihre Amtskollegen Emmanuel Macron und Olaf Scholz in Paris dasselbe, um die deutsch-französische Achse in Europa zu festigen. Der europäische Journalist Stefan de Vries beschreibt die Umarmung als erzwungen. „Zwischen Macron und Scholz läuft es nicht rund.“
„Es gibt praktisch keine persönliche Chemie mit Scholz und es gibt viele Meinungsverschiedenheiten“
Trotz der künstlichen Umarmung mangelte es beim deutsch-französischen Gipfel an der Sorbonne in Paris nicht an süßen Worten. Auf Schritt und Tritt in Europa haben sich Deutschland und Frankreich geeint, Deutschland und Frankreich sind Vorreiter und zwei Seelen in einem Körper, fasst De Vries Macrons warme Worte zusammen. Auch Scholz machte viele Komplimente über die engen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die aber „trotzdem künstlich wirken“.
Keine Chemie
Laut De Vries läuft es zwischen Macron und Scholz nicht rund. Wie anders war das unter Scholz‘ Vorgängerin Merkel, die sich mit ihrem Amtskollegen Sarkozy und ihrem Nachfolger Macron bestens verstand. „Persönlich stimmt die Chemie mit Scholz so gut wie nicht und es gibt viele Meinungsverschiedenheiten: europäische Verteidigung, Energie, die Rolle der Nato.“
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Aber es steht noch etwas anderes auf dem Spiel: Der Krieg in der Ukraine und die EU-Kandidatur des Landes verlagern den Schwerpunkt Europas nach Osten. Berlin liegt eine Autostunde von der polnischen Grenze entfernt, sodass Frankreich im Vergleich zu Deutschland an Bedeutung verliert und in Richtung Peripherie rückt. „Frankreich muss eine neue Rolle finden, es gibt Reibungen in allen möglichen Punkten.“
Leclerc
Wo sich Deutschland und Frankreich begegnen: in ihrer Angst vor einer Eskalation des Krieges durch die Lieferung von Panzern. Frankreich möchte Kiew dennoch mit Leclerc-Panzern versorgen, dem französischen Pendant zum Leopard. Im Übrigen sind die beiden Länder die polaren Gegensätze voneinander, aber sie stecken in einer Vernunftehe fest. „Sie wissen, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als im Interesse Europas zusammenzuarbeiten. Es kann nicht anders sein, sonst gäbe es kein Europa. Es ist eine Vernunftehe.
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