Vor fünfzig Jahren gewannen die Oranje Heren aus Amstelveen zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Weltmeistertitel. Im Finale im Wagener-Stadion wurde Indien nach einem Elfmeterschießen geschlagen. In diesem Abschnitt reflektieren wir dieses Jubiläum: Fakten, Fotos sowie bemerkenswerte Spieler und Statistiken.
Vortrag des Tages 🗣️
Bei der letzten Europameisterschaft in Mönchengladbach wurden alle Spiele der Damen und Herren von Orange live für NOS übertragen. Heute können sogar alle Spiele der niederländischen Topliga live über den Streamingdienst Viaplay verfolgt werden. Doch 1973 ist alles anders. Das WM-Finale ist das erste Eishockeyspiel, das jemals live im niederländischen Fernsehen übertragen wurde.
Mit nur zwei niederländischen Sendern wird das Finale in Millionen Wohnzimmern verfolgt. Ihnen wird ein echter Thriller geboten. Das Endspiel zwischen den Niederlanden und Indien ist so spannend, dass Hockey Sport Folgendes schreibt: „Die Hausfrauen, die noch nie ein Hockeyspiel gesehen hatten, ließen sich das Abendessen verderben. (..) Chip-Läden und Chip-Läden werden dann gute Geschäfte gemacht haben.
Auf den ersten Blick scheint das Finale für die Niederlande enttäuschend zu verlaufen. Nach neun Minuten führte Indien dank zweier Tore von Surjit Singh bereits mit 2:0. Nach einer Viertelstunde verkürzte Ties Kruize dank eines markanten Strafstoßes den Rückstand auf 2:1. Acht Minuten nach der Pause glich Kruize nach einer Strafecke aus. Auch diese Position wird nach siebzig Minuten an der Tafel eingetragen.
Es wird verlängert. In der zweiten Verlängerung scheint Indien immer noch ein Unentschieden im Finale zu erreichen. Singh punktet nach einer Strafecke, das Tor wird jedoch nicht anerkannt, da der Ball falsch gehalten wurde. Wenige Augenblicke später liegt der Ball im Bullseye. Berichten zufolge saß Torwart Maarten Sikking während eines Gedränges im Torraum auf dem Ball. Govinda zielt, aber mit einem katzenartigen Sturzflug hält Sikking den Ball am Tor vorbei.
Insgesamt ergeben fünf Verlängerungen und damit 107,5 Minuten Hockeyspielzeit keinen Sieger. Strafbälle sollen die Entscheidung bringen. Nationaltrainer Ab van Grimbergen nahm gegenüber dem Halbfinale gegen Westdeutschland eine Änderung vor. An die Stelle von Frans Spits, der gegen die Deutschen fehlte, tritt Jeroen Zweerts. Die anderen vier Teilnehmer bleiben gleich: 1.Litjens, 2.Kruize, 4.Kranenburg und 5.Taminiau.
Die Niederlande beginnen die Serie. Litjens bringt Orange in Führung, woraufhin Sikking Govindas Strafball zurückspielt. Danach punkten nicht nur Kruize und Zweerts, sondern auch die beiden Indianer. Kranenburg sieht seinen Vorstoß umgekehrt. Dies hat keine direkten Konsequenzen, da auch Chand Singh verfehlt. Dann drückt er. Taminiau kann es wie gegen Westdeutschland im Halbfinale beenden. Es scheitert nicht.
Durch die Linse 📸
Mit beiden Armen in der Luft schreit Nationaltrainer Ab van Grimbergen, an seiner Seite der ebenso ausgelassene Nationalarzt Hans de Jongste. Die Niederlande sind Weltmeister.
Mit diesem Titel verabschiedet sich Van Grimbergen von Orange, dem Team, das er 1970 leitete. Nach seiner Ernennung muss Van Grimbergen die unter seinem Vorgänger Jules Ancion begonnene Linie fortsetzen: die Niederlande auf dem Weltgipfel. „Appie“, wie ihn seine Spieler nennen, erreichte diesen Höhepunkt am 2. September 1973.
Van Grimbergen ist ein Trainer, der seiner Zeit voraus ist. Er konsultiert einen Wissenschaftler und angesichts der bevorstehenden Weltmeisterschaft in seinem eigenen Land trainiert die Auswahl am Samstag in den Dünen von Overveen. Die Spieler sind also zum Start in einer guten Verfassung.
Nach zwei enttäuschenden Gruppenduellen wirft Van Grimbergen sein taktisches Konzept über den Haufen. Die Operation ist erfolgreich. Orange qualifiziert sich für das Halbfinale. Sollte es zum Elfmeterschießen kommen, ist Van Grimbergen besser vorbereitet als sein deutscher Kollege. Während der Deutsche in Eile eine Namensliste erstellen muss, hat sich Van Grimbergen seine fünf Namen längst notiert.
Im Rampenlicht 🌟
Als Bart Taminiau auf den Elfmeterpunkt zusteuert, herrscht Stille im Wagener-Stadion. Wenn der Ausputzer drängt, gewinnen die Niederlande den Weltmeistertitel. Im Halbfinale gegen die Bundesrepublik Deutschland belegte Taminiau ebenfalls den letzten Platz der Serie.
Bei Nationaltrainer Ab van Grimbergen besteht kein Zweifel daran, wer bei den Oranjes den letzten Elfmeter schießen muss. Es ist Taminiau, denn Van Grimbergen erklärt: „Er ist derjenige, der am wenigsten Nerven hat.“ Taminiau selbst sagt darüber: „Ich bin ein cooler Frosch. Ich gerate nicht so schnell in Panik.
Taminiau hat nicht nur seine Nerven im Griff, er ist auch ein Elfmeterspezialist. Ein altes Sprichwort sagt: Übung macht den Meister. Dies gilt sicherlich für Taminiau. Er übt auf Strafbällen. In seinem Verein in Tilburg beginnt jedes Training von vorne. Laut Taminiau sind Strafschüsse keine Lotterie.
Vor dem Elfmeterschießen gegen Westdeutschland sagte er zu seinem Teamkollegen Koen Kranenburg: „Ich weiß nicht, was du tust, aber mein Torschuss ist garantiert.“
Taminiau hält sein Wort und bekräftigt seine Worte im WM-Finale noch einmal. Er schiebt den Ball in seine Lieblingsecke, unten rechts, ins Tor. Die Niederlande sind zum ersten Mal Weltmeister.
Die Nummer 🔢
30.000 – Der Eishockeysport wird durch die Auftritte der Oranje Heren und die Live-Übertragung des Weltmeisterschaftsfinales auch von nicht-traditionellen Eishockey-Zuschauern für sich entdeckt.
In den 115 Jahren des Bestehens des Eishockeylandes in den Niederlanden kann man nachlesen, dass ein weiterer wichtiger Faktor für die Popularisierung des Eishockeys entscheidend war: das positive Image der Eishockeyspieler selbst. „Ermächtigte Jungs mit einer Geschichte, die die Denkweise besitzen, um erfolgreich zu sein.“ Ties Kruize sagte später gegenüber De Telegraaf, dass die Weltmeisterschaft das Image des Sports verändert habe: „Damals wurde klar, dass Eishockey überhaupt nicht so elitär war, wie die Leute denken.“
Kurz gesagt, der Eishockeysport hat in den Niederlanden einen festen Platz auf der Landkarte. In den nächsten fünf Jahren werde der KNHB auf 30.000 Mitglieder anwachsen, berichtet der Sporthistoriker Jurryt van Vooren.
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