Sie haben noch nicht einmal Spitzenspiele bestritten, aber die niederländische Handballmannschaft erfreut sich bei der Europameisterschaft in Deutschland großer Beliebtheit. In Mannheim, wo die Niederlande letzte Woche in der Gruppenphase spielten (zwei Siege, eine Niederlage), waren bei den drei Spielen fast 13.000 Menschen auf der Tribüne. Eine beispiellose Zahl und ein Zeichen für die Größe des Handballs in Deutschland.
Niemand kann die Europameisterschaft besser verkaufen als die Deutschen. „Es ist das Handballland der Welt“, erklärt Bobby Schagen am Telefon. Das sollte der Eckspieler der niederländischen Mannschaft wissen. Er spielt seit fünfzehn Jahren in Deutschland. Nach Fußball ist es die zweitgrößte Sportart des Landes und mit fast 800.000 Mitgliedern die größte Hallensportart. Die besten Mannschaften spielen in Stadien mit mindestens 10.000 Sitzplätzen.
Die ersten beiden Spiele der Europameisterschaft am vergangenen Mittwoch wurden sogar im Fußballstadion von Fortuna Düsseldorf ausgetragen. Ein Coup, zum Auftakt der Europameisterschaft, um zu zeigen, wie großartig die Europameisterschaft im Land sein kann. Die 53.586 Teilnehmer stellten an diesem Tag einen Weltrekord auf: die größte Zuschauerzahl, die jemals bei einem Handballspiel verzeichnet wurde. Auch die Einschaltquoten waren hoch. Nicht weniger als 7,6 Millionen Zuschauer sahen ihn, was einem Marktanteil von 28 Prozent im deutschen Fernsehen entspricht. Der Deutsche Handballbund musste 2,5 Millionen Euro an Mehrkosten zahlen.
Keine Ausflügler auf der Tribüne
Die Europameisterschaft wird in diesen Wochen in Deutschland voll und ganz gefeiert. Der Zuspruch ist enorm. Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz war am Sonntag zu Gast und trug zu diesem Anlass den schwarz-weißen Schal seines Landes um den Hals.
Der Rekordversuch hätte laut Schagen nur in Deutschland stattfinden können. Warum kommen so viele Menschen in dieses Land? Schagen zieht einen Vergleich mit seinem eigenen Team, Lemko, einem Mittelfeldteam in einem Wettbewerb, der als der stärkste der Welt gilt. Das dortige Interesse beruhe auf Tradition, erklärt Schagen. Familien, die den Handball seit Generationen verfolgen, kommen immer wieder zurück. „Die Leute hier verstehen Handball. Sie wissen, wann sie sich hinter die Mannschaft stellen, wann sie Druck auf die Schiedsrichter ausüben müssen usw. Auf der Tribüne sehen wir keine Ausflügler. »
Die Popularität des Sports im Land erlebten auch die Niederlande bei den drei Gruppenspielen in Mannheim, die alle fast ausverkauft waren. Die Rekordzahl an Zuschauern beim Eröffnungsspiel hat dazu beigetragen, das Interesse zu Beginn der Europameisterschaft wiederzubeleben, aber Schagen geht davon aus, dass dies nicht noch einmal passieren wird. „Für ein Spiel waren zu viele Zuschauer da. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute im zweiten Ring viel gesehen haben. Es ist einfach ein viel zu kleines Feld für ein solches Stadion. Und zu wenige Männchen, um es richtig verfolgen zu können.
Schreit nach Aufmerksamkeit
Gleichzeitig bereitet auch das Handballland Deutschland Sorgen. Dieser Rekordversuch war laut Analysen großer deutscher Medien ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Schagen weiß, woran es liegt: „Fußball kannibalisiert den Handball, vor allem was die Aufmerksamkeit angeht. Dies ist in den Niederlanden, aber auch in Deutschland der Fall. Mannschaftssportarten haben zahlenmäßig Schwierigkeiten. Ein solches Turnier steht also vor der Tür und es ist sehr wichtig, sich auf der Karte zu positionieren. Als Marketinggag ist es sehr gut, einen solchen Rekordversuch zu unternehmen.
Die Niederlande spielen bei der Europameisterschaft eine bescheidene, aber nicht unbedeutende Rolle. Am Montag verloren sie knapp gegen Titelverteidiger Schweden (28:29), während die Niederlande gute Chancen auf mindestens ein Unentschieden hatten. In der Hauptphase wartet am Mittwoch erneut Dänemark, nach Meinung vieler der absolute Favorit auf den Titel.
Deshalb ist die ganze Aufmerksamkeit schön, aber der Dienstag war für die niederländischen Spieler auch mental der schwierigste Tag des Turniers. Zumal es ab 9:15 Uhr auch noch eine sechsstündige Zugfahrt zur nächsten Austragungsstadt, Hamburg, gab. Es ist nicht ideal, aber es gehört dazu. Schagen: „Deshalb spielen wir Handball.“ Denn auch gegen Dänemark werden rund 16.000 Zuschauer erwartet.
Europameisterschaft für Benghanem wegen Kreuzbandriss beendet
Handballspieler Samir Benghanem kann bei der Europameisterschaft in Deutschland nicht mehr spielen. Der Oranje-Kreisspieler riss sich am Montag bei der Niederlage gegen Schweden (28:29) das vordere Kreuzband. Leider fiel der 30-jährige Benghanem in der zweiten Halbzeit auf die Knie und musste auf einer Trage vom Mannheimer Spielfeld getragen werden. Eine Untersuchung im Krankenhaus ergab einen Tag später die Schwere der Verletzung. Der Aalsmeer-Spieler, eine wichtige Kraft für das niederländische Team, bleibt dem Team erhalten und wird das Team vorerst weiterhin taktisch unterstützen.
Nationaltrainer Staffan Olsson berief den KEMBIT-LIONS-Kreisläufer Martijn Kleijkers als Ersatz für Benghanem. Die Handballer starten am Mittwoch in Hamburg mit einem Spiel gegen den amtierenden Weltmeister Dänemark in die Hauptrunde der Europameisterschaft. Es folgen Spiele gegen Norwegen, Slowenien und Portugal. Die beiden Erstplatzierten der Gruppe qualifizieren sich für das Halbfinale.
Lesen Sie auch:
Handballer in der EM-Hauptrunde: „Wir zeigen, dass wir der Spitze näher kommen“
Cornerspieler Rutger ten Velde (26), Mann des Spiels gegen Bosnien am Samstag, sieht, wie gut die Mannschaft ihre Kräfte verteilt. Das ist notwendig, denn die Europameisterschaft wird noch recht schwierig.
„Subtil charmanter Denker. Organisator. Schöpfer. Hingebungsvoller Zombie-Geek. Web-Guru. Zertifizierter Kommunikator.“