Trotzdem fragt man sich immer wieder, was eigentlich los ist. Was ist der Grund für diese ganze Verzögerung? Panzer, die zu schwierig wären, oder eine vom Feind gesuchte Beute, Angst vor dem unberechenbaren Putin, Eskalation, öffentliche Meinung oder ganz einfach: nicht überzeugt, dass die Ukraine dies gewinnen wird. Ich tendiere immer mehr zu letzterem als mögliche Erklärung für die Verzögerung. Als würde man sich schon auf einen möglichen russischen Sieg vorbereiten und wie die Beziehungen dann aussehen würden. Und wie groß ist das Loch, das der Kampf gegen Russland in unserem militärischen Arsenal hinterlassen hat? Ein russischer Sieg wird den Westen für Jahrhunderte beschämen. Nicht nur wegen der Erkenntnis, dass wir gegen einen Feind mit einer heruntergekommenen Armee machtlos sind, sondern wegen der Bedrohung durch eine Atomwaffe. Aber umso mehr, als wir ihm hilflos zusehen mussten, wie er ein Land und seine Menschen komplett vom Erdboden tilgt. Und die Erkenntnis, dass wir insgeheim denken: besser als sie als wir. Dasselbe Gefühl, das die Ukrainer seit langem haben und das sie mit anderen teilen, die dasselbe Schicksal erleiden, den Polen, den Bewohnern der baltischen Länder. Ob Putin Erfolg haben wird, wird sich im kommenden Frühjahr zeigen. Er kann nicht verlieren. Der Sieg wird als Verband für die Wunde des russischen Volkes benötigt. Wegen der enormen Inflation, aber auch wegen der zehntausenden jungen Russen, die nicht zurückkehrten.
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