Die Nummer fünfzehn der Weltrangliste, Wales, die gegen Weltmeister Deutschland unentschieden spielt. In der Höhle des Löwen, dem SparkassenPark in Mönchengladbach. Es scheint unmöglich. Aber am Samstagabend ist es wirklich passiert.
Jedes Turnier beginnt erst richtig, wenn die erste Überraschung kommt. Am Samstag war es soweit in Mönchengladbach. Die niederländischen Männer und Frauen hatten ihr erstes Spiel bereits gewonnen, als die Europameisterschaft gegen halb sieben richtig losging.
Der Moment selbst war großartig. Etwas mehr als zweieinhalb Minuten vor dem Ende spielte die walisische Nummer 23 Jack Pritchard hervorragend für seinen Mann und schob den Ball am deutschen Torwart Jean-Paul Dannenberg vorbei. Boom. 3-3. Unter den rund 8.000 Zuschauern herrschte völlige Stille. Der Weltmeister, der gegen Wales unentschieden spielte. Dafür sind sie nicht ins Stadion gekommen.
Pritchard startete einen Sprint, von dem selbst er nicht wusste, wo er endete. Er rannte wie ein Besessener bis zur Seitenlinie. Seine Teamkollegen sprangen ihm in die Arme. Doch die Euphorie wich schnell der Konzentration. Es waren noch zwei Minuten auf der Uhr. Es war Deutschland, gegen das sie spielten. Das Team, das bei der Weltmeisterschaft in Indien im Viertelfinale, Halbfinale und Finale beinahe gestorben wäre, aber dennoch den Weltmeistertitel gewonnen hätte. Der zurückkehrende König.
Kurz nach dem 3:3 schien es, als würden die Deutschen noch einmal umkehren, denn es gelang ihnen knapp, eine Strafecke zu erzielen. Doch er wurde rausgenommen, sodass nicht Deutschland, sondern Wales das Comeback vollzog. Der Weltmeister stand im Schatten seiner eigenen Spezialität.
Mit einer ziemlich unglaublichen Leistung kam Wales nach zwei Toren Rückstand zweimal zu einem 3:3-Unentschieden gegen Weltmeister und Gastgeber Deutschland. #EHC2023
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Das ist unser größter Erfolg Jack Pritchard, Schöpfer von 3-3
Schon die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Indien war ein Highlight. Aber es ist absolut fantastisch. Unentschieden gegen den Weltmeister, auch vor eigenem Publikum. „Das ist unser größter Erfolg“, sagte Torwart Pritchard und strahlte nach dem Spiel. Der Schöpfer des 3:3 hatte das Comeback von Wales mit dem 2:1 im dritten Viertel selbst eingeleitet.
Wales ist ein etwas schizophrenes Eishockeyland. Bei den Olympischen Spielen spielen sie unter der Flagge Großbritanniens, aber diese Mannschaft hat normalerweise viel mehr englische als walisische Spieler. In Indien gab Wales bei einer Weltmeisterschaft sein Debüt als unabhängige Eishockeynation. Dort belegte er den elften Platz. Die dritte Teilnahme in Folge an der Europameisterschaft der A-Länder in Mönchengladbach beweist, dass Wales vorsichtig versucht, die Spitze zu erreichen. Doch ein Sieg gegen Spitzenländer bei einem großen Turnier war bisher noch nie erfolgreich.
Wales möchte zu den Top 10 der Welt gehören
Pritchard sagte auch, dass innerhalb der Mannschaft viel darüber gesprochen wurde, was als nächstes zu tun sei. Sie gaben ihm sogar einen Namen. Top-10-Projekt. Wales will nicht nur in die Top Ten der Weltrangliste vordringen, sondern auch Länder schlagen, die bereits in den Top Ten sind. „Wir wollen bei großen Turnieren kein Ersatzspieler mehr sein. Wir möchten, dass jeder uns als Eishockeymannschaft ernst nimmt.
Wales spielt am Montag gegen Frankreich, am Mittwoch gegen die Niederlande. Ob Wales an das Erreichen des Halbfinales glaubt? „Natürlich glauben wir daran“, sagte Pritchard. „Wenn wir Frankreich schlagen, ist gegen die Niederlande noch alles möglich.“
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