Während die Bilder von Hunderten von Migranten, die vor der Küste Griechenlands ertrinken, noch frisch im Gedächtnis sind, kommt die Nachricht, dass die Bundesregierung ihre Migrationspolitik auf die Zukunft ausrichten will. Keine Abschreckung, sondern die Interessen unserer eigenen Gesellschaft und der Migranten stehen im Mittelpunkt. Verdienen unsere Nachbarn im Osten Nachahmung?
In der Migrationspolitik in Europa geht es um Anhalten und Flüchten. Zu diesem Zweck besuchte Premierminister Rutte kürzlich Nordafrika. Aber eine Politik, die den Zustrom begrenzen will, verstärkt nur den Zustrom. Das Ergebnis: erniedrigende Zustände in Ter Apel, Todesfälle im Mittelmeer und inhaftierte Kinder.
Die deutsche Politik hat beschlossen, den Menschen eine Chance zu geben. Ein Punktesystem wird ihren Zustrom regulieren. Dabei zählen Kenntnisse und Fähigkeiten, Alter und „Verbundenheit mit Deutschland“. So lassen Sie Menschen in Würde kommen und bekämpfen den akuten Fachkräftemangel. Eine win-win Situation. Etwas für uns? In den Niederlanden haben wir die gleichen Probleme. Erhebliche Engpässe auf dem Arbeitsmarkt. Probleme bei der Finanzierung des Rentensystems aufgrund der Alterung. Eine Migrationspolitik, die völlig in der Sackgasse steckt.
Als Beispiel nimmt die Bundesregierung die Punktesysteme in Kanada und Australien. Aber sie arbeiten schlecht und stören den Arbeitsmarkt. Die Regierung will die Arbeitgeber ersetzen, was ihr aber nicht gelingt.
Einkommensgrenze
In den Niederlanden spielen Arbeitgeber eine aktivere Rolle. Migranten erhalten eine Aufenthaltserlaubnis, wenn ihnen ein anerkannter Arbeitgeber einen Vertrag mit einem Mindesteinkommen gewährt. Dieser Mindestbetrag kann bis zu 5.008 Euro brutto pro Monat betragen. Auch im deutschen System gibt es eine Einkommensgrenze. Der würdige Weg der Migration in beide Länder steht daher nur wenigen Privilegierten offen. Nur sie könnten ihren Beitrag leisten, heißt es. Menschen mit geringem Einkommen werden entmutigt.
Das Problem besteht darin, dass beide Länder die Migration kontrollieren wollen, was mit Mythen wie dem „Pull-Effekt“ geduldet wird. Was ist, wenn wir aufhören? Entfernen Sie die Einkommensprüfung und lassen Sie Migranten die Freiheit, selbst nach Arbeit zu suchen.
Dann gibt es keinen Grund, sich zurückzuhalten. Andere Wege eröffnen sich, immer weniger Menschen nutzen die Schutzhütte. Die Kommunen können dann problemlos die Aufnahme der verbleibenden Flüchtlinge organisieren. Alle Migranten suchen sofort selbst eine Unterkunft und Arbeit, in Kombination mit Sprachkursen. Ter Apel könnte schließen. Sie können Frontex und das IND weitgehend eliminieren. Integrationsprogramme können gehen.
Die Liberalisierung der Migration ist nur mit einer weiteren Regulierung unserer Institutionen möglich. Wir lassen sie im Moment zu viel raus. Schauen Sie sich den Arbeitsmarkt an. Dort ist der Schutz vor Diskriminierung und Ausbeutung ein Kinderspiel. Die Gewerkschaftsbewegung und die Arbeitsaufsicht sind zu schwach. Wenn Sie die Sozialversicherung auf Basis eines Beitragssystems für Arbeitnehmer neu organisieren, müssen Sie keine Überlastung befürchten. Dieser Zugriff wird dann eingeschränkt. Ob man auch ein soziales Sicherheitsnetz braucht, ist höchst umstritten.
Wenn es um die Regulierung der Gesellschaft geht, geht Deutschland mit gutem Beispiel voran. Die Ausbeutung der Arbeitskraft ist viel schwieriger. In den letzten Jahren wurden erhebliche Investitionen in die Regulierung des Arbeitsmarktes getätigt. Aufgrund der Anforderungen, die das Land an Bewerbungen stellt, ist Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt in Europa am seltensten.
Kurzum: Das deutsche Punktesystem verdient keine Nachahmung, sondern eine Regelung der Institutionen der Gesellschaft. Es geht nicht um Ja oder Nein zur Regulierung, sondern darum, was Sie regulieren und was nicht. Bisher regulieren wir vor allem die Migration, aber zu wenig die Institutionen der Gesellschaft.
Umgekehrt ist es besser. Dann können Sie die Migrationsströme frei lassen. Es könnte einen Ausweg aus der schmerzhaften Pattsituation einer stagnierenden Gesellschaft und ertrinkender Menschen bieten. Auf jeden Fall zeigt die Bundesregierung Mut.
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