Ziemlich schwer zu übersetzen: soziale Sicherheit. Sogar Pieter Omtzigt, der dieses Thema als Vorsitzender der Partei New Social Contract (NSC) ganz oben auf seine politische Agenda setzt, zögerte kürzlich, als ihn ein deutscher Journalist um eine Übersetzung bat (Antwort: „Existenzsicherung“).
Omtzigt erlangt internationale Aufmerksamkeit, da seine Partei in den Umfragen offenbar auf dem Vormarsch ist. Einschließlich der Financial Times Und Der Wächter haben dem ehemaligen CDA-Abgeordneten bereits große Aufmerksamkeit geschenkt, der, laut FT„könnte der neue niederländische Premierminister werden“.
Dass die niederländischen Wahlen international verfolgt werden, ist nicht neu. Die Niederlande zählen zur EU, insbesondere seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs. Darüber hinaus kündigen die Wahlen nun auch den Abgang von Premierminister Mark Rutte an, einem der dienstältesten und einflussreichsten Regierungschefs Europas. Sein Nachfolger wird diesen Einfluss nicht sofort übernehmen, aber einen wichtigen Platz am Tisch der europäischen Treffen behalten.
Darüber hinaus kommen die Europawahlen zu einem wichtigen Zeitpunkt. Weil die Ukraine immer noch in einem verheerenden Krieg gegen den russischen Aggressor verwickelt ist und weil der Konflikt im Nahen Osten in ganz Europa für Spannungen sorgt. Sondern auch, weil im nächsten Jahr eine neue Europäische Kommission mit einem neuen Programm ihr Amt antreten wird und die EU in den kommenden Monaten und Jahren vor großen Fragen stehen wird. Zum Beispiel über den Beitritt neuer Mitgliedstaaten, mögliche EU-Reformen und wie die europäische Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden soll.
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Schwer zu erklären
Im aktuellen Wahlkampf wurde ihm kaum Beachtung geschenkt. Dies ist nicht überraschend: Nationale Themen dominieren traditionell die nationale Wahldebatte, nicht nur in den Niederlanden, sondern in ganz Europa. Das heißt aber nicht, dass die Parteien keine Ahnung von Europa haben. In der europäischen Politik gibt es sicherlich eine Wahl, und für Europa ist es wichtig, welche Koalition nach diesen Wahlen regieren wird.
Für internationale Analysten ist es nicht einfach, die volatile Politik der Niederlande zu interpretieren. So findet beispielsweise der Aufstieg von BoerBurgerBeweging, das in den Umfragen bereits deutlich zurückgegangen ist, immer noch große Beachtung. Diplomaten in Brüssel sind nach wie vor überrascht von der großen Zahl niederländischer Parteien, die es schwierig macht, politische Veränderungen eindeutig zu erkennen.
Darüber hinaus sei jeder Kurswechsel in einem Koalitionsland wie den Niederlanden immer bescheiden, sagt der Politikwissenschaftler Thierry Chopin vom französischen Think Tank Institut Jacques Delors. Dies erklärt, warum seiner Meinung nach die niederländischen Wahlen in Frankreich „nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen“. Anders als bei den jüngsten Wahlen in Polen und Spanien ist ein radikaler Bruch mit den bestehenden politischen Beziehungen unwahrscheinlich. „Es wird davon ausgegangen, dass es grundsätzlich eine Kontinuität in der europäischen Politik gibt.“
Das Kabinett Rutte IV hat in den letzten Jahren eine entschieden proeuropäische Ausrichtung angenommen, wobei die Niederlande als konstruktiver und pragmatischer Akteur in Brüssel auftraten. Wird das tatsächlich so bleiben? Traditionelle Parteien wie VVD, CDA, PvdA-GroenLinks und D66 setzen sich überwiegend für ein starkes Europa ein, in dem beispielsweise auch bestimmte Vetos abgeschafft würden. Auch über die militärische und finanzielle Unterstützung der Ukraine wird wenig diskutiert – von den großen Parteien ist nur die PVV dagegen. Fast alle Parteien stehen auch einer möglichen EU-Mitgliedschaft der Ukraine unter anderem unter der Voraussetzung, dass die Kandidaten alle Bedingungen erfüllen, bemerkenswert konstruktiv gegenüber. NSC möchte, dass jede Entscheidung über den EU-Beitritt der Ukraine einem korrigierenden Referendum unterzogen wird – was angesichts früherer niederländischer Erfahrungen in dieser Angelegenheit im Rest der EU mit Argwohn verfolgt wird.
Kritik an der EU
Gleichzeitig fällt auf, dass unterschiedliche Parteien, die in den Umfragen an der Spitze stehen, die europäische Zusammenarbeit deutlich kritischer sehen. Nicht nur die PVV, die immer noch ein Referendum über einen „Nexit“ oder sonst den Entzug von Befugnissen und „unseren Milliarden“ aus Brüssel fordert. Auch die BBB möchte einen kritischen Blick auf die europäischen Mächte werfen und „zu den Grundlagen der europäischen Zusammenarbeit zurückkehren“. Der Neue Gesellschaftsvertrag warnt in seinem Programm vor „schleichenden Übertragungen von Aufgaben, Befugnissen und Budgets, die die nationale Souveränität untergraben“. Die Partei befürwortet auch das sogenannte „Opt-out“ – die Nichtteilnahme an bestimmten Regeln, wenn die Niederlande die neuen Vorschläge nicht akzeptieren.
Produziert vor RTL Nieuws Am Sonntag zog er einen Vergleich mit Polen und Ungarn, als er sagte, die Niederlande müssten innerhalb der EU eine härtere Haltung einnehmen. Obwohl er die politische Ausrichtung dieser Länder kategorisch ablehnt, waren sie seiner Meinung nach „zum Teil erfolgreich, weil sie klar formulierten, was sie wollten“. Und manchmal müssen die Niederlande genau das tun.“ Äußerst kritisch sieht der Politiker auch die Lockerung der europäischen Haushaltsregeln und die Ausweitung der europäischen Ausgaben – zwei Diskussionen, die in Brüssel auf Hochtouren laufen.
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Aus europäischer Sicht ist es auch eine interessante Frage, ob sich die Niederlande nach rechts bewegen. Im vergangenen Jahr übernahmen deutlich rechte Koalitionen unter anderem in Schweden, Finnland und Italien die Macht. Wenn die Niederlande beitreten, könnte dies die europäische Debatte beispielsweise über Migrations- und Klimapolitik beeinflussen. Der BBB fordert außerdem die Wiederaufnahme der Verhandlungen über europäische Naturgesetze.
In Zusammenarbeit mit Floor Bouma
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