Ausblick und Rückblick 50. ADAC TotalEnergies 24h-Rennen Nürburgring
An diesem Wochenende steht der Nürburgring und seine Umgebung ganz im Zeichen eines der größten Motorsport-Festivals Europas, dem ADAC TotalEnergies 24h-Rennen, das in diesem Jahr seine 50. Auflage feiert. 138 Fahrzeuge stehen auf der Nennliste, darunter 33 GT3, die Klasse, aus der zweifellos der Gesamtsieger hervorgehen wird. Am Vorabend der Veranstaltung wirft AUTOSPORT.NL einen Blick auf die Jubiläumsausgabe und blickt auch auf seine reiche Geschichte zurück.
Text: René de Boer (Twitter: @renedeboer)
Fotos: ADAC, Gruppe C Fotografie, Willem J. Staat
Die Basis für das 24-Stunden-Rennen wurde bereits in den 1960er Jahren durch Gleichmäßigkeitswettbewerbe auf der Nordschleife gelegt, veranstaltet vom damals schon sehr aktiven Motorsport-Club Langenfeld, hierzulande auch bekannt durch den ADAC Nordsee Cup in Zandvoort. 1970 fand nach ähnlichen Veranstaltungen in Le Mans und Spa-Francorchamps das erste echte 24-Stunden-Rennen statt. In den Anfangsjahren waren es vor allem Privatfahrer und Teams, dann fast ausschließlich aus Deutschland. Nur dreimal in den ersten 15 Jahren gab es einen nichtdeutschen Sieger, Gerold Pankl siegte zweimal (1971 und 1972) und Niki Lauda siegte einmal, 1973, mit Hans-Peter Joisten im Alpina-BMW, der Später im Sommer verlor er sein Leben beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps.
Hans-Joachim Stuck gewann die Erstauflage mit Clemens Schickentanz im BMW von Tuner Köpchen. „Das war damals ganz anders als heute“, erinnert sich Stuck. „Wir haben das Auto einfach die Straße hinunter zur Strecke gefahren, die Stoßstangen abgeschraubt und die Rücksitze ausgebaut und so sind wir das Rennen gefahren. In der Zwischenzeit saßen wir auf Notsitzen im Fahrerlager. Keine Physios, keine ausgefallene Diät, richtig ? War nur ein Scherz! Wir haben Pommes gegessen und Cola getrunken!“
Der siegreiche Köpchen-BMW mit Stuck und Schickentanz 1970
Viele erfolgreiche Fahrer des Nürburgrings sind kaum je außerhalb der Eifel gefahren, wie etwa Dieter Gartmann, der das Rennen zweimal auf einem Ford Capri gewann, aber keine internationalen Ambitionen hatte. Er war stolz darauf, dass er 1982, als er mit den beiden Ford-Werksfahrern Klaus Ludwig und Klaus Niedzwiedz im Eichberg-Ford Capri startete, nicht einer der beiden „Kläuse“, sondern der schnellste Mann im Auto war und die Führung übernahm. Auch Namen wie Helmut Döring, Fritz Müller oder Axel Felder fielen außerhalb des Nürburgrings kaum auf.
Keke Rosberg und Ari Vatanen fuhren 1982 einen Eichberg-Ford
Seit der Einführung der Gruppe-A-Regelungen im Jahr 1987 stieg auch das Interesse der Hersteller an der Veranstaltung und damit auch der Beitrag ausländischer Fahrer. Zwei Jahre später, 1989, siegte mit dem italienischen Bigazzi Racing erstmals ein nicht-deutsches Team mit dem BMW M3, gefahren von Emanuele Pirro, Roberto Ravaglia und Fabien Giroix. Auch BMW ist mit 20 Siegen die mit Abstand erfolgreichste Marke der Renngeschichte, dicht gefolgt von Porsche (13) und Ford und Audi mit jeweils fünf, wobei Audi die erfolgreichste Marke in der GT3-Ära ist.
Es gab auch historische Siege. Zum Beispiel der Sieg des BMW 320 Diesel 1998 mit Hans-Joachim Stuck, Christian Menzel, Andreas Bovensiepen und Marc Duez, der erste Sieg mit Dieselmotor bei einem internationalen Langstreckenrennen, acht Jahre vor Audi in Le Mans. Historisch ist auch der Sieg von Opel im Jahr 2003, errungen mit einem modifizierten Astra V8 aus der DTM. „Alle haben uns im Vorfeld für verrückt gehalten, aber wir haben es geschafft und auch gewonnen“, sagte der damalige Opel-Sportdirektor Volker Strycek, damals ebenfalls einer der Fahrer mit Manuel Reuter, Marcel Tiemann und Timo Scheider.
Opel gewann 2003 mit dem umgebauten Astra V8 aus der DTM
Strycek nimmt an diesem Wochenende zum 44. Mal am Klassiker teil und ist damit Rekordhalter. Ursprünglich sollte er auch den beliebten Opel Manta von Hans-Olaf Beckmann fahren, der jedoch letzte Woche schwer beschädigt wurde, als die Batterie in der Werkstatt Feuer fing. Dadurch kann der geplante Abschied vom Auto während des 24-Stunden-Rennens nicht stattfinden. Strycek ist aber schon in mehreren Autos gemeldet, also wird er auch dieses Jahr wieder dabei sein.
Dieses Jahr ohne den Manta, der letzte Woche durch einen Brand schwer beschädigt wurde
Der erste niederländische Sieger war Duncan Huisman, der 2005 mit Boris Said, Andy Priaulx und Pedro Lamy mit dem wunderschönen BMW M3 V8 Teil des Schnitzer-Siegerteams von BMW war. Nachfolgende niederländische Erfolge waren 2013 Jeroen Bleekemolen mit dem Black Falcon-Mercedes SLS AMG GT3 zu verdanken (obwohl er bereits zur Zeremonie nach Hause zurückgekehrt war, da seine Frau in den Wehen lag) und Nicky Catsburg mit dem BMW M6 GT3 im Jahr 2020.
Für die deutschen Hersteller ist der Rennsport mit viel Prestige verbunden und sie alle schlagen mit werksunterstützten Teams und einem ausgewählten Korps von Spitzenfahrern zu. Porsche startet mit Michael Christensen und Kévin Estre, zwei der drei Sieger des verkürzten Vorjahresrennens, sowie Laurens Vanthoor und Fred Makowiecki im Manthey-911 (den Fans als „Grello“ bekannt) mit der Startnummer 1. Teams Dazu gehören KCMG (zu dem Nick Tandy und Earl Bamber gehören), Toksport, Dinamic und Falken Motorsports. Mercedes-AMG unterstützt die Teams GetSpeed, Landgraf und HRT (letztere treten als Mercedes-AMG Team Bilstein an). Hier finden wir DTM-Champion Maximilian Götz und die DTM-Kollegen Luca Stolz und Maro Engel im Aufgebot.
Nicky Catsburg ist einer der Fahrer des Nummer 98-ROWE-BMW
BMW ist nach starken Leistungen in den Vorbereitungsrennen der Favorit, was gut zum 50-jährigen Jubiläum der BMW M Sportabteilung passen würde, das bei der Veranstaltung gefeiert wird. Schubert Motorsport, Walkenhorst Motorsport und ROWE Racing erhalten ebenso Werksunterstützung wie das BMW Junior Team, das vom RMG-Team von Stefan Reinhold eingesetzt wird. Bei ROWE Racing wird Nicky Catsburg gemeinsam mit John Edwards und den DTM-Profis Sheldon van der Linde und Marco Wittmann den BMW Nummer 98 pilotieren.
Audi unterstützt die Teams Car Collection und Phoenix Racing, darunter die DTM-Fahrer Kelvin van der Linde, René Rast und Ricardo Feller. Robin Frijns fährt in diesem Jahr erstmals einen Audi, den Phoenix-R8 mit der Startnummer 15, den er sich mit Kelvin van der Linde, Frédéric Vervisch und Dries Vanthoor teilt. Erst diese Woche wurde die Teilnahme von Jeroen Bleekemolen bekannt gegeben, er ist einer der Fahrer des Ferrari 488 GT3 von Racing One.
Auch Audi ist stark vertreten
Carlo van Dam, bereits mehrfacher Sieger in der Kategorie Tourenwagen für Zweiliter-Turbos, ist nach einigen Jahren Abstinenz mit dem Subaru WRX STI, den er sich mit Tim Schrick, Marcel Lasee und Kota Sasaki teilt, zurück im Team Subaru Tecnica International. Paul Harkema, mehrfacher Sieger der Porsche-Cup-Klasse im VLN/NLS-Rennsport, fährt den Black Falcon-Identica-Porsche mit der Startnummer 121. Auch Patrick Huisman fährt einen Cup-Porsche, das RPM-Auto teilt er sich mit Tracy Krohn, Nic Jonsson, Mario Farnbacher. Den niederländischen Beitrag komplettiert Jan-Jaap van Roon im KKrämer Racing-Porsche Cayman 718 GT4 mit der Nummer 252.
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