Madonna von Stalingrad und Weihnachten in drei Worten

Allgemein

Traditionell ist Weihnachten auch eine Zeit der Besinnung. Ein Moment, um darüber nachzudenken, was Sie im weiteren Sinne haben. In diesen schwierigen Zeiten, mit dem Krieg in Europa, den persönlichen Herausforderungen, vor denen die Menschen stehen, sollte jeder froh sein, wenn er diese Zeit in Freiheit, Gesundheit und Glück verbringen kann. Dass dies nicht immer selbstverständlich ist, wurde anhand der von Leser Joop Haitjema aus Aadorp eingereichten Weihnachtsgeschichte deutlich. Es lohnt sich, es zu lesen und darüber nachzudenken. Der Titel: „Weihnachten in drei Worten“.

In Berlin, am Kurfürstendamm, steht eine kaputte Kirche: die Gedächtniskirche. Diese Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Krieg konnte die Kirche nicht wieder aufgebaut werden und später, 1956, wurde entschieden, diese Kirche nicht zu restaurieren. Es sollte eine dauerhafte Narbe sein, um die Menschen an die Schrecken des Krieges zu erinnern. Dann wurde neben dieser zerstörten Kirche eine neue Gedächtniskirche errichtet.

Die neue Kirche hat die Form eines Achtecks. Die Wände bestehen größtenteils aus Fenstern, die Tausende von Glasstücken enthalten. Durch all die Blautöne des Glases hat die neue Kirche eine sehr sakrale Atmosphäre. An der Stirnwand schwebt eine riesige kupferfarbene Christusfigur, die durch die Beleuchtung ein goldenes Aussehen erhält. Sehr beeindruckend.

An einer Seitenwand hängt eine große gerahmte Kohlezeichnung: die Madonna von Stalingrad. Woher kommt dieser Name? Wer hat die Madonna von Stalingrad entworfen? Diese Zeichnung stammt von Kurt Reuber. Er ist Pfarrer in Wichmannshausen. In den 1930er Jahren warnte Reuber von der Kanzel vor den Gefahren des Nationalsozialismus. In seiner Freizeit studiert er Medizin. Kurz vor dem Krieg erwarb er sein Medizinstudium. Damit verwirklicht er sein Ideal: Pfarrer und Arzt zu sein, so wie Albert Schweitzer. Als talentierter Künstler zeichnet und produziert er Ölporträts.

Zu Beginn des Krieges wurde er zum Militär eingezogen und als Sanitäter und Militärseelsorger im Krieg an der Ostfront eingesetzt. Im Dezember 1942 wurde die 6. deutsche Armee (300.000 Mann) in Stalingrad vollständig isoliert. Diese Schlacht ist entscheidend für den Rest des Zweiten Weltkriegs. Es gibt keine Nahrungs- oder Waffenversorgung mehr. Tag und Nacht ist ein ohrenbetäubender Lärm von Granateneinschlägen zu hören. Der Tod ist allgegenwärtig und mittlerweile versuchen die Menschen, die Verletzten so gut wie möglich zu behandeln. Es ist unglaublich kalt und dunkel. Nachts friert es über 30 Grad.

Als Weihnachten 1942 naht, will Reuber trotz dieser Kriegshölle einen Gottesdienst veranstalten und seine Kameraden spüren lassen, was Weihnachten bedeutet. Dafür nutzt er sein Talent als Künstler. Er fertigt eine Kohlezeichnung auf der Rückseite einer russischen Landkarte an. In einem Brief an seine Frau schrieb er: „Ich habe lange überlegt, was ich für meine Kameraden malen werde. Ich bin auf eine Madonna gestoßen, eine Mutter mit einem Kind“. Damit zeigt er, dass es trotz aller Gefahren und Not Sicherheit gibt. Die Gesichter der Mutter und des Kindes bilden ein Herz, ein Zeichen der Liebe, eingeschlossen in einen Stoff. Links steht das Wort Weihnachten 1942, die Buchstaben sind von oben nach unten geschrieben.

In einem der letzten Flugzeuge nach Deutschland befindet sich ein verletzter Kamerad von Kurt Reuber. Er bringt die Zeichnung zu Reubers Frau. Sie hängt die Zeichnung im Presbyterium auf. Später erfährt sie, dass ihr Mann im Alter von 38 Jahren in russischer Gefangenschaft starb. Etwa zehn Jahre später findet diese Zeichnung ihren Platz in der neuen Gedächtniskirche in Berlin. Während alles dunkel ist und überall Leichen liegen, während Nahkämpfe in jeder Straße und jedem Haus stattfinden, zeichnet Reuber das Wesentliche von Weihnachten. Er zeichnet das genaue Gegenteil von dem, was er damals gesehen hat. Weihnachten ist:

hell. Menschen suchen das Licht. Wir sehen überall Lichter, in den Häusern und an den Fassaden. In den Gärten und auf den Straßen brennen die Lichter.

Leben. Weihnachten ist ein neues Leben: die Geburt eines Kindes. Wir warten auf eine neue Zukunft. Und hoffen auf bessere Zeiten.

Liebe. An Weihnachten sehnt sich jeder nach (der Wiederherstellung der) Liebe. Wir stärken familiäre oder freundschaftliche Bindungen.

Lorelei Schwarz

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