Im Kampf gegen „illegale Einwanderung“ und „islamistischen Terrorismus“ wird Deutschland alle seine Grenzen kontrollieren

Im Kampf gegen „illegale Einwanderung“, „islamistischen Terrorismus“ und „grenzüberschreitende Kriminalität“ führt Deutschland ab kommenden Montag sechs Monate lang Kontrollen an allen Außengrenzen durch. Das gab Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Montag auf einer Pressekonferenz bekannt.

Die Maßnahme ist eine Reaktion auf zwei jüngste tödliche Messerangriffe: Ein syrischer Asylbewerber erstach im vergangenen Monat in Solingen drei Menschen, und im Mai wurde ein Polizist bei einem Angriff auf einen rechtsextremen Islamisten in Mannheim getötet. Viele Deutsche erwarten von der Regierung entschlossenes Handeln. Diese Regierung nannte diese beiden Anschläge ein Zeichen dafür, dass „der islamistische Terrorismus eine der größten Bedrohungen für Deutschland darstellt“.

Letzte Woche kündigte die Koalition ein umfangreiches Paket zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen an, darunter strengere Regeln für den Besitz von Messern, eine verstärkte Nutzung biometrischer Daten zur Feststellung der Identität von Asylbewerbern und strengere Kontrollen von Waffenerlaubnissen. Es gab vor allem Spekulationen über eine strengere Grenzpolitik.

Wie genau die Grenzkontrollen aussehen werden, konnte Faeser am Montag noch nicht sagen. Details folgen nach Angaben der Ministerin später, sie hat jedoch bereits angekündigt, dass sie „keine Zweifel“ an der rechtlichen Machbarkeit des Projekts habe. Haben die Deutschen ihr Vorhaben mit den betroffenen Nachbarländern besprochen? Nein, sagte Faeser entschieden, sie seien „informiert“. Ziel dieser Maßnahme ist unter anderem die sofortige Rückführung illegaler Migranten an die Grenze des europäischen Landes, aus dem sie nach Deutschland reisen. An den Grenzen zu Polen, Österreich, Tschechien und der Schweiz wurde nach Angaben des Ministers bereits 30.000 Flüchtlingen die Einreise nach Deutschland verweigert.

Das sind starke Worte – und starke Maßnahmen – für eine Koalition mit einer deutlich proeuropäischen Haltung. Doch diese Koalition befindet sich in einer schwierigen Situation, seit die rechtsradikale einwanderungsfeindliche Partei AfD im vergangenen Monat die Wahlen in Thüringen gewonnen hat. In Sachsen ist die AfD zur zweitstärksten Partei geworden. Angesichts der bevorstehenden Wahlen im Land Brandenburg verfügt die Regierung nur über wenige Instrumente, um in der Migrationsfrage Entschlossenheit zu zeigen.

„Die Regierung befindet sich in einer desaströsen Lage“, sagt Hanco Jürgens, Forscher am Deutschen Institut in Amsterdam. „Und dieses Kabinett ist auch dafür bekannt, dass es monatelang über jeden Gesetzentwurf streitet. Heute muss er mehr denn je Entschlossenheit und Einigkeit demonstrieren, um glaubwürdig zu bleiben und keine Wähler zu verlieren. Auch die Bundestagswahl im nächsten Jahr muss für diesen Herbst geplant werden. Eine solche Entscheidung bezüglich Grenzkontrollen wird letztlich von nationalen Erwägungen bestimmt.“

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Politische Überlegung

Die Maßnahme wirft immer noch viele Fragen auf, insbesondere ob sie im Rahmen von „Schengen“ rechtlich haltbar ist. Die Politik der offenen Grenzen ist eine der wichtigsten Errungenschaften der europäischen Integration, doch tatsächlich haben mittlerweile rund ein Dutzend europäische Länder aufgrund der erhöhten Terrorgefahr Grenzkontrollen eingeführt.

„Die Frage, die sich heute viele stellen, ist, ob die Maßnahme rechtlich machbar ist, aber in Europa werden rechtliche Fragen oft zu einer politischen Überlegung, noch mehr als in den Niederlanden“, erklärt Adriaan Schout, Europaexperte am Clingendael-Institut. . „Offiziell kann eine solche Maßnahme nur vorübergehend und in Notsituationen gewährt werden, aber auch eine politische Krise kann in der EU einen Notstand darstellen. Wenn die deutsche Politik instabil zu werden droht oder rechtsradikale Parteien in die Hände rechtsradikaler Parteien geraten, könnte dies innerhalb der EU ein Zeichen dafür sein, dass die Grenze der rechtlichen Kontrolle erreicht ist. Vor allem, wenn es um einen so wichtigen und beeindruckenden Verbündeten geht.

Ministerin Marjolein Faber (PVV, Asyl und Migration) findet die deutschen Maßnahmen „sehr verständlich“ und wolle auch „seit einiger Zeit die Grenzkontrolle in den Niederlanden verstärken“, berichtet die Nachrichtenagentur ANP. Faber sagt, er werde mit der deutschen Politik darüber diskutieren, wie beispielsweise der Güterverkehr die Grenzkontrollen ungehindert passieren könne.

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Adelbert Eichel

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