Die rechtsradikale Partei Alternative für Deutschland ist auf dem Vormarsch. In den Umfragen konnte die AfD mit einer Unterstützung von 19 % der deutschen Wähler rechnen. Damit tritt die Partei in ernsthafte Konkurrenz zur SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz. Laut dem deutschen Korrespondenten Derk Marseille seien schlechte Umfragen für eine Regierungspartei keine Überraschung, „aber die Tatsache, dass die AfD davon profitiert, macht sie auf jeden Fall nervös“.
Das Wachstum der AfD wirkt sich auch auf die bestehende Regierung aus. Wirtschafts- und Klimaminister Habeck (Grüne) sagte vergangene Woche, dass die Umfragen nicht zum Handeln führten. Allerdings hat das Wachstum der AfD auch Auswirkungen auf die bestehende Regierung. Eine aktuelle Rede von Bundeskanzler Scholz in Brandenburg zeigt laut Marseille, wie sehr das Wachstum der AfD ihren Ton beeinflusst. Davon profitierte beispielsweise Scholz für Russland sehr. „Außerdem hat er die Stimme erhoben und heftige Gesten gemacht, so wie wir es von Scholz nicht kennen.“
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Große Unzufriedenheit
Laut Marseille ist es für die Regierungsparteien ein kleiner Schock, dass die AfD in den Umfragen nun so weit oben liegt. Viele Deutsche sind mit den unpopulären Maßnahmen der Ampelkoalition unzufrieden. Die Wähler spüren eine hohe Inflation in ihren Taschen. Darüber hinaus sorgt der Konflikt in der Ukraine auch für Spannungen in der Bevölkerung. Dies betrifft sowohl die finanzielle als auch die militärische Unterstützung, die Deutschland der Ukraine leistet. „Dagegen sind viele Menschen, vor allem in Ostdeutschland, dagegen“, sagte Marseille.
Die Alternative für Deutschland hat sich über die Jahre als Partei stabilisiert. Die Partei wurde 2013 gegründet, 2017 spaltete sie sich und seitdem sei der Kurs harmonisch, so Marseille. „Konflikte gibt es intern nur noch wenige, mittlerweile sind sie auf regionaler Ebene recht organisiert.“ Eine Umfrage im Bundesland Thüringen im Osten des Landes zeigt, dass die Hälfte der Wähler mit den demokratischen Institutionen unzufrieden ist. Laut Marseille geht es um „die Regierung, die Politik, aber auch die Justiz und alles, was mit dem Staat zusammenhängt“.
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Ein neues Kind im Wohnblock
Für viele Deutsche sei es attraktiv, dass die AfD „der Neue im Block“ sei, sagt Marseille. „Dass es sich dann um eine rechtsradikale Partei mit extremistischen Elementen handelt, die auch im Fokus aller Geheimdienste steht und gegen die konkrete Ermittlungen laufen.“ Es ist nicht wichtig genug, um Einfluss zu nehmen. Die AfD kann es in der kommenden Zeit bei den Wählern nutzen.
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