Wer schon einmal in Berlin war, kennt wahrscheinlich die Namen der verschiedenen Verkehrsmittel. Die S-Bahn, die U-Bahn und die Straßenbahn. In den kommenden Jahren wird die Berliner Verkehrskarte voraussichtlich um einen weiteren Begriff ergänzt: M-Bahn. Dies stellt dar Magneteisenbahnein Magnetzug, der ohne Fahrer mit 150 Stundenkilometern durch die Stadt fährt.
Bei der Vorstellung des Plans wurden atemberaubende Skizzen eines futuristischen Zuges gezeigt, der auf einer Hochstrecke am Hauptbahnhof vorbeirast. Das Projekt ist schon lange ein Wunsch der Autolobbypartei CDU, die lieber keine Straßen für Radwege abreißen möchte. Das war das Ziel der linken Parteien, die Berlin seit zwanzig Jahren regieren. Doch seit einem Jahr hat die CDU in der deutschen Hauptstadt wieder das Sagen.
Eine große Enttäuschung in der Stadt ist seit Jahren das versagende Transportsystem, das von Streiks, Personalabbau und endlosen Bauarbeiten geplagt wird. Aufgrund des Fahrermangels musste die Berliner Verkehrsgesellschaft BVG ihre Arbeitszeit bereits um sieben Prozent reduzieren. Dieses Problem dürfte die autonome M-Bahn nicht haben, auch wenn sie derzeit nur eingleisig von fünf bis sieben Kilometern Länge ist.
„Völlig nutzlos“
Die M-Bahn sei nicht nur innovativ, meint die CDU, sie solle der Stadt als alternatives, mit Solarenergie betriebenes Verkehrsmittel auch dabei helfen, ihre Klimaziele zu erreichen. Nur: Klimaaktivisten sind damit nicht einverstanden.
„Zuerst dachte ich, es sei Satire“, sagte Tilmann Heuser, Landesgeschäftsführer der Umweltorganisation Bund, der Zeitung. Zeitung. Er hält dieses prestigeträchtige Projekt für „eine Beleidigung aller Berliner, die sich wirklich für den Klimaschutz engagieren“. Seiner Meinung nach könnte das Geld besser für Projekte wie die notwendige klimaneutrale Sanierung von Gebäuden ausgegeben werden.
Auch Verkehrsexperten haben Zweifel an dem Vorhaben. Andreas Knie vom Berliner Forschungsinstitut WZB bezeichnet einen so schnellen und effizienten Zug, der durch die Stadt fährt, in deutschen Medien als „Utopie der 1920er Jahre“. Dies sei seiner Meinung nach in Berlin nicht mehr machbar, insbesondere nicht in der Innenstadt. „Das macht in der heutigen dichten Stadt absolut keinen Sinn.“
Bereits in den 1980er Jahren gab es in Berlin eine Magnetbahn. Damals gab es entlang der Geisterzone neben der Berliner Mauer genügend Platz für eine Pfeilerbahn. Diese führte mit einer bescheidenen Geschwindigkeit von 55 Kilometern pro Stunde vom Tiergarten nach Kreuzberg und brachte begeisterte Transportexperten aus aller Welt zusammen. Doch nach dem Mauerfall musste die M-Bahn neuen Verbindungen zwischen West- und Ost-Berlin weichen.
Ein Regenbogen am Horizont
Dennoch hat der Geist der M-Bahn seinen futuristischen Reiz bewahrt. Einige Jahre später wurden Magnetbahnverbindungen mit einer Geschwindigkeit von 300 Stundenkilometern in Städten wie München, Düsseldorf, Köln und Dortmund geplant. Von Berlin aus galt es nun, Hamburg in einer Stunde zu erreichen. Nach und nach kam man jedoch zu dem Schluss, dass die Bahn zu teuer sei. Ein Unfall auf einer Teststrecke im Jahr 2006, bei dem 23 Menschen starben, beendete die Pläne.
Trotz aller Kritik sagte CDU-Bürgermeister Kai Wegner diese Woche, er glaube weiterhin an das Projekt. Der Bau der Magnetbahn kostet in der Stadt sechsmal weniger als ein U-Bahn-Tunnel und könnte eine Lösung für schwer zugängliche Vororte sein. „Lasst uns innovative Ideen nicht immer sofort ablehnen“, sagte er der Nachrichtenagentur DPA. „Ich finde es spannend, über moderne Mobilität zu sprechen, insbesondere wenn es um deutsche Technologien geht, die bereits in anderen Megastädten zum Einsatz kommen.“ Die bisher einzige Magnetbahn befindet sich in Shanghai und wurde von den deutschen Unternehmen Siemens und ThyssenKrupp gebaut.
Für Wegner wird es eine Herausforderung sein, diesen Glauben in einer Stadt zu beweisen, in der Fahrkarten immer noch auf altmodische Weise abgestempelt werden. Der Regionalsender RBB nennt das Projekt einen „Regenbogen am Horizont“, der die exorbitanten Schulden der Stadt, schleppende Bauvorhaben und marode Schulgebäude auf magische Weise vergessen lassen soll. Man hoffe, dass „der Fertigstellungstermin vor zehn Jahren liegt, sodass es in zwanzig Jahren fertig sein wird.“
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