„Die deutsche Wirtschaft ist zu Jahresbeginn gespalten.“ Mit dieser Bewertung geantwortet Sifo Chefökonom Timo Wollmershäuser Dem Bericht des Statistischen Bundesamtes zufolge stagnierte die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2023. „Einerseits profitiert die Branche von geringeren Lieferengpässen und gesunkenen Energiepreisen und ist auf Wachstumskurs.“ Andererseits untergräbt eine hohe Inflation die Kaufkraft der privaten Haushalte und verringert den Konsum“, fügt Wollmershäuser hinzu.
In der Branche wird erwartet, dass der Aufwärtstrend das ganze Jahr über anhält. Das Geschäftsklima hat sich bereits sechsmal in Folge verbessert und ist nun positiv. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt und die allmähliche Erholung der Weltwirtschaft wird zu einem weiteren Anstieg der Auftragseingänge führen. Damit stehen die Zeichen gut für eine Ausweitung der Exporte und Ausrüstungsinvestitionen.
Die Konsumkonjunktur wird sich nur langsam erholen. Zwar beschleunigt sich der Anstieg des Haushaltseinkommens, da Tarifverträge die Löhne erhöhen und Inflationsprämien gezahlt werden. Es wird jedoch erwartet, dass die Inflation in den kommenden Monaten hartnäckig hoch bleiben wird. Eine echte Gehaltserhöhung ist daher nicht vor der zweiten Jahreshälfte zu erwarten. Obwohl sich die Stimmung bei verbrauchernahen Dienstleistern und Einzelhändlern bis vor kurzem verbessert hat, bleibt die Mehrheit negativ.
Zu Beginn des Jahres erlebte die Baubranche aufgrund des milden Wetters nach einem immer noch extrem kalten Dezember einen vorübergehenden Boom. Der vor allem durch den Wohnungsbau getriebene Abwärtstrend dürfte sich bis zum Jahresende nicht umkehren. Hohe Finanzierungs- und Baukosten haben dazu geführt, dass der Auftragseingang einbrach und die Stornierung bestehender Aufträge zunahm. Das Geschäftsklima unter Unternehmern ist so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise 2010 nicht mehr.
„Analyst. Totaler Alkoholkenner. Stolzer Internet-Fan. Ärgerlich bescheidener Leser.“