Neun von zehn aus Zirkussen geretteten exotischen Tieren haben psychische oder körperliche Probleme. Acht von zehn haben sogar mehrere. Zu diesem Schluss kommt die AAP-Stiftung nach Recherchen. Der Tierschutzverband setzt sich daher für ein europaweites Verbot des Einsatzes von Wildtieren in Zirkussen ein.
Der AAP analysierte den Gesundheitszustand von 73 Tieren, die zwischen 2015 und 2021 aus europäischen Zirkussen gerettet wurden. Die untersuchten Tiere mussten alle mindestens ein Jahr lang auftreten, unter anderem in französischen, spanischen und deutschen Zirkussen. Fast die Hälfte dieser Tiere hatte Verletzungen. So seien vielen Löwen, Tigern und Pumas laut Stiftung „brutal“ die Krallen abgerissen worden. Bei 20 Tieren wurde festgestellt, dass sie „veterinärmedizinische und Verhaltensprobleme von solch schwerwiegendem Ausmaß“ hatten, dass mehrere tierärztliche Behandlungen erforderlich waren. Drei Tiere waren in einem so schlechten Zustand, dass kurz nach ihrer Ankunft im Tierheim beschlossen wurde, sie einzuschläfern. Mehr als ein Viertel der Tiere zeigten Verhaltensauffälligkeiten wie Selbstverletzung.
Zirkustiere müssen oft mit beengten und ungeeigneten Gehegen auskommen, müssen lange Strecken zurücklegen und erhalten manchmal ungeeignetes Futter. Auch der erzwungene Kontakt zu Menschen verursacht oft körperliche und seelische Probleme. Laut AAP sind diese Risiken für Zirkustiere in vielen europäischen Ländern anerkannt und dort inzwischen Regelungen oder Verbote erlassen worden. In den Niederlanden beispielsweise ist es seit 2015 nicht mehr erlaubt, mit wilden Tieren zur Unterhaltung aufzutreten.
Deutschland ist eine große Ausnahme: Es gibt keine Vorschriften. Im Jahr 2021 würden immer noch rund 150 Wildtiere – 45 % davon Katzen wie Löwen und Tiger – in 75 verschiedenen Zirkussen in den östlichen Nachbarländern auftreten. Erst seit kurzem wird in einigen Bundesländern gefordert, die Lebensbedingungen von Tieren zu verbessern. „Wir hoffen, dass Deutschland sich dem Rest der EU anschließt, um das Trolling von Zirkustieren in ganz Europa zu beenden“, sagte ein AAP-Sprecher.
Makaken-Hans macht barbarische Affenlaute
Laut AAP stecken hinter den Zahlen „tragische Geschichten“. So wurde beispielsweise der in einem kleinen Zoo geborene Berberaffen Dina im Alter von 2 Jahren an einen Zirkus verkauft. Nach sieben Jahren Auftritte landete sie mit schwerer Fettleibigkeit aufgrund schlechter Ernährung im Tierrettungsverein. Ihre Reißzähne waren sehr kurz: AAP vermutet, dass sie abgesägt wurden, um Dina „leichter zu handhaben“. Das Tier hatte mehrere Herpesviren und einen Parasiten.
Sein Kumpel Hans, ein Japanmakak, wurde ebenfalls aus demselben Zirkus gerettet, er litt ebenfalls an einem Parasiten, aber auch an Infektionen und Knochenentzündungen in seinen Zähnen. Hans hatte noch nie mit einem Artgenossen im Zirkus gelebt und hatte keine Ahnung, wie man sich als japanischer Makak benimmt. Er lebt jetzt seit fünf Jahren bei der AAP Foundation, macht aber immer noch die Geräusche eines Berberaffen.
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