Nord Stream 1 wurde am Mittwoch offiziell wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Die Sperrung dauert drei Tage. „Die Ankündigung von Gazprom heute Nachmittag, Nord Stream 1 unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu schließen, ist eine weitere Bestätigung seiner Unzuverlässigkeit als Lieferant“, schrieb ein Sprecher der Europäischen Kommission heute Abend auf Twitter. „Es ist auch ein Beweis für den Zynismus Russlands, das lieber Gas abfackeln würde, als Verträge einzuhalten.“
Öllecks
Gazprom sagte, es habe ein Pumpsystem in einer Kompressorstation in der Nähe von Portovaya nahe der finnischen Grenze abgeschaltet. An einer solchen Station wird das Gas unter Hochdruck gesetzt, damit es durch die Pipeline durch die Ostsee nach Deutschland fließen kann. Es würde ein Ölleck geben und daher könnte die Turbine nicht sicher betrieben werden.
Die vorherige Ankündigung, dass Nord Stream 1 wegen notwendiger Wartungsarbeiten geschlossen werden soll, stieß in Europa auf Skepsis. Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, fand diese Erklärung technisch nicht nachvollziehbar.
Gazprom hat bereits vor der Abschaltung am Mittwoch die Gaslieferungen nach Deutschland über Nord Stream 1 auf 20 % der maximalen Kapazität reduziert. Als Grund nannte der Gaskonzern auch technische Probleme. Dem konnte Gazprom mit westlichen Sanktionen nicht abhelfen.
Vergeltung für Sanktionen
Europäische Staats- und Regierungschefs sehen in der Schließung des russischen Gashahns vor allem ein politisches Druckmittel. Die Europäische Union hat viele Sanktionen gegen Russland wegen des Krieges in der Ukraine verhängt, und dies wäre eine Vergeltung. Die Gaspreise in Europa erreichten nach der ersten Ankündigung der außerplanmäßigen Wartung Rekordhöhen, sind zuletzt aber wieder leicht gefallen.
Im Juli war die Pipeline bereits für zehn Tage wegen regulärer Wartungsarbeiten gesperrt. Vor allem Deutschland leidet unter Gasknappheit.
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