American Football ist in den Niederlanden ein kleiner Sport, aber bei Eredivisionist Groningen Giants zeigt sich die Liebe zum Sport bei einem Heimspiel wirklich. Und Präsident/Spieler/Trainer Jochem Hilberdink möchte diese Liebe weitergeben. „Wir suchen noch bullige Groninger!“ Von Cheerleadern, die durch die Luft fliegen und vor einem lahmen Arnhemmer knien.
Im Sportpark Corpus den Hoorn in Groningen sind die Bälle normalerweise rund. Fußballer von GRC und Groen Geel, Hockeyspieler von GHBS, Baseballspieler von Caribe. Sie alle üben ihren Sport mit so einem langweiligen runden Ball aus. Zusammen haben diese Vereine wahrscheinlich mehr Mitglieder als alle Menschen in den Niederlanden, die sich für die ovale Variante entschieden haben und American Football spielen. Es gibt ungefähr 2.000 von ihnen, mit der nördlichsten Kolonie von Corpus: den stolzen Groningen Giants of the Eredivisionist.
Nischensport
,,Es ist nur ein Nischensport in den Niederlanden“, sagte Jochem Hilberdink vor dem zweiten Spiel des Wettbewerbs in Corpus gegen die Arnhem Falcons. Hilberdink ist eine der treibenden Kräfte hinter den Giants, denn er ist nicht nur Spieler, sondern auch Vereinspräsident und fungiert gelegentlich als Trainer. Dass es sich hier um einen Nischensport handelt, wird deutlich, wenn wir uns die Gegner der Giants genauer anschauen. Arnheim wird diesen Sonntag zu Gast sein und ist nach Lelystad Groningens engster Gegner. Weit reisen also, wenn die Giants ihre Auswärtsspiele bestreiten.
„Wir mieten immer einen Bus. Nicht billig, aber wir haben ein gutes Geschäft mit Drenthe Tours. Beim American Football steht man mit elf Mann auf dem Feld, aber Offense und Defense sind eigentlich getrennte Teams. Inklusive der Weichen haben wir etwa 35 Mann dabei. Unsere Cheerleader fahren auch gerne zu Auswärtsspielen, also sollten wir vielleicht einen Doppeldeckerbus mieten, haha.“
Kein Pé & Rinus, Imca Marina oder Kraantje Pappie
Die zehntausenden Zuschauer und eine Halbzeitshow mit Weltstar Rihanna – auch keine Lokalmatadoren Pé & Rinus, Imca Marina oder Kraantje Pappie – die wir vom Super Bowl kennen, sind nicht dabei, aber die Cheerleader natürlich auch im Heimspiel gegen die Arnhem Falcons. „Was sie machen, sieht gefährlicher aus als das, was wir auf dem Platz machen. Sie sind drei hoch übereinander, haha“, lüftet Hilberdink schon eine Ecke des Schleiers. Es stellt sich heraus, dass es keine ist Wort der Lüge, denn in der Halbzeit fliegen die Damen förmlich durch die Luft.
Auf jeden Fall ist es schön zu sehen, dass wir bei Giants alles tun, um es für die Zuschauer so attraktiv wie möglich zu machen. Ringmaster John Kamminga spielt dabei eine wichtige Rolle. Er selbst spielte zwölf Jahre in der Mannschaft, erklärt nun aber – in perfektem Englisch – am Mikrofon, was auf dem Platz passiert. ,, Ich mag das Spiel sehr, und ich mag auch weiche Schwänze. Das ist also ideal, haha.“
Piss niemals auf den Schiedsrichter
Erklärungen hat er in der ersten Hälfte genug. Wenn zum Beispiel ein verletzter Arnhemmer am Boden liegt, sagt er, die anderen Spieler auf dem Platz und die Ersatzspieler knien aus Respekt. Augenblicke später humpelte der Arnhemmer, unterstützt von einigen Guards, vom Feld und konnte mit Applaus rechnen. „Der Respekt vor anderen ist sehr wichtig. Genau wie beim Rugby beschwert man sich im Gegensatz zum Fußball nie über die Schiedsrichter“, kündigte Hilberdijk vor dem Spiel an.
Kamminga ist auch damit beschäftigt, Touchdowns in der ersten Halbzeit zu benennen, da beide Teams zwei Tore erzielen und es zur Halbzeit auf 14-14 steht. Er tut es auf Englisch, weil das Publikum eine internationale Gruppe ist. Sie hören durchweg viele große amerikanische Akzente. Es sind auch viele Deutsche auf dem Platz. Der Sport ist in Deutschland sehr beliebt. Wir hoffen immer noch, dass eines Tages ein fantastischer amerikanischer Student vorbeigeht, aber es ist noch nicht geschehen. Wir können immer noch schwere Jungs in der Verteidigung einsetzen. Bürger von Burly Groningen können sich melden!“, sagte Hilberdink.
Ohne diese starken Jungs sind die Arnhem Falcons nach der Pause einfach zu stark. Die Giants verlieren 28-23.
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