„Lasst uns reden“, lautete das Motto von Voka – ein Vorschlag, den deutsche Arbeitgeber in den 1930er-Jahren auch Hitler machten.

Anton Jäger ist Historiker des politischen Denkens am Höheren Institut für Philosophie in Löwen. Seine Kolumne erscheint alle zwei Wochen mittwochs.

Anton Jäger

Kommen die Dreißiger zurück? Zehn Monate vor den Wahlen 2024, bei denen der Vlaams Belang immer noch auf eine komfortable Mehrheit zusteuert, löst die Frage weiterhin Emotionen in der öffentlichen Meinung aus. In Italien, Ungarn und Polen sind bereits rechtsextreme Parteien an der Macht; in den Niederlanden und Österreich unterstützten sie die Toleranz. Ist Belgien nächstes Jahr an der Reihe?

Sogar der flämische Arbeitgeberverband Voka sah sich kürzlich veranlasst, diese Parallele zu diskutieren. Als Antwort auf beides allein als Standort Wie auf Knack.be zu lesen war, wehrt sich die Organisation gegen Vorwürfe einer ihrer Meinung nach „Allianz“ mit Vlaams Belang. Im Interview mit Ding Ich habe Anfang des Monats kein Bündnis erwähnt, aber ich habe die Frustrationen innerhalb der Organisation erwähnt. Nach zehn Jahren ist es der N-VA nicht gelungen, ein Programm umzusetzen, das Vokas Vorlieben sehr nahe kommt; Die Wählerschaft der Partei schrumpft.

Der Kontext ist daher sensibel. „Der Wähler darf sich nicht täuschen“, sagte Hans Maertens 2019 auf Radio 1. Reden wir, lautete das Motto des Voka-Geschäftsführers – ein Vorschlag, den auch deutsche Arbeitgeber in den Dreißigerjahren im Hinblick auf Hitler gemacht hatten. Die Organisation lehnt solche Vergleiche vehement ab. In ihrer Antwort ist Voka „nicht verschuldet oder mit einer politischen Partei verbunden“ und „geht vor allem von den Bedürfnissen und Interessen der Unternehmen aus“. Von einer Verbindung mit dem Interesse war keine Rede, schon gar nicht von einer Exklusivität.

Ob diese Antwort den Vergleich mit den 1930er-Jahren völlig diskreditiert, ist eine andere Frage. Linke Lesarten behaupten oft, dass der Nationalsozialismus von der deutschen Elite finanziert wurde. Aber abgesehen von ein paar Exzentrikern waren die Beziehungen dürftig. Sobald die Partei anfing, Wahlen zu gewinnen, änderte sich diese Haltung: Es wurde argumentiert, Hitler könne als Türsteher für die deutsche Arbeiterbewegung eingesetzt werden. Dann würden sie es unter Kontrolle halten.

Letzteres stellte sich als schwerwiegende Fehleinschätzung heraus. Als Zauberlehrling emanzipierte sich Hitler bald von seinen Meistern. Ein Arbeitgeber muss daher keine expliziten Verbindungen zu einer Partei haben, um ihm Sauerstoff zu verleihen. Auch in Italien haben sich die Arbeitgeber kürzlich mit der Meloni-Regierung abgefunden, insbesondere nachdem diese begann, die Sozialausgaben zu kürzen. Und bis Voka eine offene Meinung zur Schließung hat, bleiben die Optionen offen.

Die Organisation steht tatsächlich vor einer schwierigen Entscheidung. Eine öffentliche Erklärung zugunsten des Cordon Sanitaire könnte die antielitäre Aura des Interesses verstärken. Auch die N-VA belässt es lieber dazwischen. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um die flämischen Interessen zu wahren“, sagte N-VA-Präsident De Wever kürzlich. Stimmung.

Wirtschaftlich gesehen gibt es zwischen Voka und dem Interest-Programm nur sehr wenige Berührungspunkte. Aber Politik ist keine Statistik, und ein Regierungsabkommen ist schließlich eine Frage von Geben und Nehmen. Auch in den 1930er Jahren machte Hitler abwegige Versprechungen über die Enteignung von Großgrundbesitzern und Steuererhöhungen. Am Ende ist nicht viel dabei herausgekommen. Zwischen Voka und Belang kann sich das gleiche Verständnis entwickeln: Die soziale Komponente des Programms wird beiseite gelegt, die kulturelle Komponente kann fortgeführt werden. Auch diese Option schloss Maertens 2019 nicht aus.

Ob NSDAP und Vlaams Belang vergleichbar sind, bleibt abzuwarten. Abgesehen von einem Einzelgänger wie Jürgen Conings wird die belgische Gesellschaft nicht von paramilitärischer Gewalt heimgesucht. Es gibt keine Gruppe von Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Und während die Gesellschaft damals eng in Massenparteien, links und rechts, organisiert war, leeren sich heute überall die traditionellen Parteien.

Die belgische Situation weist gewisse Besonderheiten auf. Belgien ist eines der wenigen Länder in Europa, in dem die Zivilgesellschaft relativ stark geblieben ist. Das Primat der Wahlpolitik gilt hier weniger. Die N-VA hat die Absperrung nie offiziell unterzeichnet, obwohl sie die gewählten Kommunalbeamten dringend auffordert, keine Listen mit den Belang zu bilden.

Die Gewerkschaften waren einst Partner im Pakt gegen den Block. Wie stellen sie sich einen möglichen Sieg der Partei vor? Wie wollen sie den Kordon aufrecht erhalten, notfalls durch Streiks, Demonstrationen oder Petitionen? Wie wird Voka selbst reagieren? Es ist klar, dass es Grenzen gibt. Aber welches genau? Und vor allem: Mit welcher Strategie lassen sich diese Grenzen effektiv setzen?

Auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Aber man muss sie fragen.

Adelbert Eichel

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