Milliardenbetrug vor deutschem Richter, auch Niederländer wird verdächtigt | Wirtschaft

Es wird geschätzt, dass den Regierungen aufgrund der Vermeidung von Dividendensteuern Steuereinnahmen in Höhe von rund 141 Milliarden Euro entgangen sind. Letzte Woche begann in Deutschland ein großer Prozess zu diesem Thema. In den Niederlanden wurde ein Bankier festgenommen, der als Vater der Steuerhinterziehung gilt.

Die CumEx-Affäre (siehe Kasten unten) gilt als der größte Steuerdiebstahl in der deutschen Geschichte. Jahrzehntelang füllten Wertpapierhändler, Banker und Buchhalter ihre Taschen unbelastet durch die – zu Unrecht – doppelte Rückeroberung von Steuern auf die Gewinnausschüttung; Dividendenkürzung im Fachjargon.

In der deutschen Stadt Bonn hat diese Woche ein Strafprozess gegen einen renommierten ehemaligen Vermögensverwalter begonnen. Gegen den 81-jährigen Christian Olearius sind 13 Steuerbetrugsfälle anhängig. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Als Vorstandsvorsitzender der Privatbank Warburg soll er zwischen 2006 und 2013 die groß angelegte Zahlung von Gewinnausschüttungssteuern in Hamburg verhindert haben. Die Staatsanwaltschaft schätzt den Fehlbetrag für die deutsche Hafenstadt auf 280 Millionen Euro.

Obwohl Olearius als Schwergewicht der deutschen Finanzwelt gilt, ist er nur eine Spinne in einem gigantischen Netz der Täuschung. Deutsche Ermittlungsbehörden haben Hunderte weitere Verdächtige im Visier. Experten schätzen, dass sich der Schaden in Deutschland in den letzten Jahren auf mehr als 10 Milliarden Euro beläuft.

In diesem Frühjahr wurde der deutsche Steuerspezialist Hanno Berger (72) wegen seiner Beteiligung an der CumEx-Betrugsmasche zu acht Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er musste 1,1 Millionen Euro seines Vermögens an den deutschen Fiskus abgeben. Berger legte Berufung ein. Politik Berlin hält den Atem an. Der wichtigste Politiker des Landes, Bundeskanzler Olaf Scholz, wurde für seine Treffen mit Olearius im vergangenen Jahr zur Verantwortung gezogen. Während seiner Amtszeit als Hamburger Oberbürgermeister (2011-2018) traf Scholz den mutmaßlichen Bankier dreimal. Im Oktober 2016 forderte Olearius den SPD-Abgeordneten auf, die Steuern auf Dividenden abzuschaffen, da seine Bank kurz vor dem Bankrott stand. Scholz gab dem Antrag statt: Die Stadt Hamburg entschied, 47 Millionen Euro nicht zurückzufordern.

Ein ehemaliger niederländischer Bankier wird als „geistiger Vater“ der Betrügereien in Deutschland bezeichnet. Im Juni verhaftete die Fiod Frank V., einen ehemaligen Fortis-Banker, in Aerdenhout. An der Festnahme waren auch die Finanzermittlungsbehörden Deutschlands und Finnlands beteiligt. Laut Handelsblatt interagierte V. häufig mit dem deutschen Steuerexperten Berger und anderen Deutschen. Nach Angaben der niederländischen Staatsanwaltschaft laufen derzeit strafrechtliche Ermittlungen gegen den Verdächtigen.

Im Jahr 2011 hatte ein Whistleblower über sogenannte CumEx-Dateien betrügerische Praktiken angeprangert. Doch in Europa gibt es schon seit längerem Bedenken hinsichtlich der Steuerhinterziehung durch die Dividendenunterdrückung. Eine Studie der Universität Mannheim und des deutschen Forschungsinstituts Correctiv zeigt, dass über einen Zeitraum von zwanzig Jahren weltweit 141 Milliarden Euro an Dividendensteuern zu Unrecht erstattet wurden. Schätzungen zufolge hat das niederländische Finanzministerium zwischen 2000 und 2020 26 Milliarden Euro verloren.

Wie funktioniert die Dividendenzählung?

Der Teil des Gewinns, den Unternehmen an die Aktionäre ausschütten, wird als Dividende bezeichnet. Auf diesen Betrag wird eine Steuer von 15 Prozent erhoben. Einige Parteien sind jedoch nicht zur Zahlung von Steuern auf Dividenden verpflichtet und können diese von den Steuerbehörden zurückfordern. CumEx (was sich auf Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Gewinnausschüttung bezieht) bedeutet, dass die Aktien rund um den Tag der Dividendenausschüttung stark gehandelt werden. Dies ermöglicht es mehreren Parteien, Eigentumsansprüche geltend zu machen und die Dividendensteuer erfolgreich zurückzufordern. Bei CumCum verleiht ein Anleger seine Aktien an eine Partei, die Steuern auf Dividenden zurückfordern kann. Sobald die Dividendensteuer wieder hereingeholt ist, teilen sich Investor und Mieter die Beute. In diesen Fällen ist es für die Steuerbehörden sehr schwierig herauszufinden, wer der Eigentümer ist.

Adelbert Eichel

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