Nächster Schritt im Polycarbonat-Recycling

Mechanisches Recycling von Polycarbonat-Kunststoff war bereits möglich, doch jetzt gibt es eine Option: chemisches Recycling. Die belgische Abteilung des Unternehmens Covestro hat eine Möglichkeit entwickelt, gebrauchtes Polycarbonat in Grundbestandteile zu zerlegen und so wieder „frisches“ Polycarbonat herzustellen.



Zunächst einmal: Polycarbonat, worüber reden wir hier? Der jetzige Herausgeber dachte sofort an Compact Discs und CDs als bekanntestes Beispiel für ein Produkt, das hauptsächlich aus Polycarbonat besteht. Aber diese Platten werden fast nicht mehr gemacht.


Allerdings wird Polycarbonat, ein harter Kunststoff, der letzte Woche vor siebzig Jahren patentiert wurde, im jahr 2024 vielerorts zu finden sein. Der harte und auf Wunsch auch transparente Kunststoff wird in Gegenständen verwendet, die von Schutzbrillen bis hin zu Fenstern, Veranden, Veranden und Carports reichen. Aber auch Autoscheinwerfer werden oft daraus gefertigt. Sogar die Cockpitverkleidung einiger Kampfjets besteht aus hartem, transparentem Kunststoff.



Scheinwerfer in modernen Autos bestehen häufig aus Polycarbonat. Foto Michael Jasmond durch Unsplash.



Zeigt an


Schließlich findet man undurchsichtige Formen von Polycarbonat in den Gehäusen von Laptop-, Fernseh- und Desktop-Computerbildschirmen. Dabei wird der Kunststoff mit einem Farbstoff – oft schwarz oder grau – und anderen Zusätzen vermischt. Das Ergebnis ist ein wunderschönes Material, nicht nur in puncto Design. Es verfügt außerdem über elektrische Isolationseigenschaften und hält hohen Temperaturen stand.


Das Problem besteht darin, dass graues oder schwarzes Polycarbonat nicht mechanisch recycelt werden kann. Kurzum: Hacken, Mahlen und Schmelzen ist aufgrund der vielen anderen mit dem Polycarbonat vermischten Stoffe nicht möglich.


Chemiker im Covestro-Labor in Antwerpen haben eine Lösung für dieses Problem gefunden: chemisches Recycling. Sie entwickelten ein Verfahren, um auch graues und schwarzes Polycarbonat wiederzuverwenden.


„Durch diesen Chemolyseprozess können wir diese Produkte zu einem direkten Polycarbonat-Zwischenprodukt recyceln“, sagte Jan Busch, Direktor des Covestro-Technologiezentrums in Antwerpen, in einer Pressemitteilung.


Dieses Zwischenprodukt ist ein weißes Pulver, das in diesem Video zu sehen ist:




Vertraulich


Wie das neue Verfahren genau funktioniert, etwa mit welchen Stufen des chemischen Prozesses, will der Sprecher nicht sagen. „Der Prozess ist geistiges Eigentum von Covestro und daher vertraulich.“


Gebrochene Ketten


Die Quintessenz ist, dass auf molekularer Ebene die langen Ketten (Polymere) des „alten“ Polycarbonats gebrochen werden. Dadurch entstehen wiederum sogenannte „Monomere“, die einzelnen Bausteine ​​von Polymeren. Aus diesen Bausteinen kann frisches neues Polycarbonat hergestellt werden.


„Mechanisches Recycling eignet sich nur für einen reinen Abfallstrom, der Kunststoff enthält“, antwortet ein Covestro-Sprecher per E-Mail auf Fragen von Die Ingenieurin. „Auch die Qualität von Polycarbonat nimmt beim werkstofflichen Recycling immer leicht ab. Autoscheinwerfer beispielsweise, für die bestes transparentes Polycarbonat erforderlich ist, können auf diese Weise nicht hergestellt werden. Unser chemischer Recyclingprozess bietet den Vorteil, dass Sie mit beliebigen Kunststoffmischungen beginnen können, sofern diese mindestens 50 % Polycarbonat enthalten.


Covestro-Labormitarbeiter Ivan Sluijs demonstriert den chemischen Prozess, durch den gebrauchtes Polycarbonat in Rohstoffe umgewandelt wird, aus denen neues Polycarbonat hergestellt werden kann.



Testen Sie im größeren Maßstab


Offenbar gibt es genug Vertrauen in das Verfahren, denn Covestro wird im deutschen Leverkusen eine kleine Pilotanlage bauen, mit der es chemisches Recycling in größerem Maßstab testen wird. Dieser Maßstab ist noch bescheiden, es werden mehrere Kilogramm Zwischenprodukt hergestellt.


Eine Vergrößerung bedeutet in erster Linie den Übergang von Glasgefäßen, die unter Abzugshauben stehen, zu Stahlfässern. „Dafür müssen wir die richtige Metalllegierung finden“, sagte der Sprecher. „Die im Labor erreichbaren Temperaturen und Drücke sind ebenfalls begrenzt, können aber im größeren Maßstab erhöht werden, wenn es dem Prozess zugute kommt.“ Kurz gesagt bedeutet dies eine weitere Feinabstimmung der Prozessparameter.


Zusätzliche Technologie


Letztlich will Covestro das chemische Recycling im industriellen Maßstab meistern. Dann verfügt es neben der mechanischen Verwertung reiner Abfallströme über eine zusätzliche Technik zur Aufbereitung von gebrauchtem Polycarbonat.


Dies ermöglicht die Behandlung spezifischer Abfallströme. Dabei gehe es nicht um das in den Mülltüten der Bürger enthaltene Plastik, präzisiert der Sprecher. „Polycarbonat ist kein klassischer Einwegkunststoff, der schnell im Hausmüll landet. Es wird für längerfristige Anwendungen verwendet, die nicht im normalen Hausmüll landen. Die Elektronik ist bereits separat gesammelt und demontiert. Auch für Autos gibt es spezielle Recyclingkanäle. Genauso wie für Polycarbonat aus dem Wohnungsbau, für das Abbruchunternehmen bereits Sortiertechniken einsetzen.



Eröffnungsbild: Links das Ausgangsprodukt und rechts das Endprodukt des chemischen Recyclingprozesses. Covestro-Fotos.

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Helfried Beck

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