Im letzten Moment kündigte der scheidende Justizminister Yesilgöz eine Gesetzesänderung an: Es werde ein „ausdrückliches“ Verbot der zwei Jahre zuvor angekündigten Leugnung von Völkermord und anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit geben.
Dies scheint vor allem ein symbolischer Schritt zu sein; Die Leugnung des Holocaust ist in den Niederlanden aufgrund bestehender Gesetze bereits de facto eine Straftat. Das ist gut so, denn Antisemitismus taucht im Netz durchaus auf. Die Debatte über den Holocaust ist Hass, keine Geschichtsschreibung. Aber der neue Vorschlag, dem sich die Niederlande anschließen werden mit anderen europäischen Ländernkann alle Arten von Haken und Ösen haben.
Beginnend mit dem Plural. „Kabinett verbietet Holocaust-Leugnung“, lautet die Schlagzeile Pressemitteilung der Justiz. Aber es ist eindeutig mehr. So auch zum Völkermord an den Armeniern oder dem von Srebrenica. Aber auch für die Beinahe-Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner (eine Kontroverse ‚Amerikanischer Holocaust‘ genannt) und die australischen Aborigines? Und wer kennt die Nakba, die Vertreibung und Ausgrenzung der Palästinenser? Die Uiguren?
Die rechtliche Definition von Völkermord beschränkt sich nicht auf die Absicht, eine ganze Nation vorsätzlich zu zerstören, ein charakteristisches Merkmal des Holocaust. Entsprechend 1948 UN-Definition umfasst beispielsweise die Entfernung von Kindern aus einer ethnischen Gruppe – siehe russische „Adoption“ ukrainischer Kinder oder amerikanische „Adoption“ einheimischer Kinder. Von rechts, hinein GenozidstudienDas Konzept geht sogar noch weiter und zeugt von Konzepten wie „kulturellem Völkermord“.
Bereits in den 1980er Jahren entbrannte in Deutschland die berühmte Debatte über die Einzigartigkeit des Holocaust Historikerstreit. Der Aufschwung ist im Gange im postkolonialen Sinne. Historiker sehen mittlerweile eine Kontinuität zwischen dem deutschen Völkermord in Namibia und dem Holocaust. Oder eine Parallele zum Anti-Schwarzen-Terror in den USA. Manchmal führt dies zu dem Witz, dass der Holocaust eine nationale Wiederholung dessen sei, woran Europa jahrhundertelang im Ausland schuld war. Andere sehen es als eine getarnte Form von Holocaust-Perspektive.
Solche Debatten über den Völkermord sind Teil der Geschichtsschreibung, aber sie sind immer auch politisch. Holocaust-Leugnung ist ein Perverser davon zielte darauf ab, Zweifel zu säen und, wie die Nachbarn sagen, Volksverhetzung. Wenn das Gesetz dazu beiträgt, eine klare Grenze zwischen Hasshetze und ernsthaften historischen Kontroversen zu ziehen, wäre das ein Sieg. Aber es kommt auf die Ausarbeitung und Formulierung an.
Mittlerweile gibt es immer noch das Strafrecht, um gegen Hassstifter vorzugehen, egal ob sie sich in Online-Foren oder auf den Bänken des Parlaments verstecken. Tun Sie es einfach.
Sjoerd de Jong schreibt hier jeden Donnerstag eine Kolumne.
Eine Version dieses Artikels erschien auch in der Zeitung vom 20. Juli 2023.
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