Es ist der Abschlusstag des Geschichtsmonats mit dem Thema Was für eine Katastrophe. Den ganzen Monat über haben wir daher Berichte über Sportkatastrophen veröffentlicht, die normalerweise ein sorgfältig vermiedener Teil der Sportgeschichte sind.
Der Behindertensport ist eine der Errungenschaften des Sports, die wir einem Krieg verdanken. Foto Rob Mieremet durch das Nationalarchiv
Die Sportwelt ist nicht dafür gemacht, sich mit Rückschlägen im Detail zu beschäftigen. Nach einer dramatischen Niederlage stammelt jeder Fußballer, dass dieses Spiel so schnell wie möglich vergessen werden muss. Sportrückblicke bestehen nur aus Listen von Helden und Highlights. Nach dieser sportlichen Logik müssen schlechte Nachrichten so schnell wie möglich vergessen werden und dann wird alles gut. Die Tatsache, dass sich diese Seite einen Monat lang auf Katastrophen konzentriert hat, ist daher völlig absurd.
Dramen und Depressionen
Diese Sichtweise ist viel zu eingeschränkt. Es sind nicht nur die Helden und Höhen, die die Geschichte des Sports geprägt haben, sondern auch Dramen und Tiefen. Tatsächlich hat der internationale Sport gerade wegen der größten Kriege auf europäischem Boden in den letzten zwei Jahrhunderten jedes Mal eine neue Richtung eingeschlagen. Ohne diese Kriege wäre unsere Sportwelt heute eine ganz andere.
Nach den Kriegen der französischen Ära zwischen Napoleon und dem Rest des Kontinents brauchte Europa dringend Frieden und Stabilität. Genau wie die damalige Turnbewegung, Vorläufer des modernen Sports. So versammelten sich 1865 bei einem internationalen Turnfest in Rotterdam Teilnehmer aus den Niederlanden, England und Deutschland, die begeistert über Sinn und Nutzen des Turnens diskutierten. Besonders gelobt wurde die Verbrüderung der deutschen und niederländischen Vereine. Die Idee des Sports Matchmaking erreichte im 20. Jahrhundert den modernen Sport. Dieses weltberühmte Motto war die Antwort des Sports auf das größte soziale Problem vor zweihundert Jahren.
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg wurde die olympische Flagge mit fünf Ringen eingeführt, die von Pierre de Coubertin, dem Gründer des Internationalen Olympischen Komitees, entworfen wurde. Der erste Einsatz erfolgte bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen. Die fünf Ringe symbolisieren die weltweite Verbundenheit des Sports, immer der Grundgedanke dieses Sportevents. Nationen sollten laut De Coubertin auf dem Sportplatz kämpfen und nicht auf dem Schlachtfeld. Dieses weltberühmte Symbol war vor hundert Jahren die Antwort des Sports auf das größte soziale Problem.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten Sport und körperliche Bewegung dazu, Schwerverwundete des Krieges wieder in die Gesellschaft zurückzuleiten. Vor allem im englischen Stoke Mandeville wurden unter Anleitung des Neurologen Ludwig Guttmann die Grundlagen für den Behindertensport und damit für die Paralympischen Spiele gelegt. Diese bahnbrechende Arbeit war die Antwort des Sports auf das größte soziale Problem vor 75 Jahren.
Die Konzepte der Sportverbrüderung, Zugehörigkeit und des Behindertensports sind alle als Reaktion auf die größten Katastrophen unserer Geschichte entstanden. Wir können den Sport nicht verstehen, wenn wir diese Dramen und Tiefs nicht mit den Helden und Höhen zusammenbringen. Und genau deshalb hat sich die Sportgeschichte in diesem Jahr dem Thema des Geschichtsmonats angeschlossen.
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