Lieber pfropfen als alles selber machen

Die Lobby eines Hotels in Bangkok ist heute „mein Büro“, in dem ich dieses Editorial schreibe. Ich bin wegen der Fit for School-Konferenz zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene in Schulen hier. Es ist eine Reise von ein paar Tagen, aber es ist Teil einer wunderbaren Reise, die vor 12 Jahren für mich begann. Ich habe in London Public Health studiert und bin mit Dr. Bella Monse in Kontakt gekommen; ein deutscher Kinderzahnarzt, der inspirierende Arbeit im Bereich der (Mund-)Gesundheitsförderung in Südostasien leistet. Sie arbeitete damals an einer Studie über den Einfluss von Karies auf Mangelernährung bei Kindern und suchte jemanden, der ihr bei den Analysen helfen könnte. Meine Masterarbeit und eine langjährige Zusammenarbeit waren geboren.

Fit für die Schule

Bella reiste 1996 auf die Philippinen, um etwas gegen die besorgniserregende Zahl von Zahnkaries bei Kindern zu unternehmen. Aber in einem Land mit geringen Ressourcen und einer sehr hohen Krankheitslast hat die Kariesprävention keine Priorität. Deshalb wurde 2009 auf den Philippinen das Programm „Fit for School“ (FIT) ins Leben gerufen, um Krankheiten vorzubeugen, die allesamt auf mangelnde Hygiene zurückzuführen sind, wie akute Atemwegsinfektionen, Durchfall, Helminthiasis und Zahnkaries. Das FIT-Programm (gefördert durch die Bundesregierung) unterstützt Bildungsministerien bei der Umsetzung einfacher Interventionen, die den Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene (WASH) in Schulen verbessern. Interventionen bestehen aus täglichem Händewaschen mit Seife und Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta in Gruppen, Entwurmung mit Tabletten alle zwei Jahre und dem Bau von Wasseranlagen in Schulen. Das FIT-Programm ist mittlerweile in mehreren südostasiatischen Ländern aktiv. Seit 2016 wurde das Programm um Interventionen erweitert, um sanitäre Einrichtungen in Schulen funktionsfähig und sauber zu halten, und es unterstützt Ministerien beim Aufbau eines nationalen Überwachungssystems, um die Fortschritte bei WASH zu erfassen und zu beschleunigen.

(Fotograf: Joost Hoving)

Ich hätte mir kein inspirierenderes Forschungsprogramm wünschen können. In den letzten 12 Jahren haben die Forscherkollegen Bella und ich unter anderem untersucht, ob das FIT-Programm zu saubereren Schultoiletten, einer besseren Gesundheit der Kinder und Änderungen des Hygieneverhaltens in der Schule innerhalb und außerhalb der Schule beiträgt. Die Konferenz in Bangkok brachte Delegierte von Bildungsministerien und Kooperationspartnern zusammen, um Forschungsergebnisse und Erfahrungen bezüglich der Implementierung von WASH in Schulen auszutauschen. Er befasste sich auch mit zukünftigen Zielen und aktuellen Herausforderungen wie Pandemien und Klimawandel. Kariesprävention – wo alles begann – scheint zunehmend in den Hintergrund zu treten. Oder nicht? Die Motivation des FIT-Programms ist es, das Lernumfeld und die Gesundheit von Kindern zu verbessern. Kariesprävention ist dabei ein fester Bestandteil. Das Programm hat eine Vielzahl von Partnern aus verschiedenen Disziplinen zusammengebracht, um auf dieses größere Ziel hinzuarbeiten. So können Eingriffe in großem Umfang durchgeführt werden und die Mundgesundheit hat noch eine Chance.

Außerhalb der Komfortzone

Ich habe mich entschieden, über das FIT-Programm zu schreiben, weil ich denke, dass es ein gutes Beispiel dafür ist, wie die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen zu neuen Ideen und Erfolg führen kann. Es hat auf jeden Fall meinen Horizont erweitert. Denn geteiltes Wissen bleibt begrenzt, wenn nur mit Menschen innerhalb der eigenen Expertise zusammengearbeitet wird. Auch in der Mundpflege wird die Bedeutung inter- und multidisziplinärer Arbeit immer mehr betont. Die Mundgesundheit ist ein integraler Bestandteil des allgemeinen Wohlbefindens und untrennbar mit anderen körperlichen, seelischen und sozialen (Gesundheits-)Themen verbunden. Deshalb erfordert eine gute Mundpflege oft das Teamwork verschiedenster zahnärztlicher und (nicht-)medizinischer Spezialisten.

Auch im NTVT sehen wir, dass die Mundgesundheit aus verschiedenen Fachgebieten untersucht und beschrieben wird; sowohl aus zahnmedizinischen Fachrichtungen, aber zunehmend auch aus anderen medizinischen, psychosozialen und grundlagenorientierten Blickwinkeln. Trotzdem werden wir oft versucht sein, die Artikel zu lesen, die unserem eigenen Arbeitsgebiet und/oder Interessensgebiet am nächsten kommen. Daher möchte ich Sie einladen, in dieser Ausgabe des NTVT einen Artikel zu lesen, der am weitesten von Ihrer täglichen Praxis, Ihrem Interessengebiet oder Ihrer Expertise entfernt ist. Ich hoffe, Sie lesen etwas Neues, das Sie überrascht oder inspiriert, was Sie auch auf Ihre eigene Mundpflege anwenden können. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Lorelei Schwarz

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